Julia Extra Band 371
KAPITEL
„Ich hätte mir ja gleich denken können, dass ihr beiden Holzköpfe eure große Klappe nicht haltet!“, schimpfte Archer.
Tom und Travis prosteten ihm grinsend mit den Bierflaschen zu.
„Wieso? Statt eines Junggesellenabschieds, zu dem du ja auch hättest kommen müssen, macht Travis lieber eine Grillparty“, meinte Tom. „Also auch für dich und deine Hochzeitsbegleitung. Es wäre nicht nett gewesen, Callie allein zu Hause zu lassen, oder?“
Archer boxte ihn auf den Arm. „Richtig. Aber ich musste eine halbe Stunde lang Mums Fragen am Telefon über mich ergehen lassen, und ich habe die letzte halbe Stunde damit verbracht, ihr auszuweichen, um nicht noch weiter verhört zu werden. Vielen Dank dafür, lieber Bruder.“
„Keine Ursache. Du kannst mir ausgiebig danken, wenn Mum deine Hochzeit organisiert“, entgegnete Tom scherzend.
„Bloß nicht!“ Beim Gedanken an eine Ehe wurde Archer ganz anders.
„Wieso? Heiraten ist doch etwas Schönes!“, behauptete Travis und wies auf die Gruppe von jungen Frauen, die sich ums Kuchenbüfett drängten. „Shelly hat viele nette Freundinnen. Warum gehst du nicht hin, Tom, und kümmerst dich um sie?“
Tom zuckte gespielt lässig die Schultern. „Kein Interesse.“
„Nicht jede Frau ist wie …“
„Travis, ich glaube, Shelly ruft nach dir“, unterbrach Archer seinen jüngeren Bruder und erntete einen dankbaren Blick von Tom.
„Denk trotzdem drüber nach. Izzy braucht eine Mutter“, empfahl Travis und ging, sichtlich stolz und sehr verliebt, zu seiner Braut.
„Was mischt der sich überhaupt ein?“, murmelte Tom.
„Auf die Gefahr hin, eins mit der Flasche übergezogen zu bekommen, würde ich sagen, Travis hat nicht unrecht“, wagte Archer zu sagen.
„Izzy und ich kommen prima allein klar“, brauste Tom auf.
„Ich weiß, ich weiß! Aber auch sie wird immer älter. Jetzt ist sie sechs, aber bevor du dich versiehst, stellt sie dir Fragen, die du wahrscheinlich lieber nicht beantwortest“, gab Archer zu bedenken.
Tom ließ die Schultern hängen. „Sie ist ein großartiges kleines Mädchen. Mein Ein und Alles.“
„Dann solltest du ihr zuliebe vielleicht wieder mehr unter Menschen gehen. Wann hattest du zum letzten Mal ein Date?“
Nun stellte Tom die Flasche ab und verschränkte die Arme. „Hast du dir jemals gewünscht, dein Leben wäre anders verlaufen?“, fragte er düster.
Nein, antwortete Archer im Stillen. Abgesehen von dem Zerwürfnis mit der Familie. Ansonsten gefiel es ihm, sein eigener Herr zu sein. Wenn man ihn schon als verantwortungslos ansah, wollte er auch die Vorteile davon genießen. Keine Bindungen, mit dem Motto hatte er jahrelang gut gelebt.
Allerdings überlegte er immer öfter, ob er das für den Rest seines Lebens wollte.
Er hörte Callie lachen, und nun fragte er sich einen Moment, wie sein Leben heute aussähe, wenn er damals seine Bindungsängste vergessen und eine richtige Beziehung riskiert hätte.
„Es hat keinen Sinn, sich über verpasste Möglichkeiten den Kopf zu zerbrechen“, meinte Archer. „Wir können nur das Beste aus dem machen, was wir haben.“
Tom nickte nachdenklich. „Ich bedauere nicht, Tracy geheiratet zu haben, weil ich sonst ja Izzy nicht hätte. Aber immer hier in Torquay mit dem ewigen Einerlei … das nervt manchmal ganz schön.“
Dem konnte Archer nur zustimmen. Er wäre schon längst verrückt geworden, wenn er immer in der Eintönigkeit der Kleinstadt gelebt hätte.
„Bist du eigentlich sauer, weil du nie Surfprofi hast werden können?“, erkundigte er sich.
„Ach was!“ Tom lachte lauthals. „Ich war nie so besessen wie du. Es wäre nichts für mich gewesen, auf der Jagd nach der perfekten Welle um die Welt zu reisen.“
„Du hast als Junge aber über nichts anderes geredet“, hielt Archer dagegen. „Ich glaube, ich wollte zur Hälfte deswegen Profi werden, weil du es wolltest.“
„Ich mochte das viele Training und Herumreisen nicht.“
„Und ich dachte, du hättest eine Profikarriere nur deswegen aufgegeben, weil Tracy dich in die Ehefalle gelockt hat. Das hast du ihr übelgenommen, und das hat eure Ehe zerstört. Dachte ich jedenfalls immer.“
„Also, Tracy wurde tatsächlich absichtlich schwanger“, informierte Tom ihn. „Aber sie hat mich nicht in die Ehefalle gelockt. Ich musste sie nicht heiraten, ich wollte es. Weil ich jung und dumm und idealistisch war.“
Er wies auf ihre Eltern, die sich gerade in einer ruhigen Ecke des Festzelts
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