Julia Extra Band 370
amüsiert die Lippen verzog, wurde ihr klar, dass sie noch immer nicht geantwortet hatte.
„Nein … ich meine, ja. Ein Kaffee wäre nett.“
Er bestellte Kaffee bei Jean und lenkte seinen intensiven Blick dann gleich wieder auf Chloe. „Willst du dich nicht setzen?“
Sie schaffte es, einigermaßen sicher in einem der Sessel Platz zu nehmen, und seufzte erleichtert. Aus Chloe würde nie ein guter Pokerspieler werden. Ihre Gefühle waren immer deutlich von ihrem Gesicht abzulesen.
Wieso hat Rhea es eigentlich für eine gute Idee gehalten, dass ich hierher komme? überlegte Chloe. Ach ja, weil Ariston darauf bestanden hat. Und was Ariston will, das bekommt er auch.
Vor zwei Jahren hatte er Chloe nicht gewollt. Jetzt jedoch schon. Oder zumindest das Treffen mit ihr.
„Womit habe ich die Ehre deines Besuches verdient?“, fragte er, nachdem Jean den Kaffee serviert hatte.
„Was soll die Frage?“ Chloe machte keinen Hehl aus ihrem Missmut. „Mit Rhea wolltest du dich ja nicht treffen.“
„Stimmt. Aber das erklärt ja nicht, warum du heute hier bist!“
Offensichtlich gefiel sich Ariston in seiner Rolle als knallharter Geschäftsmann. Vor allem gegenüber der Frau, die die Unverfrorenheit besessen hatte, sich einfach umzudrehen und zu gehen.
Chloe konzentrierte sich darauf, Milch und Zucker in ihren Kaffee zu geben, damit sie Ariston nicht ansehen musste. Würde sie es, wäre sie möglicherweise versucht, ihm den Kaffee ins Gesicht zu schütten. „Musst du da noch fragen?“
„Sonst würde ich es wohl nicht tun, oder?“
Sie weigerte sich, noch weiter unnütze Spiele zu spielen, und sah entschlossen zu ihrem Exmann hoch. „Ich bin sicher, du weißt genau, weshalb ich hier bin. Vermutlich fragst du dich allerdings, welchen Ausgang ich mir davon verspreche. Nun, um offen zu sein, ich erwarte nichts Positives. Aber ich musste es versuchen.“
„Um deines Vaters willen.“ Er sagte es völlig tonlos, was sowohl Gleichgültigkeit als auch Missbilligung ausdrücken konnte. „Für ihn tust du alles.“
Das bittere Auflachen war über ihre Lippen, bevor sie es aufhalten konnte. Hatte Ariston in den drei Jahren ihrer Ehe überhaupt irgendetwas von ihr wahrgenommen? Sie hatte nie vorgegeben, ihrem Vater besonders nahezustehen. Weil dem nicht so war.
Rhea war die unangefochtene Lieblingstochter mit dem ausgeprägten Geschäftssinn, während Chloe die künstlerische Ader ihrer verstorbenen Mutter geerbt hatte.
„Ich habe meinen Vater seit fast zwei Jahren weder gesehen noch gesprochen.“ Den Mann, der sie in die Ehe verkauft hatte, ohne jede Rücksicht auf ihre Gefühle. Als die Ehe zerbrochen war, hatte sie ihm den Großteil der Schuld gegeben. Schließlich hatte ihr Vater diese Heirat arrangiert.
„Das kann ich mir nur schwer vorstellen.“
„So?“ Sie schüttelte den Kopf. Schwer vorstellbar war für sie, dass Ariston wirklich so wenig Ahnung von ihren Gefühlen haben sollte. War ihm denn nie aufgefallen, wie selten sie Kontakt mit ihrem Vater hatte? Die beiden Männer hatten geschäftlich viel miteinander zu tun gehabt und Chloe war sicher, dass Ariston ihren Vater besser kannte als sie es tat. „Eber Dioletis hat sich nur dazu herabgelassen, meine Existenz zu bemerken, als er eine Tochter brauchte, um ein Geschäft abzuschließen, von dem er sich erhoffte, es würde sein untergehendes Unternehmen retten.“
Ihr Vater hatte nicht die Spur bekümmert geklungen, als er ihr telefonisch mitgeteilt hatte, dass ihr Ehemann die Scheidungspapiere hatte aufsetzen lassen. Aber Eber hatte ja auch seine eigenen Pläne gehabt.
„Weißt du, was mein Vater gesagt hat, als ich ihm mitteilte, dass ich nach New York in unser altes Familienhaus zurückkehre?“ Hastig presste Chloe die Lippen zusammen. Sie hatte nie vorgehabt, irgendjemanden von dieser ultimativen Erniedrigung wissen zu lassen. Nicht einmal Rhea hatte sie das anvertraut.
„Nein, was?“ Ariston hatte sofort gespürt, dass ihr ungewollt etwas herausgeschlüpft war.
Verletzt und verloren hatte sie damals den Anruf bei ihrem Vater gemacht, um in das Haus zurückzukehren, in dem sie aufgewachsen war. Um heimzukehren in einen vertrauten, wenn auch nicht unbedingt sicheren Hafen. Aber so war es nicht gekommen. Denn ihr Vater war ein kaltherziger Mann und würde es immer sein. „Ist unwichtig.“
„Das glaube ich nicht, Chloe. Du hast es schließlich aufgebracht.“
Stimmt, hatte sie. Anders als ihr Vater oder Ariston war Chloe nicht erfahren
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