Julia Extra Band 371
Musik und erklärte ihr die Sternkonstellationen, zeigte ihr Orion, erzählte ihr von dem großen Jäger und der Wunde an seiner Schulter, dem roten Stern.
„Der Stern verendet.“
„Was passiert dann mit Orion?“ Inzwischen war Natasha schläfrig, aber sie liebte es, seinen Geschichten zuzuhören.
„Für eine Weile wird er heller scheinen. Wenn er dann bald explodiert und stirbt, wird er so hell sein, dass man ihn sogar am Tag sieht.“
„Noch zu unseren Lebzeiten?“
„Nein, vielleicht in einer Million Jahre.“
„Und das ist ‚bald‘?“
„Für die Wüste ist es das.“
Plötzlich wünschte er, dass sein Leben, das nur einem Wimpernschlag glich, einen Unterschied machen würde. Dabei ging es ihm nicht um seinen Rang, auch nicht um seinen Titel oder seinen Status, sondern um etwas ganz anderes, etwas, das nicht zu dem Mann passte, der zum König bestimmt war. Er durfte nur sein Land heiraten. Innere Unruhe wallte in ihm auf.
Natasha dagegen wurde immer schläfriger. Seine Stimme hatte sie beruhigt, vielleicht würde sie jetzt endlich schlafen können. Sie hatte sich sogar an den süßen Trank gewöhnt. Vielleicht würde er helfen und die Krämpfe lindern. Rakhal hatte doch gesagt, dass sie um alles bitten konnte, dass man es ihr sofort bringen würde …
Ihre Finger legten sich um das Seil und zogen.
„Was tust du da?!“ Er packte ihre Hand, doch zu spät.
„Ich bestelle den Trank, er hilft mir beim Einschlafen.“
Er tat alles ihm Mögliche. Herrschte sie an, sein Bett zu verlassen und in ihr Zimmer zu gehen, erklärte, dass die Dienerinnen ihr den Becher dorthin bringen würden. Natasha verstand seine jähe Hektik nicht. Rakhal warf sie ja praktisch aus seinem Raum hinaus, und es sah fast so aus, als würde er sie gleich persönlich hinübertragen. Dann verstummte er jäh, und Natasha wandte den Kopf.
Eine Frau trat aus den Schatten. Sie war nur spärlich bekleidet, trug einen Schleier vor dem Gesicht, und Münzen klingelten mit jedem Schritt an ihrem Gürtel. Selbst als Rakhal ihr in seiner Sprache befahl, sich wieder zu entfernen, hing ihr schwerer Duft weiter im Raum.
Natasha wurde übel, als die Erkenntnis sie traf. „Sie kam her, um mit dir zu schlafen!“ Ihre Stimme wurde schrill. „Während ich fast eingeschlafen bin, hast du geplant …“
„Nein!“, donnerte er. „Du warst es, die sie gerufen hat.“ Er zeigte auf das Seil. „Als du daran gezogen hast.“
Sie lachte auf, ein kaltes, spöttisches Lachen. „Wenn ich an meinem Seil ziehe, bekomme ich süßen Pudding!“
„Ich habe nicht daran gezogen“, verteidigte er sich. „Die ganze Zeit über nicht.“
„Aber du kannst es, wann immer dir danach zumute ist.“
„Ja.“ Seine Stimme klang rau und heiser. „Du musst Vernunft annehmen, Natasha. Kein Mann, auch kein Ehemann, wird ein Jahr warten …“
„Ein Jahr?!“
„Drei Monate nach der Geburt muss die Mutter ruhen.“
Natasha schluchzte auf und rannte aus dem Raum.
Sie hasste diesen Ort mit seinen seltsamen Regeln. Hasste die Vorstellung, was aus ihr werden würde. Hasste es, ihm einmal im Monat wie auf dem Silbertablett serviert zu werden. Sie konnte nur verlieren. Sie hasste es, dass ihre Menstruation sich anmeldete, und die aufspielende Musik brachte sie noch mehr in Rage. Sie schrie, dass man damit aufhören solle, doch natürlich ignorierte man sie. Aber Rakhal kam aus seinem Raum, ein Tuch um die Hüften, und rief die Dienerinnen zu Hilfe, denn Natasha tobte und wütete. Man brachte sie in ihren Bereich und wollte ihr einen Trank einflößen, den sie nicht kannte, und so schrie sie immer lauter, dass man sie vergiften wolle.
Rakhal schaltete sich schließlich ein, und nahm den Dienerinnen den Becher ab.
„Das ist Gurkensaft, um deinen Kopf zu klären, Kastanien und Knoblauch, um dich zu beruhigen …“
„Du willst mich vergiften!“, schrie sie hysterisch. „Du betäubst mich, damit du mit ihr schlafen kannst!“
„Bist du verrückt? Glaubst du wirklich, ich würde dir etwas geben, das einem Baby schaden könnte?“
„Werde ich wirklich verrückt?“, fragte sie flehend. Ja, sie wurde verrückt, denn sie liebte ihn, während er nur ein Kind von ihr wollte. Sie ertrug die Vorstellung nicht, dass er sich den Haremsfrauen überließ. „Ich halte es keine Minute länger hier aus.“
„Du musst schlafen.“
„Ich kann nicht schlafen, wenn sie mich alle anstarren.“
Er schickte die Dienerinnen fort, doch noch immer wollte sie sich
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