Julia Extra Band 370
um auf ihn aufzupassen. Das war deine Verantwortung, aber du musstest ja das nächste Rendezvous mit einer deiner Affären verabreden,“
Das Gesicht ihres Vaters lief rot an. „Verschwinde!“ Wütend zeigte er auf die Tür. „Hau ab! Sonst befördere ich dich eigenhändig hinaus.“
Unbeeindruckt warf sie ihm einen vernichtenden Blick zu. „Das wagst du nicht. Dazu bist du viel zu feige. Wer hat sich jahrelang hinter seiner unschuldigen Tochter versteckt? Damit ist jetzt Schluss! Von dir lasse ich mir keine Schuldgefühle mehr einreden. Du und Mutter tut mir leid. Ihr habt euer Leben verpfuscht. Ihr wisst ja nicht einmal, was Liebe ist.“
„Natürlich habe ich dich lieb, Natalie“, sagte ihre Mutter und stürzte ihren Drink hinunter, während Natalie zur Tür ging. „Ich habe dich immer geliebt. Obwohl ich mir als erstes Kind einen Jungen gewünscht hatte, habe ich dich geliebt.“
„Wirklich? Und wo bist du dann mein ganzes Leben lang gewesen?“ Natalie verließ das Zimmer. Eine Antwort erwartete sie sowieso nicht.
Angelo versuchte im Garten, Molly stubenrein zu machen. Er hing an seinem Teppich im Arbeitszimmer, den sie wiederholt für ihr Geschäft benutzt hatte. Seit einem Monat war mit Molly nicht viel anzufangen. Inzwischen war er mit seinem Latein am Ende. Die junge Frau, die ihm als Hundetrainerin empfohlen worden war, hatte sich als völlig talentfrei erwiesen. Ihr war es lediglich gelungen, einen Presserummel auszulösen, auf den er liebend gern verzichtet hätte.
Er mochte sich gar nicht ausmalen, was Natalie von den Fotos gehalten haben musste. Der Trennungsschmerz wurde für ihn mit jedem Tag schlimmer. Dagegen waren die Gefühle, die er vor fünf Jahren empfunden hatte, als sie ihn das erste Mal verlassen hatte, gar nichts gewesen. Er liebte sie so sehr und wusste einfach nicht, wie er ohne sie leben sollte. Auch seine Arbeit vernachlässigte er. Ihm fehlte der Enthusiasmus, ein Imperium aufzubauen, wenn er es nicht mit ihr teilen konnte.
Eigene Kinder waren ihm inzwischen auch nicht mehr so wichtig. Er wollte nur seine geliebte Natalie zurückhaben.
Wie oft war er drauf und dran gewesen, sie zurückzuholen, doch er war sich bewusst, dass sie aus freien Stücken zu ihm zurückkehren musste.
„Signore Bellandini?“ Rosa stand in der Terrassentür. „Sie haben Besuch.“
Ärgerlich verzog Angelo das Gesicht. „Sie wissen doch, dass ich nicht gestört werden will, Rosa.“
„Ich glaube, in diesem Fall möchten Sie eine Ausnahme machen.“ Lächelnd wich die Haushälterin zur Seite, um Natalie Platz zu machen.
Angelo blinzelte. Halluzinierte er? Oder war das wirklich Natalie?
Molly war sich ihrer Sache bedeutend sicherer. Laut bellend und mit wehenden Ohren stürzte sie auf ihr geliebtes Frauchen zu.
Strahlend hob Natalie das Hundebaby hoch und schmuste mit ihm.
„Sie hat dich vermisst“, sagte Angelo.
„Sie hat mir auch gefehlt.“ Zärtlich küsste sie Molly auf die Stirn.
Angelo räusperte sich. „Was kann ich für dich tun? Soll ich die Scheidungspapiere unterschreiben? Bist du deshalb hier? Die hättest du auch schicken können.“
Natalie setzte den Welpen auf den Boden und fing Angelos Blick auf. „War es dein Ernst, als du gesagt hast, du würdest mich nie mehr zurücknehmen?“
Angelo versuchte, sich nichts anmerken zu lassen. „Warum fragst du?“
Nervös befeuchtete sie sich die Lippen und senkte den Blick. „Weil ich gehofft habe, dass du das nur gesagt hast, um mich am Gehen zu hindern.“
„Du bist nicht gegangen, Natalie, du bist gerannt.“
Sie biss sich auf die Lippe. „Ich weiß. Aber damit ist jetzt Schluss.“
Noch immer war Angelo auf der Hut. „Warum bist du hier?“
„Weil ich …“ Sie hob den Blick und sah Angelo in die Augen. „Weil ich dir sagen wollte, dass ich dich liebe. Ich wollte es dir schon lange sagen, wusste aber nicht wie.“
Das musste er erst mal verdauen. „Wieso jetzt? Warum nicht vor einem Monat?“
„Ich habe inzwischen mit meinen Eltern geredet. Wie sich herausgestellt hat, hat mein Vater an jenem Tag mit seiner Geliebten telefoniert, nicht mit einem Geschäftspartner.“
Angelo runzelte die Stirn. „Und die ganze Zeit hat er dir die Schuld gegeben?“
„Genau wie meine Mutter. Ich weiß nicht, ob ich ihnen das je verzeihen kann. Ich muss das selbst erst mal begreifen.“
„Ich finde, du solltest jeden Kontakt zu ihnen abbrechen.“
„Aber sie sind doch meine Eltern, Angelo. Ich muss ihnen doch
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