Julia Extra Band 371
hielt und zu trösten versuchte.
Er fand es tatsächlich angenehm, mit ihr einfach nur dazusitzen und zu reden. Weil er sich wirklich etwas aus ihr machte.
Zum ersten Mal hätte er nichts dagegen gehabt, in Torquay zu bleiben.
Das jagte ihm letztlich größere Angst ein als ein großer weißer Hai. Er war nicht sesshaft. Überhaupt nicht. Nicht einmal einer fantastischen Frau wie Callie zuliebe.
Archer drehte sich auf den Rücken und ließ sich von den Wellen wiegen, die Sonne warm auf der Haut. So fühlte er sich wohl und heimisch: im Ozean, vor sich hintreibend, weit weg von den Menschen, denen an seiner Zuneigung nichts lag.
Doch irgendetwas in Archer flüsterte ihm zu, dass es mit Callie vielleicht anders sein würde …
Callies Surfunterricht beschränkte sich auf Trockenübungen am Strand und einen einzigen Versuch im Wasser, bei dem sie nicht einmal dazu kam, auf dem Brett zu stehen, geschweige denn, auf einer Welle zu reiten.
Sie paddelte liegend an den Strand zurück und fand, sie hätte nun genug Erfahrung aus erster Hand, um die Website anschaulich und überzeugend zu gestalten.
Auf jeden Fall wusste sie jetzt, wie anstrengend Surfen war! Alles tat ihr weh.
Aufatmend zog Callie das Brett auf den Strand und ließ sich in den Sand fallen. Dann gab sie sich dem Vergnügen hin, Archer zu beobachten, der da draußen eine spektakuläre Show abzog.
Sie hätte ihm stundenlang zuschauen mögen, aber er kam nach einigen Minuten ebenfalls an Land. Am liebsten wäre sie ihm entgegengelaufen – wie in einem Liebesfilm. Als er so nahe war, dass sie die einzelnen Wassertropfen erkennen konnte, die über sein unglaublich attraktives Gesicht liefen, und als er dann auch noch strahlend lächelte, schien ihr Herz einen Sprung zu machen.
Ich will ihn, dachte Callie verzweifelt.
Vernünftige Argumente, warum sie es nicht sollte, hatten plötzlich keinerlei Gewicht mehr. Es gab nur noch diese brennende Sehnsucht.
„Du siehst mich an, als wäre ich Rotkäppchen und du der große böse Wolf“, scherzte Archer und setzte sich neben sie. „Haben dich meine Kunststückchen da draußen beeindruckt?“
„ Du beeindruckst mich“, gestand sie und atmete tief durch, bevor sie die Hand auf seine legte.
Fragend blickte er ihr in die Augen. Während ihr Herz so laut pochte, dass sie nicht einmal mehr das Tosen der Brandung hörte, lehnte Callie sich vor und tat, was sie schon am Vormittag hätte tun sollen: Sie küsste ihn.
Archer war sich natürlich bewusst, dass er eben nur deshalb so spektakulär gesurft war, weil er Callie beeindrucken wollte.
Und nach dem Kuss zu urteilen, den sie ihm gerade gegeben hatte, war er erfolgreich gewesen. Wenn er gewusst hätte, dass es nicht mehr brauchte, um sie zu begeistern, wäre er gleich am ersten Tag mit ihr surfen gegangen!
„Was grinst du so vor dich hin?“, fragte sie und stieß ihn in die Rippen.
„Na ja, man bekommt nicht jeden Tag so einen Kuss, nur weil man auf den Wellen die Balance hält“, erwiderte er zufrieden.
„Quatsch!“ Sie schnitt ein Gesicht. „Du wirst doch jedes Mal, wenn du einen Wettbewerb gewinnst, von schönen Frauen in Bikinis abgeküsst.“
„Das sind Glückwunschküsse.“ Er fuhr mit dem Zeigefinger sanft die Kontur ihrer Unterlippe nach, die ganz leicht zitterte. „Kein Vergleich mit dem Schmatz, den du mir gerade verpasst hast.“
Callie errötete, wandte aber nicht den Blick ab. „Du brauchst mich doch als Date für Travis’ Hochzeit“, erklärte sie bemüht beiläufig. „Ich wollte nur ein bisschen üben, damit wir dann überzeugend wirken.“
„Wie überzeugend soll es denn sein?“ Er spitzte übertrieben die Lippen.
Sie lachte. „Wie wichtig ist es denn für dich, die anderen glauben zu lassen, ich wäre die einzig Wahre?“
Die an sich harmlose Frage traf ihn an einem wunden Punkt. Weil Archer sich das aber nicht anmerken lassen wollte, versuchte er auszuweichen.
„Na ja, halt einfach meine Hand, schau mir tief und anbetend in die Augen, Kleines, und küss mich ab und zu – besser gesagt, so oft wie möglich“, wies er sie an. „Das müsste genügen.“
„Aha. Wieso brauchst du eigentlich eine Begleiterin für die Hochzeit? Ich meine, normalerweise werden feste Partnerinnen natürlich automatisch zu Familienfeiern eingeladen. Aber die hast du ja nicht, Archer. Warum gehst du nicht einfach allein hin, sondern nimmst sozusagen eine Ersatzfrau mit?“
Auf die Frage hatte er schon seit Tagen gewartet.
„Es ist
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