Julia Extra Band 370
würde.
Hayden betrachtete auf seinem Laptop ihre und seine eigenen Einträge auf www.remembermrsmarr.com. Shirley hatte fünf Punkte Vorsprung gehabt, bevor er angefangen hatte, sich selbst darum zu bemühen.
Er kreuzte auf der Website „Nach einem Dinosaurierfossil suchen“ an. Das ließ für Shirley nur noch die drei übrig, die nicht zu verwirklichen waren. Mount Everest, ein Enkelkind und von einer Berührung hingerissen sein.
Die Expedition in die Wüste bedeutete, dass es danach keinen Grund mehr für Shirley und ihn gab, zusammen zu sein. Kein Zusammensein mehr, kein Sex mehr. Kein Sex mehr, keine Einblicke mehr in das Denken und Fühlen der faszinierendsten Frau, die er jemals kennengelernt hatte. Und wenn er erst einmal fasziniert war und nicht mehr davon loskam …
Wahrscheinlich nur gut, dass es vorbei war.
„Hallo.“ In jeder Hand einen Kaffeebecher, schob sich Shirley ins Zelt. Sie war wieder Shirley, normal geschminkt und eher schlicht gekleidet. Und sie sah natürlich und strahlend aus.
Fast vorbei, sagte sich Hayden.
Ein Wochenende hatte er noch. Eine letzte Gelegenheit, gierig zu sein. Er würde sich das Ende nicht herbeiwünschen, bevor es wirklich sein musste. Hastig löschte er das Kreuz im Kästchen.
Shirley setzte sich im Schneidersitz neben ihn und reichte ihm einen Becher. „Frisch gekocht.“
„Danke.“
„Was machst du da?“ Sie beugte sich herüber, um auf seinen Bildschirm zu blicken.
„Ich besuche die Liste. Du hast sie nicht auf den neuesten Stand gebracht.“
„Nein. Ich kreuze in meinem Notizbuch an.“
„Nur für dich?“
Shirley sah zu Boden, dann richtete sie ihre grünen Augen auf Hayden. „Ich hätte es immer nur für mich tun sollen. Was andere tun, hätte keine Rolle spielen sollen. Es war unfair, dich dazu zu drängen.“
„Das meinst du doch nicht im Ernst? Ohne dich würde ich mir jetzt nicht in der Wüste einen abfrieren!“, erwiderte er betont locker.
Sie lächelte. „Aber es ist schön hier, trotz der Kälte. Kannst du dir vorstellen, wie viele Lebewesen in dem uralten Sediment begraben sind?“
Das Team hatte schon viele alte Knochen freigelegt, aber keine von Dinosauriern. Noch nicht.
Die Museumsleute hatten bereitwillig zwei ungelernte Assistenten für das lange Wochenende aufgenommen und fanden sogar Aufgaben für sie. Niemand hier wusste, dass sie Shiloh war und Hayden Geld wie Heu hatte. Für das Team waren sie einfach hoffnungslos begeisterte Dinosaurierfans.
„Enthusiasmus können wir immer brauchen“, hatte der Projektleiter gesagt, als sie sich beworben hatten. Und Shirley hatte gestrahlt.
„Wann fahren sie raus?“, fragte Hayden.
„Sobald sie den höchstmöglichen Koffeinpegel erreicht haben.“ Sie suchte etwas in ihrem Rucksack, kramte herum, warf Dinge auf die Luftmatratze. Ihre gemeinsame Doppelluftmatratze, schließlich war wieder „Liste-Zeit“. Alle paar Wochen für eine Weile der Himmel auf Erden. Dazwischen kaum Kontakt.
Die ideale Beziehung.
Shirleys Stapel wuchs. Ein Ersatz-T-Shirt, Kamera, Notizbuch, Wasserflasche, Sonnenschutzcreme. Was eine Frau so benötigte für einen Tag in der Wüste.
„Bin sofort zurück.“
Hayden hob mit dem Fuß die Zeltklappe an, um zu sehen, wohin Shirley ging. Das Waschzelt. Sein Rucksack war schon gepackt, deshalb griff er nach ihrem und stopfte die ganzen Sachen wieder hinein. Dabei rutschte das Notizbuch vom Stapel und er schlug es auf.
Ihre Liste!
Schuldbewusst sah er sie sich an. Shirley hatte dreizehn von fünfzehn Punkten angekreuzt. Sogar schon die Suche nach einem Dinosaurierfossil.
Einen Moment mal … Dreizehn? Hayden fuhr mit dem Zeigefinger über die Seite und stoppte jäh.
Von einer Berührung hingerissen sein.
Seine erste Reaktion war Selbstgefälligkeit. Shirley war von seiner Berührung hingerissen. Seiner. Unmöglich zu sagen, wann sie das angekreuzt hatte. Seit ihrer ersten gemeinsamen Nacht auf der Paxos hatte er sie viele Male berührt. Dann der Gondeltag. Und die vergangenen zwei Tage.
Gleich nach der Selbstgefälligkeit überrollte ihn eine Welle von Angst.
Das hatte keine Frau angekreuzt, die ihr Zusammensein ganz locker sah, die damit zufrieden war, Wochen zwischen den Treffen vergehen zu lassen. Oder die seelenruhig mit ihrem Leben weitermachen würde, wenn der Moment des Abschieds kam.
Die Angst wurde größer.
Shirley hatte das angekreuzt, weil ihr die Treffen wichtig waren. Es bedeutete etwas.
Nicht etwas. Alles.
Hayden schob das
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