Julia Extra Band 370
reserviert.“
„Ich habe doch gesagt, dass ich nicht mitkomme.“
„Und ich habe dir geraten, dich zu benehmen, cara . Du wirst mich begleiten und vor Glück strahlen, wie es sich für eine verliebte Braut gehört, oder dein Bruder wird die Zeche zahlen.“
Vor Zorn bebend schleuderte Natalie ihm ins Gesicht: „Ich war noch nie verliebt! Wie soll ich Gefühle vorspielen, die ich nicht kenne?“
Angelo musterte sie unnachgiebig. „Dir wird schon was einfallen.“ Er stellte sein Glas neben dem kleinen Bilderrahmen ab. „Ich warte im Wagen auf dich.“
Erst als er das Haus verlassen hatte, nahm sie sein Glas und wischte die Feuchtigkeit fort, die es auf der Oberfläche des Beistelltischs hinterlassen hatte. Dabei fiel ihr Blick auf Liams Foto, das am Strand aufgenommen worden war. Der Kleine hielt Eimer und Schaufel in den Patschhändchen und lächelte fröhlich in die Kamera. Wenige Stunden später war er tot. Natalie erinnerte sich noch genau, wie aufgeregt Liam gewesen war, als er zum ersten Mal Muscheln am Strand gefunden hatte. Mit denen hatten sie die Sandburg dekoriert, die sie gemeinsam gebaut hatten. Anschließend waren sie zu ihren Eltern an den Pool gegangen, um sich den Sand abzuspülen. Ihre Mutter war ins Haus gegangen, um sich hinzulegen, ihr Vater hatte Liam in ihrer Obhut gelassen, um einen wichtigen Anruf zu erledigen.
Mit bebenden Händen schob sie den Bilderrahmen an den richtigen Platz zurück. Dann seufzte sie tief und zog sich fürs Abendessen um.
Angelo hatte ein Restaurant gewählt, das sich großer Beliebtheit bei den Reichen und Schönen erfreute. Bei Natalies zurückliegenden Besuchen hatte niemand besondere Notiz von ihr genommen. Doch dieses Mal ging ein Raunen durchs Restaurant, als sie mit Angelo auftauchte. Einige Gäste schossen sogar Handyfotos.
Vergeblich versuchte Natalie, Angelos stützende Hand im Rücken zu ignorieren. Die Berührung löste ein Prickeln in ihrem ganzen Körper aus. Noch immer war sie Angelos sinnlicher Ausstrahlung machtlos ausgeliefert.
Der Ober führte sie zu ihrem Tisch, reichte ihnen die Speisekarten und eilte davon, um die gewünschten Getränke zu holen.
Natalie vertiefte sich in die Lektüre der Karte, obwohl sie keinen Appetit hatte. Die Schrift verschwamm vor ihren Augen. Sie konnte noch immer nicht recht fassen, dass sie tatsächlich mit Angelo zusammen an einem Tisch saß. Nach Beendigung der Beziehung hatte sie sich sehr bemüht, die räumliche und seelische Distanz zu Angelo zu wahren. Nun befand sie sich erneut in seiner Welt und hatte keine Ahnung, wie sie wieder herauskommen sollte. Wie lange würde die Ehe bestehen? Angelo hatte sie einmal geliebt, doch aus Liebe heiratete er jetzt bestimmt nicht. Eher aus Rache.
Fünf Jahre hatte er auf diese Chance gewartet. Nun bot Lachlan ihm die perfekte Gelegenheit, sich an ihr zu rächen, weil sie ihn verlassen und dadurch seinen Stolz verletzt hatte. Wie lange wollte er seine Rache auskosten? Irgendwann musste er diese lieblose Ehe doch beenden, nicht zuletzt weil er Einzelkind war und seine Eltern auf einen Erben hofften. Mit seinen knapp vierunddreißig Jahren wurde es langsam Zeit, für Nachkommen zu sorgen. Sie war als Mutter seiner Kinder völlig ungeeignet, weil sie nicht das liebende gehorsame Weibchen war, das er sich offenbar vorstellte.
„Ernährst du dich noch immer streng vegetarisch?“, fragte Angelo.
Natalie sah ihn über die Speisekarte hinweg an. „Gelegentlich esse ich auch mal Fisch oder Hähnchen“, gestand sie, leicht schuldbewusst. „Inzwischen bin ich nicht mehr so radikal. Ich habe eingesehen, dass man ab und an Kompromisse eingehen muss.“
„Tatsächlich? In welcher Hinsicht?“, fragte er neugierig.
Sie klappte die Speisekarte zu. „Spontan fällt mir kein Beispiel ein. Aber mach dir keine falschen Hoffnungen. So sehr habe ich mich nicht geändert.“
„Mit anderen Worten, du willst noch immer keine Kinder.“
Ein heftiger Schmerz durchzuckte sie. Als sie vor einigen Wochen Isabels neugeborene Tochter im Arm gehalten hatte, war ihr Mutterinstinkt erwacht. Gleichzeitig hatten die alten Schuldgefühle sich sofort wieder Bahn gebrochen. „Nein, will ich nicht“, antwortete sie leise.
„Deine Karriere geht dir wohl über alles“, vermutete er.
„Ja, das kann man so sagen.“ Sie trank einen Schluck, denn inzwischen hatte der Ober die Getränke serviert.
Angelo hielt ihren Blick fest. „Und später? Wenn du älter bist und deine biologische Uhr
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