Julia Extra Band 370
und nehme sie gar nicht mehr wahr. Soll ich einen Bodyguard für dich organisieren? Verflixt, daran hätte ich viel eher denken sollen.“
„Ich will keinen Bodyguard. Ich will einfach, dass dieser Albtraum aufhört.“
„Du wirst dich daran gewöhnen, Natalie.“
„Niemals! Was willst du eigentlich hier?“
„Dich zum Abendessen abholen.“
„Und wenn ich keinen Hunger habe?“
„Dann kannst du mir wenigstens Gesellschaft leisten.“
„Vielleicht habe ich dazu aber keine Lust.“
„Hast du dich über die Rosen gefreut?“
Sie drehte sich auf dem Absatz um und ging den breiten Flur entlang. „Ich kann Treibhausblumen nicht leiden. Sie duften nicht einmal.“
„Ich habe dir keine Treibhausblumen geschickt. Sie kommen direkt aus einem Privatgarten.“
Sie murmelte etwas Unverständliches und öffnete die Tür zu einem großen Wohnzimmer. Die geschmackvolle Einrichtung beeindruckte Angelo. Die Farben waren sorgfältig aufeinander abgestimmt. Von der Decke hingen edle Kristalllüster. Zeitlose Antiquitäten harmonierten mit modernen Möbeln.
„Willst du was trinken?“, fragte Natalie herablassend.
„Was trinkst du denn?“
Sie warf ihm einen bedeutungsvollen Blick zu. „Blausäure wäre nicht schlecht.“
Angelo lachte amüsiert. „Das ist nicht ganz nach meinem Geschmack, piccola mia . Hast du Soda und Limettensaft?“
Natalie öffnete einen kleinen Kühlschrank, der sich hinter einer Art-déco-Anrichte verbarg, und füllte Eiswürfel, Sodawasser und Limettensaft in ein Glas. Dann schenkte sie sich Weißwein ein und reichte Angelo angriffslustig sein Glas. „Hoffentlich erstickst du daran!“
Er hob das Glas und brachte einen Toast aus: „Auf eine lange glückliche Ehe.“
„Darauf trinke ich nicht“, sagte Natalie abweisend.
„Worauf dann?“
„Auf die Freiheit.“ Sie stieß mit ihm an und trank einen Schluck, bevor sie sich abwandte und einige Schritte entfernte.
Ihrer angespannten Körperhaltung war anzusehen, wie wütend sie war. „Ich bin auf dem Weg hierher an deinem Atelier vorbeigefahren“, sagte Angelo beiläufig. „Sehr beeindruckend.“
Immerhin wurde er dafür mit einem kurzen Blick über die Schulter belohnt. „Danke.“
„Es gibt da ein Projekt, das dich vielleicht interessiert.“
Nun wandte sie sich doch zu ihm um. „Was für ein Projekt?“
„Ein großes, mit dem sich viel Geld verdienen lässt und das dir viele neue Kunden aus ganz Europa einbringen dürfte.“
„Jetzt hast du mich neugierig gemacht“, gab sie widerstrebend zu.
„Ich besitze ein Ferienhaus in Sorrent an der Amalfiküste. Vor einigen Monaten konnte ich günstig eine Immobilie ganz in der Nähe erwerben, die ich zu einem Luxushotel umbauen lasse. Die Baumaßnahmen sind so gut wie abgeschlossen, jetzt geht es um die Inneneinrichtung. Das wäre doch ein interessantes Projekt für dich.“
„Warum willst du mich damit beauftragen, Angelo?“
„Weil mir deine Arbeit gefällt.“
Natalie lächelte sarkastisch. „Soll das so eine Art Lockmittel sein, falls ich im letzten Moment doch noch einen Rückzieher mache?“
„Du wirst keinen Rückzieher machen. Und wenn du ein braves Mädchen bist, wäre ich sogar bereit, alle meine Hotels exklusiv mit deiner Bettwäsche auszustatten. Aber nur, wenn du dich anständig benimmst.“
Sie bedachte ihn mit einem hasserfüllten Blick. „Das Talent zum Erpressen scheint dir im Blut zu liegen. Vor fünf Jahren ist mir diese Skrupellosigkeit gar nicht aufgefallen.“
„Die ist auch neu“, sagte er ausdruckslos und trank noch einen Schluck.
„Oh.“ Sie presste die Lippen zusammen. „Wie auch immer, ich muss erst darüber nachdenken. Ich habe momentan ziemlich viel zu tun.“
„Wie tüchtig ist eigentlich deine Assistentin?“, wollte Angelo wissen.
„Ausgesprochen tüchtig. Über kurz oder lang werde ich ihr das internationale Geschäft anvertrauen.“
„Deine Flugangst schränkt dich ganz schön ein, oder?“
„Ich komme schon klar“, meinte Natalie ausweichend.
Interessiert hob Angelo ein kleines gerahmtes Bild von einem antiken Beistelltisch. „Ist das ein Kinderfoto von Lachlan?“
Ein Anflug von Trauer und Schmerz huschte über ihr Gesicht, als sie einen Blick auf das Foto warf. „Nein“, antwortete sie einsilbig.
Behutsam stellte Angelo das Bild zurück, ohne weiter nachzufragen, und warf einen Blick auf seine Armbanduhr. „Wir sollten uns langsam auf den Weg machen. Ich habe für acht Uhr einen Tisch
Weitere Kostenlose Bücher