Julia Extra Band 370
Augenbraue hoch.
Natalie kniff die Augen zusammen. „Meinen Bruder. Ich kann ihn nicht erreichen. Woher soll ich wissen, dass es ihm gut geht?“
„Dein Bruder ist in guten Händen. Jedenfalls solange du tust, was erforderlich ist.“
„Und woher weiß ich, dass du dich an deinen Teil der Abmachung hältst?“
„Du kannst mir vertrauen, Natalie.“
„Ebenso gut könnte ich einer Giftschlange vertrauen“, zischte sie.
Angelo rang sich ein Lächeln ab. „Die wird dich bei der italienischen Justiz aber nicht weiterbringen“, gab er zu bedenken. „Ich hingegen kann mit einer Unterschrift über das Schicksal deines Bruders entscheiden.“ Um seine Worte zu unterstreichen, zückte er seinen Füllfederhalter. „Die Entscheidung liegt bei dir, cara .“
Ihr war deutlich anzusehen, wie sehr sie mit sich kämpfte. Er spürte förmlich die Energie ihrer Wut.
„Du kannst mich zwingen, deinen blöden Ring zu tragen, aber zum Sex kannst du mich nicht zwingen“, stieß Natalie mit vor Zorn bebender Stimme hervor.
„Du wirst meine Frau werden, und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Wenn dir das nicht passt, ist der Deal geplatzt.“
Voller Abscheu musterte sie ihn. „Ich hätte nie gedacht, dass du so tief sinken würdest, Angelo. Wieso ausgerechnet ich? Du könntest jede Frau haben. Aber du suchst dir ausgerechnet eine aus, die dich nicht will. Das ist doch krank!“
Angelo drehte sich mit dem Chefsessel hin und her und ließ Natalie dabei nicht aus den Augen. In ihrer Wut war sie noch schöner und reizvoller. „Mir gefällt die Vorstellung, dich zu zähmen. Du gebärdest dich wie ein wildes Fohlen, das sich aufbäumt und zornig um sich tritt, damit ihm niemand zu nahe kommt.“
Diese Bemerkung entfachte ihre Wut erneut. „Und da dachtest du, du könntest mich mit dem Lasso einfangen und mich dir mit der Peitsche unterwerfen, oder?“ Sie lachte abfällig. „Viel Glück!“
Er grinste lässig. „Du weißt ja, dass ich Herausforderungen liebe, Tatty. Je größer, desto besser.“
Wütend funkelte sie ihn an. „Nenn mich nicht so!“
„Warum nicht? So habe ich dich doch immer genannt.“
Sie entfernte sich möglichst weit von ihm und verschränkte abweisend die Arme. „Ich möchte es aber nicht mehr hören.“
„Ich nenne dich, wie es mir gefällt“, polterte er. „Und sieh mich gefälligst an, wenn ich mit dir rede!“
Natalie dachte gar nicht daran. Stur betrachtete sie ein Gemälde an der Wand. „Fahr zur Hölle!“
Angelo sprang auf, kam zu ihr herüber und wollte ihr eine Hand auf die Schulter legen. Doch Natalie wich geschickt aus und schlug nach der Hand wie nach einem lästigen Insekt.
„Untersteh dich, mich anzufassen!“, fuhr sie ihn an.
Das erregte ihn erst recht. Verlangend betrachtete er die sinnlichen Lippen, mit denen sie ihn früher so heiß und leidenschaftlich geküsst hatte. Sie hatte ihn mit den Lippen umschlossen und bis zur Ekstase getrieben. Mit ihrer heißen Zunge hatte sie seinen Körper entflammt und mit den Händen erregend liebkost. Der Sex mit ihr war einfach unvergesslich.
Seit sie ihn vor fünf Jahren Knall auf Fall verlassen hatte, hatte er auf diesen Moment gewartet – auf die Gelegenheit, ihr vor Augen zu führen, wie sehr sie ihn begehrte, obwohl sie das Gegenteil behauptete. Der wütende Schmerz darüber, aus ihrem Leben ausgeschlossen zu sein, hatte die ganze Zeit an ihm genagt. Dadurch war jede andere Beziehung von vornherein zum Scheitern verurteilt gewesen. Einige hatten nur zwei Verabredungen überdauert, andere waren spätestens nach vier Wochen zerbrochen. Keine Frau konnte ihm geben, was er bei Natalie gefunden hatte. Sie war wie für ihn gemacht, und er war wie für sie gemacht. Er spürte ganz deutlich, dass sie ihn genauso begehrte wie er sie. Dabei hatte er in letzter Zeit schon befürchtet, sich das alles nur eingebildet zu haben.
Noch einmal verlässt sie mich nicht, schwor er sich. Dieses Mal würde er entscheiden, wann er genug von ihr hatte. Vielleicht nach einem Monat, vielleicht nach einem Jahr. Jedenfalls würde er nicht zulassen, dass sie ihm das Herz ein zweites Mal brach. So nah würde er sie nicht wieder an sich heranlassen. Damals hatte er sich Hals über Kopf in sie verliebt und sich die Zukunft mit ihr in den schönsten Farben ausgemalt. Mit ihr an seiner Seite hatte er das Imperium vergrößern wollen, das seine Großeltern und Eltern aufgebaut hatten.
Doch dann hatte sie ihm den Boden unter den Füßen weggezogen.
Es
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