Julia Extra Band 370
war ihm egal, ob sie ihn hasste, weil er sie zwang, ihn zu heiraten. Er begehrte sie, und er würde sie sich nehmen. Natürlich würde er dafür sorgen, dass sie es auch wollte. Gewalt würde er ihr ganz sicher nicht antun. Hinter der unnahbaren Fassade versteckte sich eine leidenschaftliche junge Frau. Vor fünf Jahren hatte er ihre Leidenschaft entfesselt, und er würde es wieder tun.
„Du wirst mich förmlich anflehen, dich zu berühren, cara “, sagte er rau. „So wie du es früher getan hast.“
Sie musterte ihn verächtlich. „Siehst du denn nicht, wie sehr ich dich hasse?“
„Ich sehe Leidenschaft, keinen Hass.“
Natalie atmete tief durch und wich zurück. „Und wann willst du deinen lächerlichen Plan umsetzen?“
„Wir heiraten Ende nächster Woche“, teilte er ihr mit. „Warum länger warten?“
„Nächste Woche?“, fragte sie verblüfft. „Wozu die Eile?“
Angelo hielt ihren Blick fest. „Weil ich weiß, wie du tickst, Natalie. Ich will kein Risiko eingehen. Je eher wir verheiratet sind, desto besser für deinen Bruder.“
„Darf ich zu ihm?“
„Nein.“
„Warum nicht?“
„Er darf keinen Besuch empfangen.“
„Wie bitte? Das verstößt gegen die Menschenrechte.“
„Es ist besser für ihn. Du wirst ihn noch früh genug sehen. In der Zwischenzeit sollte ich wohl deine Eltern kennenlernen.“
Das schien sie zu beunruhigen. Doch sie hatte ihre Gefühle gleich wieder im Griff. „Wozu?“
„Das gehört sich doch so, oder? Meine Eltern wollen dich auch kennenlernen. Und meine Großeltern, Onkel, Tanten, Vettern und Kusinen.“
Natalie warf ihm einen besorgten Blick zu. „Kommen die etwa auch alle zur Trauung?“
„Selbstverständlich. Am kommenden Dienstag fliegen wir nach Rom. Die Hochzeit findet am Sonnabend statt, und zwar in der Villa meiner Großeltern. Die Privatkapelle wurde eigens zu ihrer Trauung vor sechzig Jahren erbaut.“
„Sagtest du ‚fliegen‘?“, fragte sie entsetzt.
„Ja. Im firmeneigenen Jet.“
„Ich fliege nicht“, erklärte sie knapp.
„Was soll das heißen?“ Angelo sah sie forschend an.
Sie wich seinem Blick aus und umklammerte schützend ihren Körper. „Dass ich nicht fliege.“
Angelo stutzte. Er erinnerte sich an zurückliegende Reaktionen von Natalie, die er merkwürdig gefunden, jedoch nicht weiter beachtet hatte. Jetzt wurde ihm einiges klar. „Deshalb hast du gestern auch den Zug nach London genommen. Und als ich vor fünf Jahren im Billigflieger mit dir nach Malta wollte, hast du behauptet, du könntest dir das Ticket nicht leisten. Und einladen durfte ich dich auch nicht. Ich weiß noch genau, wie heftig wir uns damals gestritten haben. Du hast tagelang nicht mit mir geredet. Es ging dir gar nicht um deine Unabhängigkeit. Du hast Angst vorm Fliegen, cara .“
Angespannt sah Natalie aus dem Fenster. „Jetzt sag schon, dass du mich für durchgeknallt hältst. Du wärst nicht der Erste.“
Angelo atmete tief durch. „Ach, Natalie, warum hast du mir das nicht eher gesagt?“
„Hallo, ich bin Natalie Armitage und habe Angst vorm Fliegen. Ungefähr so? Das hätte dich damals in der Bar ganz sicher vom Hocker gehauen“, spöttelte sie.
„Deine unwiderstehlichen Augen haben mich vom Hocker gehauen, wenn du es genau wissen willst. Und wie du den schmierigen Typ, der dich abschleppen wollte, hast abblitzen lassen.“
Bei der Erinnerung an ihre erste Begegnung schien sie sich etwas zu entspannen. „Du hättest dich gar nicht als Macho aufspielen müssen, um den Kerl zu vertreiben. Ich hätte das auch allein geschafft“, sagte sie leise.
„Der Typ war betrunken. Es hat mir richtig Spaß gemacht, ihn auf die Straße zu befördern“, erzählte Angelo.
Natalie wandte sich zu ihm um. „Ich möchte nicht fliegen, Angelo. Mit dem Auto bin ich innerhalb von zwei Tagen in Rom. Du kannst ja fliegen, wenn du nicht so viel Zeit hast.“
Hinter ihrem kühlen Blick verbarg sie ihre Angst, das spürte Angelo. Langsam fragte er sich, ob er Natalie vor fünf Jahren überhaupt richtig gekannt hatte. Offenbar nicht, denn sonst wären ihm ihre Ängste schon damals aufgefallen. Dabei bildete er sich doch so viel auf seine Menschenkenntnis ein! Allerdings war es auch besonders schwierig, aus Natalie schlau zu werden. Sie hatte einen so vielschichtigen Charakter. Wahrscheinlich würde es viele Jahre dauern, sie richtig kennenzulernen.
„Ich werde die ganze Zeit bei dir sein“, versprach er. „Ich würde niemals zulassen, dass
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