Julia Extra Band 370
Kreta an?“
„Ja. Und genau wie all die anderen Touristen nehmen wir an einer Sightseeing-Tour teil“, verkündete er, sehr zufrieden mit sich.
Am letzten Tag der Reise, den sie in Kusadasi an der türkischen Küste verbrachten, hatte Chloe ihre Bemühungen, emotionellen Abstand zu Ariston zu halten, praktisch gänzlich aufgegeben.
Sie hatte es geschafft, ihm kein Liebesgeständnis zu machen, aber das war auch schon alles. Ariston machte es ihr unmöglich, ihre Abwehr aufrechtzuerhalten, so aufmerksam und zärtlich, wie er sie behandelte.
Beim Rundgang durch die Ruinen von Ephesos hatten mehrere Leute sie lächelnd angesprochen und gefragt, ob sie in den Flitterwochen seien. Offensichtlich gingen sie wie ein verliebtes Brautpaar miteinander um und nicht wie zwei Leute, die eine geschäftliche Absprache getroffen hatten. So hatte Ariston alles über die Geschichte der Ruinenstätte gelesen und fungierte nun als Chloes persönlicher Touristenführer.
Sie war überwältigt. Der Mann hatte doch gar keine Zeit für so etwas, und doch hatte er sich die Zeit genommen. Nur ihretwegen. Was hieß das nun alles?
Eigentlich hatte sie sich fest vorgenommen, keine Spekulationen anzustellen, doch wie alle ihre guten Vorsätze, die ihren Mann betrafen, war auch dieser Beschluss verpufft. Mit jedem Tag ihrer „Flitterwochen“ war sie mehr unter seinen Bann gefallen, sodass sie sich nicht einmal mehr Sorgen darüber machen konnte, wie hoffnungslos verliebt sie in Ariston war.
„Möchtest du vielleicht einen Teppich für die Diele in der Stadtvilla kaufen?“
Seine Frage unterbrach ihre Gedanken. Ariston war vor den Auslagen eines türkischen Teppichladens stehengeblieben, und Chloe wusste auch sofort, welcher Teppich sein Interesse erweckt hatte – ein Seidenteppich in tiefem Burgunderrot mit einem klassischen Muster.
Und schon saßen sie im Laden, man servierte ihnen den traditionellen Tee, brachte eine riesige Auswahl an allen möglichen Teppichen heran und machte auf die Unterschiede in Farbe, Muster und Qualität aufmerksam, denn ein türkischer Teppichhändler zeigte einem interessierten Kunden nie nur einen Teppich. Chloe nippte an dem heißen Getränk und genoss die Erfahrung.
Als dann ein ähnlicher Teppich wie der im Fenster, nur wesentlich größer, auf dem stetig gewachsenen Berg vor ihnen landete, wusste sie, dass sie den Teppich für ihr Zuhause in New York gefunden hatten.
Ariston schien der gleichen Meinung zu sein, denn er bat darum, sich den Teppich genauer ansehen zu können. Dann begann das Feilschen um den Preis, und zum Schluss hätte Chloe am liebsten beiden, ihrem Mann und dem Teppichhändler, eine Kopfnuss verpasst.
Kaum dass sie wieder auf der Straße standen, wandte sie sich an Ariston: „War das wirklich nötig? Ihr beide habt eine halbe Ewigkeit über eine Preisdifferenz von ein paar Dollar verhandelt. Selbst wenn du den vollen Preis bezahlt hättest, hätte es deinem Scheckbuch nicht geschadet.“
„Ich besitze kein Scheckbuch. Heutzutage wird alles elektronisch gemacht, yineka mou .“
„Darum geht es doch gar nicht, und das weißt du auch.“
Ariston grinste. Seiner Miene war anzusehen, wie zufrieden er war. „Im harmlosesten Fall wäre er beleidigt gewesen, wenn ich seinen Preis ohne Feilschen akzeptiert hätte, schlimmstenfalls jedoch hätte er mich für einen Einfaltspinsel gehalten.“
Sie lachte, vor allem über die Reihenfolge. „Du meinst wirklich, er wäre beleidigt gewesen, wenn du ihn nicht um ganze zwanzig Dollar heruntergehandelt hättest?“
„Das ist doch der Spaß daran. Ist dir nicht aufgefallen, wie sehr er es genossen hat?“
„Ihr beide habt Spaß gehabt.“
Er drückte einen Kuss auf ihre Stirn mit einer Zärtlichkeit, die ihr direkt ins Herz fuhr. „Jetzt wirst du dich jedes Mal an diese kleine Szene erinnern, sobald du das Haus betrittst.“
„Vorsicht, Ariston“, warnte sie lächelnd. „Man könnte sonst noch auf die Idee kommen, du wärst ein verkappter Romantiker.“ Inzwischen würde sie sogar darauf wetten.
„Ich bin sicher, mein Ruf hält das aus.“
„Wenn du meinst.“
„Ja, absolut. Der Teppich, den du damals auf unserer ersten Hochzeitsreise für mich gekauft hast …“
„Ohne zu feilschen“, warf sie ein.
„Du hast zu viel dafür bezahlt.“
„Wirklich?“
„Ja.“
„Was ist mit dem Teppich? Du wolltest doch etwas anderes sagen, bevor ich dich unterbrochen habe“, hakte sie nach, als er nicht weitersprach und sie
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