Julia Extra Band 370
würdigen.“
„Du kennst die Stadt?“
„Ich kenne alle Hafenstädte, an denen meine Schiffe anlegen. Aber vor vielen Jahren war ich mit Pappous hier in Urlaub.“
„So, wie du dich anhörst, müssen es schöne Erinnerungen sein.“
„Die guten Erinnerungen aus meiner Kindheit haben alle mit ihm zu tun.“
„Ja, er ist ein wundervoller Mann.“
Und Ariston hatte absolut recht, was die Stadt betraf. Hier herrschte ein mitreißender Trubel, Alt und Neu vereinten sich zu einem faszinierend bunten Kaleidoskop. Chloe schoss ein Foto nach dem anderen.
In einem Schaufenster hing ein Bild, ein Aquarellgemälde des Hafens, das ihr sofort gefiel. Ariston ging in den Laden, um es für sie zu kaufen, während Chloe draußen noch eine Gruppe Kinder fotografierte, die bei einem antiken Brunnen spielten. Als sie sich wieder aufrichtete, wurde ihr kurz schwarz vor Augen. Die Hitze setzte ihr zu, seit dem frühen Morgen bummelten sie schon durch die Stadt.
Und so steuerte sie das Café an, das sie erspäht hatte. Ein kaltes Getränk würde ihr jetzt wohl besser tun, als Ariston in den stickigen Laden zu folgen.
Ein Kellner stand bei den Tischen auf der Straße und begrüßte die Gäste. „Sie wollen sicher aus der Sonne raus, nicht wahr, Miss? Also ein Tisch für eine Person …“ Galant hielt er ihr den Stuhl.
„Zwei, bitte“, berichtigte sie.
„Ah, Sie reisen nicht allein? Ich hätte sicher schnell einen netten Ehemann auf der Insel für Sie gefunden.“ Der Kellner lächelte vergnügt, und Chloe lachte.
„Das wird nicht nötig sein“, ertönte es da kühl.
Chloe drehte den Kopf und sah Ariston ein Stück weit entfernt stehen und den Kellner erbost anfunkeln.
Der arme Mann trat sofort zurück. „Natürlich nicht, Sir“, sagte er respektvoll.
„Hast du Durst?“, wandte Ariston sah zu Chloe, ohne sich jedoch zu rühren.
„Ja.“ Sie griff nach seinem Arm und zog ihn heran. „Und du kannst zusammen mit mir eine kühle Limonade trinken oder da auf dem Bürgersteig stehen bleiben. Ich kann dir sagen, was mir lieber wäre.“
„Da du an mir zerrst wie an einem Eselskarren, gehe ich davon aus, dass du dir meine Gesellschaft wünschst.“
„Genau. Obwohl mir im Moment nicht klar ist, warum.“
„Er hat dir angeboten, einen Ehemann für dich zu besorgen“, zischelte er grimmig.
„Das war ein Scherz, Ariston. Der Brocken an meinem Finger fällt sogar einem Blinden auf.“
„Ich dachte, der Ring gefällt dir.“
„Meine Güte …“ Sie stöhnte entnervt. „Ich liebe den Ring. Setzt du dich jetzt endlich und bestellst etwas zu trinken für uns?“
Und ein Mal, ein einziges Mal gehorchte ihr mächtiger Ehemann anstandslos.
Als der Kellner die eisgekühlte Limonade brachte, verbeugte er sich knapp vor Ariston und zwinkerte Chloe dann zu. Sie hatte Mühe, sich das Kichern zu verkneifen, und so spielte ein vergnügtes Lächeln auf ihren Lippen.
Das Ariston endlich erwiderte. „Amüsierst du dich?“
„Bestens.“
„Das freut mich.“
„Du bist ein wunderbar aufmerksamer Ehemann, Ariston.“
„Das gehört sich so, habe ich mir sagen lassen.“
„Aber du bist besser als alle, die ich kenne.“ Ob nun mit oder ohne Liebe.
Bei dem Kompliment strahlte er zufrieden, enthielt sich aber jeglichen dünkelhaften Kommentars – was Chloe ihm hoch anrechnete.
Santorin war genauso märchenhaft schön, wie Chloe es sich vorgestellt hatte.
Als sie mit der Seilbahn die steilen Klippen hochfuhren, war sie nervös, aber nicht einmal Ariston hatte sie dazu bringen können, auf dem Rücken eines Esels den Berghang hinaufzureiten.
In einem kleinen Restaurant aßen sie zu Abend und genossen den fantastischen Panoramablick. Dort unten auf dem Meer blitzte das große Kreuzfahrtschiff blendend weiß in der Abendsonne
„Die Colossus ist wirklich riesig“, meinte Chloe.
Ariston nickte stolz. „Meine Schiffe gehören zu den größten auf diesen Routen.“
„Wenn sie alle genauso ausgestattet sind wie die Colossus, müssen sie auch zu den luxuriösesten gehören.“
„Jeder Gast der Spiridakou-Linie soll etwas Besonderes erleben, wenn er bei uns bucht, und sich rundherum wohlfühlen.“
„Ich fühle mich auf jeden Fall wohl.“
Er grinste. „Wenn ich das von einer Milliardärsfrau höre, weiß ich, dass ich mein Ziel erreicht habe.“
Sie erwähnte jetzt nicht, dass sie die letzten beiden Jahre das Leben einer kleinen Geschäftsfrau in einer kleinen Stadt geführt hatte. „Morgen steuern wir
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