Julia Extra Band 371
verkomplizieren.“
Geistesabwesend klopfte sie auf den Rand des Computers, ein weiteres Zeichen, dass sie nicht so kühl und gelassen war, wie sie tat.
„Inwiefern verkomplizieren?“, hakte Archer nach.
„Was willst du von mir hören?“, fragte sie herausfordernd. „Eine gemeinsame Vergangenheit macht immer alles komplizierter. Richtig?“
„Nur wenn man es zulässt“, konterte er und verschränkte die Hände hinter dem Kopf.
Ihr kriegerischer Blick machte ihm Spaß. Endlich kam die feurige Frau wieder zum Vorschein und wappnete sich zum Gefecht.
„Ich weiß ja nicht, wie es bei dir ist, Callie, aber ich lasse nichts zwischen mich und meine Karriere kommen.“
„Als ob ich das nicht wüsste“, erwiderte sie leise.
Kurz verspürte er Gewissensbisse. Damals hatte er seine aufblühende Karriere als Vorwand benutzt, um die Beziehung zu Callie zu beenden. Den wahren Grund wollte er ihr nicht nennen: Angst, seine Zuneigung würde zurückgewiesen wie ein unerwünschtes Geschenk. Lieber wurde er dem Ruf als verantwortungsloser Egoist gerecht, den seine Familie ihm angehängt hatte.
„Ist denn unsere gemeinsame Vergangenheit ein Problem für dich?“, fragte Archer nun seinerseits herausfordernd.
Er erwartete ein Ja als Antwort und hoffte auf ein Nein.
Die Tatsache, dass sie beide die nächsten Tage gemeinsam in Torquay verbringen mussten, empfand er als Bonus. Er freute sich nämlich über die unerwartete Begegnung mit seiner alten Flamme.
Beim Gedanken an Torquay und an Travis’ bevorstehende Hochzeit kam ihm plötzlich ein genialer Einfall. Er brauchte ja noch eine Begleiterin – und wer eignete sich da besser als Callie? So würde er zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen.
Allerdings musste er sie erst einmal dazu bringen, ihn nach Torquay zu begleiten, was angesichts ihrer abweisenden Haltung bestimmt kein leichtes Stück Arbeit wurde. Über die Sache mit der Hochzeit würden sie besser später reden, nahm er sich vor.
„Du legst großen Wert darauf, diesen Auftrag zu bekommen, oder?“, fragte Archer und entdeckte in ihren Augen plötzlich einen seltsamen Ausdruck. War es Furcht?
Das würde ihm zugutekommen! Denn wenn sie den Auftrag dringend brauchte, würde sie seinen Bedingungen zustimmen müssen – und ihn nach Torquay begleiten, obwohl sie ihn so eisig behandelte.
„Ja, ich will den Job“, bestätigte sie sachlich.
„Dir ist doch klar, dass wir für die Kampagne viel Zeit gemeinsam vor Ort verbringen müssen?“
„Warum? Ich habe bisher immer allein gearbeitet, und du warst immer zufrieden.“
„Diesmal ist es anders. Es geht um ein Projekt, nicht nur um ein Produkt. Du musst ein Gespür für das bekommen, was ich mit der Schule erreichen möchte. Das geht nur, wenn du tatsächlich dort bist.“
„Wie lange?“, fragte sie schroff.
„Eine Woche.“
Sie zog unwillkürlich die Nase kraus und atmete tief durch.
„Callie, du willst doch sicher dieser Kampagne gerecht werden, und weniger als sieben Tage wären zu wenig. Am Weihnachtstag bist du wieder zu Hause. Versprochen!“
Der Hinweis auf ihren beruflichen Stolz war ein Meisterstreich. Da konnte sie bestimmt nicht Nein sagen.
„Na gut, ich komme mit“, gab Callie schließlich widerstrebend nach.
„Ach, und noch eins: Du wirst natürlich bei mir wohnen.“
Callie funkelte Archer fassungslos an. Der eingebildete Schuft versuchte doch tatsächlich, sie unter Druck zu setzen. Das würde sie ihm nicht durchgehen lassen.
„Ich hätte nicht gedacht, jemals den Tag zu erleben, an dem der tolle Archer Flett zu Erpressung greifen muss, um eine Frau in sein Haus zu bekommen“, bemerkte sie spöttisch.
„Erpressung ist ein hartes Wort“, erwiderte er und neigte sich vor. „Sanfte Überredung klingt viel zivilisierter, oder?“
Seine Stimme war Verführung pur: tief, männlich, ein bisschen rau – einfach unwiderstehlich. Gegen den vollen Einsatz von so viel Charme war sie machtlos.
Auch nach acht Jahren noch, und das war es, was Callie besonders ärgerte. Sie hatte sich wirklich bemüht, die Erinnerungen an Archer auszuradieren und sich von ihren Gefühlen nicht bremsen zu lassen. Die hatte sie tatsächlich so gut in den Griff bekommen, dass sie das Marketing für seine Firma erledigen konnte, ohne jedes Mal einen schmerzlichen Stich zu spüren, wenn sie ein Foto von ihm sah oder eine E-Mail von ihm bekam.
Nun war es mit ihrem Gleichmut vorbei – weggewischt von Archers verführerischer Stimme und seinem
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