Julia Extra Band 370
sagen sollen.“
Er presste die Lippen zusammen. „Normalerweise hätten wir das im Voraus festgelegt.“
„Dann muss das ja jetzt unangenehm für dich sein. Sehr lästig.“
„Shirley …“
„Aber wir haben es doch eigentlich festgelegt, stimmt’s? Solange die Liste weiterging, ging es mit uns weiter.“
„Und das passt dir immer noch?“, fragte Hayden stirnrunzelnd.
„Ja, sicher.“
„Sieh mir in die Augen, wenn du es sagst.“
Wütend funkelte sie ihn an. „Sei nicht so eingebildet, Hayden.“
Sein Gesichtsausdruck wurde finster. „In Ordnung.“
Hinter ihr räusperte sich jemand. Shirley drehte sich um und sah Eric verwirrt an. Wie hatte sie ihn vergessen können?
„Ich zeige Dave den Stein. Ich glaube, du hast etwas gefunden.“
Wirklich? Sollte sie jetzt nicht furchtbar aufgeregt sein? Und warum war sie es nicht?
Eric eilte zum Transporter.
„Was hast du gefunden?“, fragte Hayden.
Sie zuckte die Schultern. „Dinosaurus shirleii.“
Unwillkürlich lächelte er trotz der Spannungen zwischen ihnen. Dann schüttelte er den Kopf. „Du bist unbegreiflich, Shirley. Nichts berührt dich.“
Nicht, wenn sie es nicht zuließ.
Der Tag zog sich hin, ebenso das Abendessen. Shirleys Stein war tatsächlich ein Fossil – ein fünfzigtausend Jahre alter Zeh von etwas, was Donnervogel genannt wurde.
„Dromornis stirtoni“ , fügte der Projektleiter hilfsbereit hinzu. „Der größte Vogel in Australien. Drei Meter groß.“
„Selten?“, fragte Shirley hoffnungsvoll.
„Ziemlich häufig vorkommend.“
„Und kein Dinosaurier?“
„Ungefähr einhundert Millionen Jahre zu jung dafür.“
Sie seufzte und blickte Hayden an.
Er presste die Lippen zusammen.
Großartig.
Sie beteiligte sich wieder am Gespräch.
„Es ist spät“, sagte der Projektleiter schließlich. „Ich gehe ins Bett.“
Rasch blickte Shirley zu ihrem Zelt. Sie hatte daran gedacht, die ganze Nacht aufzubleiben, aber sie trug schon alles übereinander, was sie mitgebracht hatte, und es hielt die Kälte nicht länger ab. Sie zitterte sogar am Feuer.
„Los, Shirley. Sehen wir zu, dass du warm wirst.“
„Mir geht es gut.“
„Natürlich. Für einen Schneemann.“ Hayden stand auf. „Na los.“
Sie wünschten den anderen, die noch am Feuer sitzen blieben, eine gute Nacht und liefen zu ihrem Zelt. Schließlich kam die Stunde der Wahrheit …
„Und was jetzt?“, fragte Shirley.
„Jetzt schlafen wir?“
„Ist das alles?“
„Möchtest du, dass das alles ist?“ Sein Blick wurde wachsam.
Nein. Aber es musste sein. „Du klingst überrascht.“
Hayden blickte sie nachdenklich an. „Weil ich dir geglaubt habe, als du gesagt hast, du wüsstest, dass es nach dieser Tour zwischen uns aus ist.“
„Ich weiß es, ja.“
„Warum ist diese Nacht dann anders als irgendeine frühere, die wir zusammen verbracht haben? Warum kann ich dich nicht in meine Arme ziehen und wundervoll langsam Abschied von dir nehmen – so, wie es sein sollte?“
„Weil wir fertig miteinander sind. Das haben wir heute auf dem Plateau entschieden.“
„Wir haben festgestellt, dass diese Reise unsere letzte ist“, räumte Hayden ein. „Fertig miteinander sind wir erst, wenn ich dich vor deiner Haustür absetze.“
Shirley sah ihn fassungslos an. „Im Ernst? Bis zum allerletzten Moment? Nur damit du noch einmal Sex haben kannst?“
„Hier geht es nicht um Sex.“
„Doch, natürlich.“
„Es geht darum, dass dir unsere Beziehung mehr bedeutet, als du zugeben willst. Wenn es dir nämlich wirklich nicht wichtig wäre, dann würde es dich nicht beunruhigen, jetzt mit mir zu schlafen.“
„Nein. Du willst aus etwas Gutem das Letzte herausholen.“ Und es war unglaublich dumm von ihr gewesen, sich darauf eingelassen zu haben.
Haydens Miene wurde ausdruckslos. „Meinst du, ich habe Probleme, Frauen kennenzulernen, Shirley?“
Sie hatte ihn nie gefragt, ob er andere Frauen traf. Sie hatte es nicht wissen wollen. Zu fragen hatte nur einen Sinn, wenn sie seiner Antwort traute. Und in ihrem Innersten fürchtete sie, dass sie Hayden nicht trauen konnte.
„Ich bin sicher, dass sie bei einem reichen, gut aussehenden Mann Schlange stehen, ganz gleich wie seelisch geschädigt er ist.“
„Selbst im Glashaus sitzen und mit Steinen werfen?“
„Ich bin nicht geschädigt.“ Nicht im selben Ausmaß jedenfalls.
„Oh, bitte … Sieh dir an, was du alles treibst, um es einer Frau recht zu machen, die seit zehn Jahren tot ist.
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