Julia Extra Band 371
einlud, mit in ihre Wohnung zu kommen?
Natasha sah in sein schönes Gesicht, auf seine sündhaft sinnlichen Lippen, in seine Schlafzimmeraugen. Sie konnte sich genau vorstellen, wie es wäre, wenn sie zusammen auf ihr Bett fallen würden. Eine extrem gefährliche Vision. Sie zog ihre Hand zurück. „Vielen Dank, dass Sie mich nach Hause gefahren haben.“
Er sah ihr nach, wie sie zu ihrem Haus rannte, wartete, bis sie hineingegangen war, dann wies er den Fahrer an, weiterzufahren.
Stille herrschte im Wagen. Abdul würde es nicht wagen zu fragen, wie Rakhal in Polizeigewahrsam geraten war oder woher das blaue Auge stammte. Er hatte kein Recht, dem Kronprinzen Fragen zu stellen. Nein, Abdul würde ihm gleich einen Eisbeutel besorgen und still darauf hoffen, dass der Bluterguss verschwunden wäre, bevor sie nach Alzirz zurückreisten.
Aber im Moment beschäftigte Rakhal anderes als Blutergüsse und Arrestzellen. Noch niemand hatte Nein zu ihm gesagt. Er hatte es auch nie nötig gehabt, einer Frau hinterherzulaufen. Ihm war klar, dass Natasha nicht wie die anderen Frauen war, mit denen er sich normalerweise umgab, aber … es müsste ein Vergnügen sein, sie umzustimmen. Zu schade, dass er London am Montag verließ, ansonsten könnte es die Sache wert ein, sie zu umwerben. Vielleicht bei seinem nächsten Aufenthalt in London …
Aber bei seinem nächsten Londonaufenthalt wäre er bereits ein verheirateter Mann, und etwas sagte ihm, dass Natasha dann erst recht ablehnen würde.
Er wünschte, sie hätte Ja gesagt.
Natasha dachte ähnlich, sobald sie im Haus war. Jetzt, da sie nicht mehr in seiner Nähe war, konnte sie wieder logisch denken. Sie hatte soeben die Dinnereinladung des faszinierendsten Mannes auf der Welt ausgeschlagen. Im Vergleich dazu schienen der verpatzte Urlaub und der gestohlene Wagen Lappalien zu sein. Sie stellte sich ans Fenster und sah der davonfahrenden Limousine nach. Automatisch griff sie an ihr Handgelenk, an dem seine Finger gelegen hatten, und spielte in Gedanken noch einmal die Bilder ab.
Er war nichts als höflich gewesen, es war ihre Fantasie, die verrückt gespielt hatte. Sie hätte sich treten mögen!
Frustriert setzte sie sich mit ihrer Autoversicherung in Verbindung und versuchte, begeistert zu klingen, als ihre Freundin anrief, um ihr zu sagen, dass sie einen großartigen Deal für zehn Tage Teneriffa gefunden hätten. Sie würden noch heute Abend abfliegen, und ob Natasha nicht Lust hätte, sich ihnen anzuschließen?
Es war das zweite Mal an diesem Tag, dass sie ein großartiges Angebot ablehnte. Die Schulden des Bruders seien nicht ihr Problem, sagten alle ihre Freunde, doch de facto waren sie es. Natasha hatte nämlich niemanden wissen lassen, dass sie seinetwegen einen Kredit aufgenommen hatte. Deshalb verstand auch niemand, warum es ihr nach einem so schrecklichen Jahr derartig schwerfiel, sich einen kurzen Urlaub zu gönnen.
Immerhin musste man Mark zugutehalten, dass er ihr die Raten bisher pünktlich zurückgezahlt hatte, sodass Natasha langsam wieder freier atmen konnte. Die nächste Rate war morgen fällig. Als sie jedoch ihren Kontostand online aufrief, begann das wachsende Vertrauen in ihren Bruder zu wanken. Die Zahlung war nicht eingegangen, und so rief sie ihn sofort an.
„Du bekommst es nächste Woche.“
Mit geschlossenen Augen hörte sie sich seine Entschuldigungen an. „So geht das nicht, Mark. Die Rate ist morgen fällig, und ich kann es mir nicht leisten, das vorzustrecken.“ Nur gut, dass sie dem Urlaub nicht zugesagt hatte! „Mein Wagen ist in der Nacht gestohlen worden.“ Nein, sie würde jetzt nicht anfangen zu heulen, sie war tough! „Als ich den Kredit für dich aufgenommen habe, hast du versprochen, pünktlich zu zahlen.“
„Ich sagte doch, du bekommst es nächste Woche. Mehr kann ich nicht tun. Hör zu … sagtest du nicht gerade, dass dein Auto gestohlen wurde?“
„Und?“
„Dann überweisen sie dir bald den Schadenersatz. Das deckt es doch.“
„Vielleicht finden sie den Wagen. Und falls nicht, ist die Summe für ein neues Auto bestimmt.“ Für heute reichte es ihr, ständig von gestohlenen Autos und Geld zu reden. „Gehst du auf den Friedhof?“
„Friedhof?“
Wut begann in ihr zu brodeln, weil ihr Bruder keine Ahnung hatte, wovon sie redete. „Heute ist ihr erster Todestag, Mark.“
„Ich weiß.“
Sie war ziemlich sicher, dass er es völlig vergessen hatte. „Also? Gehst du hin?“
Als er mit mehr Ausreden
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