Julia Extra Band 371
ihr nicht.
„Nein.“ Er wollte nicht, dass es vorbei war. „Ich sollte es sein, aber …“ Der Kronprinz tat etwas, das er noch nie getan hatte – bis er sie getroffen hatte: Er stand auf und zog sie in seine Arme, um sie zu trösten. „… ich bin es nicht.“
Und sie tat auch etwas, das noch niemand bei ihm getan hatte, denn es war noch nie nötig gewesen: Sie schlang die Arme um seinen Hals und bot ihm ihren Trost.
Sie ließ den Tränen freien Lauf, und er hielt sie in seiner Umarmung fest. Sie trauerten gemeinsam, gaben auf, was nie sein sollte.
„Du kannst jetzt wieder in dein Leben zurückkehren.“
„Und du kannst jetzt eine Braut wählen.“
Er wollte sie in seinem Leben haben, auch wenn er es nie gedacht hätte. Irgendwie würde er mit der Enttäuschung seines Vaters umgehen und mit der Furcht und der Verärgerung seines Volkes über eine so unkluge Wahl.
„Ich wähle dich als meine Frau. In zwei Wochen werde ich dich heiraten, und dann kannst du wieder in mein Bett kommen.“
„Nur um es zwei Tage später wieder verlassen zu müssen.“ Neue Tränen liefen ihr über die Wangen, als sie das Gesicht zu ihm anhob. „Nur um ein Jahr von dir getrennt zu werden, falls ich dann schwanger sein sollte.“
„So ist das nun mal“, sagte er. „So muss es sein.“
„Und der Harem?“
„Das ist unsere Art.“
„Aber es ist nicht meine!“ Natasha versuchte, es sich vorzustellen, und konnte es nicht. Sie schüttelte ablehnend den Kopf. „Nein, ich werde nicht deine Frau.“
„Es muss verwirrend für dich sein, ich weiß.“ Er hielt sich nicht weiter an ihrer Absage auf, sie würde ihre Meinung schon noch ändern. „Ich werde mit meinem Vater reden, und mit der Zeit wird auch das Volk akzeptieren …“
„Es ist weder die Akzeptanz deines Vaters noch die deines Volkes, die ich brauche, Rakhal, sondern deine. Und die habe ich nicht. Deshalb werde ich dich nicht heiraten.“
„Ahnst du auch nur, welche Ehre ich dir damit erweise?“ Verwirrt nahm er seine Arme von Natasha.
Ihr fehlte seine Wärme, doch sie verteidigte ihren Standpunkt. Sie sah in seine ungläubige Miene, und Wut funkelte in ihren Augen auf. Verstand er denn nicht, wie einsam seine Vorstellung von einer Ehe sie machen würde? „Ahnst du, welche Erniedrigung ich ertragen müsste?“
„Erniedrigung?!“
„Ja, Erniedrigung.“ Ein Teil von ihr war so sehr versucht, einfach Ja zu sagen. Doch zu welchem Preis? „Von anderen in dein Bett gebracht zu werden, um Kinder für dich und dein Land zu produzieren. Zu wissen, dass du nur an einem Seil zu ziehen brauchst, und schon kommen andere Frauen zu dir. Ich wünsche mir einen Partner, Rakhal, mit dem ich mein Leben verbringen und das Schöne wie auch das nicht so Schöne teilen kann. Einen Partner, der mich will und nicht nur die Babys, die ich ihm gebären kann. Nein, es wird nicht passieren. Ich fliege wieder nach Hause zurück.“
„Hoheit …“ Ausgerechnet in diesem Moment kam Abdul herein.
„Nicht jetzt!“, donnerte Rakhal.
Doch Abdul entfernte sich nicht. Er blieb stehen und sprach zu Rakhal in ihrer Sprache, und Natasha konnte mitverfolgen, wie Rakhal blass wurde. Er nickte knapp, dann drehte er sich zu ihr um.
„Ist etwas mit deinem Vater?“, fragte sie.
„Nein, es geht ihm gut. Aber er ist am Telefon, ich muss mit ihm sprechen. Du wartest hier.“
Sorgenvoll wartete Natasha eine gute Stunde, bevor er zurückkam. Sie hoffte, dass sie jetzt ruhiger miteinander reden konnten, doch Rakhal hatte andere Dinge, die ihn beschäftigten.
„Ich muss weg. Ich werde mit dem Helikopter fliegen. Meine Leute werden dich bringen, wohin du willst. Vielleicht möchtest du für ein paar Tage in einem Hotel unterkommen … oder zu deinem Bruder … oder …“ Er zögerte. Er wollte sie bitten, hierzubleiben, doch er war zutiefst verletzt, dass sie seinen Antrag abgelehnt hatte.
„Weißt du …“ Sie war wütend auf ihn. Irgendetwas war passiert, aber er entließ sie so kühl, nur weil ihre Periode eingesetzt hatte, weil sie seine Art zu leben nicht akzeptieren konnte, und das war der letzte Tropfen. „… du schaffst es wirklich, dass eine Frau sich nur benutzt vorkommt.“
„Vor einer Stunde habe ich dir gesagt, dass du meine Frau werden sollst, und du kommst dir benutzt vor?!“ Er hatte jetzt wirklich keine Zeit für einen weiteren Streit. „Emir …“ Seine Worte klangen rau. „Seine Frau ist heute Morgen gestorben.“
„Die Mutter der Zwillinge?“
Er
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