Julia Extra Band 371
Leistungen zu bringen. Überraschend waren die leuchtend bunten, abstrakten Bilder an den hellen Wänden, die dem nichtssagenden, funktional eingerichteten Raum eine besondere Note verliehen.
Es schien, als wolle die Computerspezialistin versuchen, das übliche Muster zu durchbrechen, um sich und den Kunden damit etwas beweisen.
Nun, solange diese CJU ihm bewies, dass sie fähig war, sein Lieblingsprojekt zu promoten, konnte sie sich von ihm aus den Mond an die Wand nageln!
Seine Recherchen über CJU im Internet hatten nur Positives zutage gefördert. Deshalb hatte Archer sie damals mit dem ersten Auftrag betraut und es nie bedauert. Sie lieferte pünktlich perfekte Slogans, Werbestrategien und zündende Vermarktungsideen für jedes Produkt im Bereich Surfzubehör, das unter seinem Namen lief.
Wer sich hinter dem Kürzel verbarg, hatte er allerdings nicht herausgefunden. Es war ja auch völlig bedeutungslos. Hauptsache, die Frau machte ihre Arbeit gut.
Archer strich mit dem Finger über die makellos saubere Schreibtischplatte und fragte sich, wie CJU mit einem so großen Projekt wie der Surfschule fertig werden würde. Die Schule für Teenager musste einfach ein Erfolg werden! Sie sollte der Prototyp für solche Institutionen an allen Surf-Hotspots der Welt werden.
Archer hatte bei seinen Reisen zu viele Jugendliche gesehen, die Probleme hatten. Jungen, die am Strand herumhingen, Alkohol tranken und Joints rauchten und nur gelegentlich eine Welle erwischten. Sie hatten kein Ziel vor Augen, ihr Blick wirkte oft verloren, auch wenn sie sich für unglaublich cool hielten.
Das war seine Chance, etwas zu bewirken. Und vielleicht konnte er mit Hilfe dieses Projekts auch sämtlichen Familienmitgliedern endlich beweisen, dass sie ihn falsch eingeschätzt hatten.
Obwohl er in den vergangenen Jahren häufig sein Gewissen erforscht hatte, war ihm noch immer nicht klar, warum seine Eltern ihm damals nicht vertraut hatten.
War er zu eingebildet gewesen? Zu cool und sorglos? Zu eigensüchtig? Hatte er sich zu sehr auf seine Karriere als Profisportler konzentriert und deswegen übersehen, dass es zu Hause schwerwiegende Probleme gab?
Die Gedanken an seine Familie machten Archer so unruhig, dass er plötzlich in dem kleinen Büro hin und her gehen musste. Er hasste enge Räume! Nur auf dem Meer fühlte er sich frei und lebendig, wenn das Adrenalin durch seine Adern schoss.
Ein herrliches, unschlagbares Gefühl!
Da hörte er das Klappern hoher Absätze draußen und drehte sich zur Tür.
Dort stand seine Marketing Managerin. CJU.
Ihm war plötzlich zumute wie damals, als er zum ersten Mal eine zehn Meter hohe Welle erwischt hatte. Nein, diese Frau nach acht Jahren unerwartet wiederzusehen, war noch aufregender.
Sie sah ihn unverwandt an, ohne mit der Wimper zu zucken, und wirkte kein bisschen überrascht. Das konnte nur eins bedeuten: Sie hatte ihn erwartet.
Archer hatte nie den Firmennamen CJU-Designs mit dem Namen Calista Jane Umberto in Verbindung gebracht. Wieso auch? Für ihn war sie damals immer nur Callie gewesen.
Eine Woche lang …
Die Frau, die seit drei Jahren das Marketing für ihn machte, war also keine andere als die, wegen der er damals beinah den Verstand verloren hätte vor lauter Verliebtheit.
Seine Callie!
„Ich werd’ verrückt!“, rief Archer.
Er eilte zu ihr und umarmte sie stürmisch. Sie duftete immer noch nach Frangipaniblüten. Das weckte in ihm Erinnerungen an Spaziergänge um Mitternacht am Strand von Capri, an lange Küsse im Schatten eines Zitronenbaums und daran, wie er jeden Zentimeter ihrer seidenweichen Haut erkundet hatte, die so verführerisch duftete …
An diese Tage mit Callie hatte er sich jedes Mal erinnert, wenn er diesen Blütenduft wahrnahm. Es war eine schöne Zeit gewesen, aber auch gefährlich, denn er war zum ersten Mal so hingerissen von einer Frau, dass er beinah seine Ziele aus den Augen verloren hätte.
Plötzlich merkte Archer, wie steif und abweisend sie dastand und ließ sie rasch los. Er trat einen Schritt zurück und blickte ihr forschend ins Gesicht. Bestimmt erinnerte sie sich doch auch noch an diese herrlichen gemeinsamen Tage damals.
Callie hatte die schönen vollen Lippen zusammengepresst, ihre Augen funkelten. Augen, so dunkel wie Schokolade mit goldenen Pünktchen darin. Augen, die vor Begeisterung leuchten konnten, die Leidenschaft verrieten. Und Liebe.
Liebe! Die hatte ihn zur Flucht von Capri getrieben, ohne einen Blick zurück. Das sollte
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