Julia Extra Band 370
Deine Berufswahl. Deine Männer.“
„Welche Männer?“
„Genau. Und wenn du einem nachgibst, dann ist es oberflächlich, bindungsfrei. Du versteckst dich vor der Welt.“
Wütend blickte Shirley ihn an. „Für jemanden, der zwei Jahre lang sein Cottage nicht verlassen hat und nie eine feste Beziehung hatte, findest du bei anderen sehr schnell Fehler.“
„Ich weiß, warum ich abgetaucht bin. Kannst du dasselbe von dir behaupten? Warum versteckst du dich hinter deinem Job? Hinter den verrückten Outfits?“
„Es ist nur Mode, Hayden.“
„Es ist eine Verkleidung. Wovor schützt du dich damit? Du vermeidest es, dich Leuten zu öffnen. Was sollen sie nicht sehen?“
Unzulänglichkeiten. Jemanden, der nicht gleichwertig ist. „Ich bin verwirrt, Hayden. Vor ein paar Minuten warst du noch dafür, es leichtzunehmen, jetzt kritisierst du mich, weil ich mich nicht binden will. Du kannst nicht beides haben.“ Shirley wollte es bedauern, dass sie überhaupt Ja dazu gesagt hatte, mit ihm zu schlafen. Aber sie konnte nicht. Er hatte sie in mehr als einer Hinsicht zu sehr berührt. Trotzdem: Sie würde sicherstellen, dass es nie wieder passierte.
„Dieses Gespräch bestärkt mich nur in meinem Entschluss, es jetzt zu beenden.“ Sie begann, ihre Sachen in ihren Rucksack zu stopfen.
„Was soll das?“
„Ich packe. Ich bleibe nicht hier.“
„Und wohin willst du? Wir sind mitten in der Wüste.“
Da war etwas dran. Sie kannte die Archäologen wohl kaum gut genug, um bei einem von ihnen unterzukriechen. Also der Rücksitz eines der Transporter. „Ich habe ein Fossil gefunden. Also ist die Liste, soweit machbar, vollständig. Wir sind fertig.“
„Du wirst da draußen halb erfrieren.“
Leider hatte Hayden recht. „Ich kann nicht bleiben.“
„Warum nicht?“
„Weil es sich falsch anfühlt“, flüsterte Shirley.
„Du hast mir eine lockere Beziehung ohne irgendeine Verpflichtung angeboten. Ich habe dich nur beim Wort genommen.“
Ja – bevor sich ihre Gefühle geändert hatten. Oder sie hatten sich gar nicht geändert, und sie sah sie jetzt erst klar … Hatte sie sich etwa schon an jenem allerersten Tag in ihn verliebt? Oder war sie ihn nicht mehr losgeworden, seit sie vierzehn war?
Der Ausflüchte überdrüssig, hob Shirley das Kinn. „Bist du wirklich wie eine Maschine, Hayden? Gefühle, die etwas verkomplizieren, hast du einfach nicht?“
Seine Miene wurde maskenhaft starr. „Darum ging es bei uns nicht.“
„Und deshalb wirst du mich nicht vermissen? Du wirst dich nicht fragen, was hätte sein können?“
Er antwortete nicht. Aber er sah aus, als wünschte er, dass die Antwort Nein war.
„Und du willst das in zwanzig Jahren immer noch so machen? In dreißig? Bis an dein Lebensende jede emotionale Beziehung vermeiden und allein bleiben?“
„Das ist der Plan.“
Ratlos blickte Shirley ihn an. Verzweifelt. Niemand wollte allein sein. Nicht wirklich. Dann kam ihr ein Gedanke. „Du hast gesagt, du wüsstest, warum du vor zwei Jahren abgetaucht bist. Steht das damit in Zusammenhang?“
„Ich habe gesagt, dass ich es weiß. Nicht dass ich die Absicht habe, es jemandem mitzuteilen.“
Shirley gab auf und packte weiter.
„Okay. Du bleibst hier, und ich schlafe im Transporter“, bot Hayden an.
„Du glaubst, dass dein Gefrierpunkt niedriger ist als meiner?“
„Es gibt Leute, die dir versichern würden, dass ich ohnehin schon eiskalt bin.“
„Den wirst du brauchen.“ Shirley warf ihm einen Schlafsack zu. Hayden fing ihn auf und sah sie verwirrt an. Hatte er nicht damit gerechnet, dass sie einverstanden war? „Es sei denn, das war nur ein Lippenbekenntnis?“, fragte sie herausfordernd.
Ein seltsamer Ausdruck huschte über sein Gesicht, während er rückwärts nach draußen in die Kälte ging. „Danke.“
„Bis morgen früh“, sagte Shirley tapfer lächelnd und zog den Reißverschluss des Zelts zu. Dann sank sie auf die Luftmatratze.
Was Hayden behauptet hatte, stimmte. Sie war ebenso geschädigt wie er.
Um es einer Frau recht zu machen, die seit zehn Jahren tot ist.
Harte Worte. Aber tat sie das? Es ihrer Mutter recht machen? In den schrecklichen Wochen nach der Beerdigung war die Liste wie ein Rettungsanker gewesen, etwas, worauf sich Shirley konzentrieren konnte. Später, als junge Frau, war es mehr darum gegangen, ihre Mutter zu ehren. Und dann hatte sie die Liste aus Prinzip zum Abschluss bringen wollen.
Zumindest hatte sie geglaubt, es ginge ums Prinzip.
Um
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