Julia Extra Band 371
er nicht vergessen! Es war besser, nicht auf damals anzuspielen, denn damit würde er Callie womöglich wütend machen. Und er brauchte sie doch als Marketing Managerin.
„Schön, dich zu sehen, Archer“, begrüßte sie ihn kühl und höflich. „Setz dich, dann können wir gleich anfangen“, fügte sie geschäftsmäßig hinzu.
Er schüttelte den Kopf, wie um ihn von der Verwirrung zu befreien, die ihn befallen hatte. Warum benahm Callie sich, als wären sie praktisch Fremde?
Er hatte sie schon nackt gesehen – und das mehr als nur ein Mal in dieser langen, heißen, hemmungslosen Woche, die ihm in mehr als einer Hinsicht den Verstand geraubt hatte.
„Das meinst du nicht ernst, oder?“, fragte Archer ungläubig.
Ganz so gelassen, wie sie tat, war sie wohl doch nicht, denn sie fing an, ihr Armband immer rund ums Handgelenk zu drehen. Die Geste kannte er von damals. Von dem Abend her, als sie sich kennengelernt hatten.
Sie hatten zusammen gegessen, und ihm hatte gefallen, wie sie jeden einzelnen Bissen genoss. Sie hatten viel geredet und gelacht, sie waren lange spazieren gegangen und schließlich in seinem Hotel gelandet.
In der Nacht hatten sie auf so vielen Ebenen zueinander gefunden, dass ihm angst und bang geworden war. Er wollte keine enge Bindung! Trotzdem hatte er der Verlockung nicht widerstehen können, sich auf Callie einzulassen. Sie war so lebhaft, so ungehemmt und so wunderschön!
So ganz anders als die kühle, beherrschte Frau, die ihm jetzt gegenüber saß. Hätte sie nicht das Armband gedreht, wäre ihm nie der Gedanke gekommen, dass auch sie sich an damals erinnerte.
„Ich meine es ernst, dass wir umgehend zum Geschäftlichen kommen sollten“, bekräftigte Callie und drehte das Armband schneller.
Anscheinend war sie nervöser, als sie zugeben wollte.
„Das hat noch Zeit“, meinte Archer und wies auf ihren Laptop, den einzigen Gegenstand auf ihrem Schreibtisch. „Ich möchte zuerst wissen, warum du dich all die Jahre hinter deinem Computer versteckt hast.“
Mit der Bemerkung hatte er offensichtlich ins Schwarze getroffen. Callie presste die Lippen zusammen. Das war so anders als ihr früheres Lächeln, dass er am liebsten mit den Fingern ihre Mundwinkel nach oben geschoben hätte.
„Ich verstecke mich überhaupt nicht“, behauptete sie kühl.
Wahrscheinlich bin ich nur pikiert, weil sie nicht begeistert ist, mich zu sehen, gestand er sich ein. Was Archer ihr nicht verübeln konnte, nach der Art, wie er sie damals sitzen gelassen hatte …
„Hast du nie gedacht“, begann er, „ich würde möglicherweise gern wissen, dass das Marketinggenie, mit dem ich ständig E-Mails austausche, eine Frau ist, die …“
Nun wusste er nicht weiter. Die er gut gekannt hatte? Eine Frau, mit der er fabelhaften Sex gehabt hatte? Für die er seine Freiheit hätte aufgeben können, wenn die Umstände andere gewesen wären?
Callie sah ihn streng an. „Eine Frau ist, die …“, soufflierte sie.
Er hätte wissen müssen, dass sie ihn nicht so leicht davonkommen ließ! Das hatte sie damals auch nicht getan, als er ihr sagte, er würde die Beziehung beenden.
„Die ich schon kenne“, beendete er den Satz nichtssagend und setzte sein erprobtes strahlendes Lächeln auf.
Sie presste die Lippen schon wieder zusammen und ging zum Schreibtisch. Archer nutzte die Gelegenheit, sie bewundernd zu betrachten. Das streng geschnittene schwarze Kostüm betonte ihre Kurven, die er schon immer geliebt hatte. Im Lauf der Jahre waren ihm viele hübsche Frauen im Bikini begegnet. Das war sozusagen Berufsrisiko eines Profisurfers, eines, gegen das er nichts hatte, aber keine von ihnen hatte ihm so gut gefallen wie Callie im Badeanzug.
Der Anblick war unvergesslich, fand er.
Sie setzte sich und funkelte ihn an, ganz so, als hätte sie gerade seine Gedanken gelesen, und wies auf den Stuhl vor dem Schreibtisch.
Auch Archer setzte sich, über ihr Benehmen ziemlich erstaunt. Gegen professionelles Verhalten war nichts einzuwenden, aber diese Schneeköniginnennummer, die sie hier abzog, verlor schnell an Reiz.
„Unsere Ferienliebe war für die Geschäftsbeziehung nicht relevant, also habe ich sie nicht erwähnt“, erklärte Callie. „Das wird dich nicht wundern, so, wie es damals mit uns geendet hat, oder? Als ich mich um den ersten Auftrag von Torquay Tan bewarb, wusste ich zuerst ja auch nicht, dass du hinter der Firma steckst. Und sobald wir korrespondierten und alles gut lief, wollte ich die Sache nicht
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