Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Julia Extra Band 370

Julia Extra Band 370

Titel: Julia Extra Band 370 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikki Logan , Lucy Monroe , Melanie Milburne
Vom Netzwerk:
Verzweiflung auf der Beerdigung waren nur eine Momentaufnahme gewesen. Hochdramatisch wie eine Theaterszene. Nichts davon war echt gewesen. Eigentlich erstaunlich, dass er noch immer jedes Jahr Geld für die Domain herausrückte.
    Die Domain …
    Shirley brauchte bloß ein paar Minuten, um das Unternehmen ausfindig zu machen, unter dem die Website eingetragen war. „Molon Labe Enterprises“. Das musste er sein. Er hatte viel für die Spartaner übriggehabt – damals, als sie ihn gekannt hatte.
    Ihn beobachtet hatte.
    Das Unternehmen hatte seinen Sitz hier in Sydney. Sie durchstöberte die Webseite, sah sich die Gesichter der Manager an. Er war nicht dabei. Enttäuscht wählte Shirley die Firmennummer.
    „Mr Tennant nimmt keine Anrufe entgegen“, sagte die Empfangsdame.
    Wirklich? So beschäftigt und wichtig? „Könnten Sie mir bitte seine E-Mail-Adresse geben?“
    Fast eine Minute lang erklärte ihr die Frau, warum das nicht ging. Shirley legte auf. Aber sie gab sich längst nicht geschlagen. Schließlich verdiente sie ihren Lebensunterhalt damit, Informationen aufzuspüren. Und sie wollte herausfinden, warum er sein Versprechen von vor zehn Jahren vergessen hatte.
    Zwei Stunden vergingen, bevor sie sich zurücklehnte und stirnrunzelnd auf den Bildschirm sah. Bei ihrer Onlinesuche war sie überall auf Bilder von ihm gestoßen, die bis zu sechs Jahre zurückreichten. Die Fotos zeigten ihn, wie er am Arm irgendeiner Blondine – immer eine Blondine – aus verschiedenen Nachtklubs wankte. Wer wen stützte, war schwer zu sagen, aber die Sicherheitsleute waren stets zur Stelle, um ihnen den Abgang leichter zu machen.
    Starr blickte Shirley eins der Bilder an. Er sah überhaupt nicht so aus wie der Hayden Tennant, den sie in Erinnerung hatte. Früher war er auf nachlässig getrimmt hip gewesen. Glatt herunterhängendes Haar, Pullover mit Löchern und oft barfuß. Ein Künstlertyp. Damals hatte Shirley so für seinen persönlichen Stil geschwärmt, wie es nur eine liebeskranke Vierzehnjährige konnte.
    Jetzt trug er teure Sachen, für ihn maßgeschneidert und perfekt wie die Frauen, die seine schicken Anzüge und Autos schmückten.
    Tja, jeder wurde wohl irgendwann erwachsen.
    Sie ging zurück auf die Website von Molon Labe und schrieb die Adresse auf. Möglicherweise fiel es der Empfangsdame schwerer, sie abzuwimmeln, wenn sie vor ihr stand. Obwohl sie noch keine Ahnung hatte, was sie sagen würde, falls sie Hayden sah.
    Oder warum sie es wollte.
    Vielleicht damit sie ihn fragen konnte, warum er noch kein einziges Kästchen angekreuzt hatte. Vielleicht, weil sie es ihrer Mutter schuldig war.
    Oder auch nur, damit sie endgültig mit ihrer Kindheit abschließen konnte.

1. KAPITEL
    „Bitte sag, dass du eine Stripperin bist.“
    Seine Stimme klang heiser und schläfrig, als hätte sie ihn geweckt. Es war ein warmer, windstiller Tag, und allem Anschein nach lag Hayden Tennant schon ziemlich lange im Gras hinter seinem Cottage.
    Plötzlich hatte Shirley das Gefühl, dass dieser Besuch eine ganz schlechte Idee gewesen war. Nervös holte sie Luft. „Hast du eine erwartet?“
    Er musterte sie. „Nein. Aber ich habe gelernt, ein Geschenk des Himmels nicht infrage zu stellen.“
    So schlagfertig wie früher. Er war zwar reifer geworden, doch er war immer noch Hayden.
    Irgendwo im Innern.
    Shirley zwang sich, nicht an ihrem schwarzen Kleid zu zupfen. Es war das zahmste Teil ihrer Garderobe. „Ich bin keine Stripperin.“
    Er ließ den Kopf zurücksinken und schloss wieder die Augen. „Was für eine Enttäuschung.“
    Minuten vergingen. Shirley nutzte die Gelegenheit, ihn anzusehen. Noch immer war er schlank. Oberhalb der Lippe und an der Kinnspitze ein sorgfältig gepflegter Dreitagebart. Das blonde Haar war jetzt kürzer und etwas dunkler.
    Wütend starrte sie ihn an. War er wieder eingeschlafen?
    „Ich habe nichts vor“, murmelte er. „Ich kann das den ganzen Tag durchziehen.“
    Sie stellte sich sehr gerade hin und war dankbar für jeden Zentimeter, um den ihre kniehohen Stiefel sie größer machten. „Ich auch.“
    Hayden öffnete wieder die Augen und hob den Kopf. „Wenn du nicht für mich strippen willst, was willst du dann hier?“
    Charmant. „Dir ein paar Fragen stellen.“
    „Bist du Journalistin?“
    „Eigentlich nicht.“
    „Ja oder nein?“
    „Ich schreibe für einen Blog.“ Untertreibung. „Aber in dieser Eigenschaft bin ich nicht hier.“
    Hayden setzte sich auf. „Wie hast du mich

Weitere Kostenlose Bücher