Julia Extra Band 371
Vorstellung, Heiraten würde bedeuten, dass man seine Freiheit aufgeben muss.“
„He, du siehst dir wohl heimlich typische Frauenfilme an, wenn Izzy im Bett ist“, spottete Archer, um sich nicht anmerken zu lassen, wie nahe ihm die Worte gingen. „Ich mag mein Leben wie es ist. Ich mache, was ich will. Also misch dich nicht ein!“
„Die Wahrheit tut weh, oder?“
Nun fluchte Archer laut. „Wie wäre es, Tom, wenn du dein eigenes Liebesleben auf die Reihe bringst und mich in Ruhe lässt?“
Er drehte sich um und ging weg, aber er hörte noch Toms triumphierende Bemerkung: „Wer hat denn was von Liebe gesagt? Ich jedenfalls nicht!“
Callie tat der Kopf weh. Seit vierundzwanzig Stunden versuchte sie zu analysieren, warum sie sich so impulsiv wieder auf eine Affäre mit Archer eingelassen hatte. Und nun war sie auch noch, ohne es zu wollen, in den Archer-Flett-Fanclub aufgenommen worden.
Seit sie auf der Party erschienen war, hatte sie nur lobende Worte über ihn von allen weiblichen Familienmitgliedern gehört. Und war über ihn ausgefragt worden. Gründlich!
Dabei wusste sie gar nicht, was sie erzählen sollte. Etwa, dass sie vor acht Jahren Archer ihr Herz geschenkt hatte und er darauf herumgetrampelt war? Und dass sie sich jetzt dummerweise wieder mit ihm eingelassen hatte und ihr somit dasselbe bevorstand?
Natürlich hatte sie das nicht gesagt! Sie hatte – wahrheitsgemäß – behauptet, sie und Archer seien alte Freunde und wären sich in Melbourne wieder über den Weg gelaufen.
Shelly hatte gemeint, sie wäre eine erfrischende Abwechslung von Archers üblichen Dates, die alle „hochnäsige, silikongeschönte Dummerchen“ gewesen wären. Sie hätten mit der Familie nichts zu tun haben wollen, ja, nicht mal mit ihnen geredet.
Callie hätte gern mehr erfahren, aber Archers Mutter hatte Shelly warnend angesehen, und die war daraufhin verstummt. Es war überraschend, dass Archer solche Frauen mit nach Hause nahm, die so gar nicht in den Kreis der Familie passten.
Aber in seinem Verhältnis zu seinen Angehörigen schien sowieso etwas nicht zu stimmen. Vor der Party war Archer auffallend nervös gewesen. Unruhig war er auf dem Balkon hin- und hergelaufen, während Callie sich fertig machte, hatte viel zu viel Cola getrunken und im Fernsehen von einem Kanal zum anderen gezappt, ohne hinzusehen.
Dann war er vor dem Haus seiner Eltern nur widerstrebend aus dem Auto gestiegen und drückte sich seither am Rand der Party herum. Mit seinen Brüdern hatte sie ihn reden sehen, aber zu seinen Eltern hielt er seit der Begrüßung deutlich Abstand.
Warum?
Die Frage würde sie ihm später einmal stellen, zusammen mit den ungezählten anderen Fragen, die ihr im Kopf herumschwirrten.
Eins war Callie jedenfalls klar: Archers Familie hätte es gern, wenn er zur Abwechslung mal ein wenig länger blieb. Sie hatte freilich nicht die Absicht, ihnen zu erklären, dass eher eine Stadtpflanze wie sie die Surfweltmeisterschaft gewinnen würde, als dass Archer sesshaft wurde.
Er war ein ausgesprochener Nomade, was seinen Charme nur verstärkte. Seine Impulsivität, seine Spontaneität, seine Fähigkeit, ganz im Augenblick zu leben, das alles machte ihn zu dem, der er war.
Was sie gestern da in den Dünen getan hatten … Beim Gedanken daran presste Callie sich das Glas mit eiskaltem Wasser an die Stirn. Das half allerdings nicht gegen die Bilder, die sich vor ihrem inneren Auge abspulten.
Archer, wie er ihr den Badeanzug abstreifte. Wie er jeden Zentimeter ihres Körpers mit Händen und Lippen erforschte …
„Man müsste dich eigentlich verhaften, wenn du so aussiehst“, hörte sie plötzlich seine Stimme dicht an ihrem Ohr, und sein warmer Atem auf ihrer Haut ließ diese erregend prickeln.
„Wie sehe ich denn aus?“
„Als hättest du den ganzen Tag im Bett verbracht und könntest es kaum erwarten, wieder dorthin zurückzukehren“, erwiderte er rau.
„Bett? Wieso das? Der Strand war uns doch gut genug, oder?“ Sie blickte ihn durch die Wimpern an.
„Hör auf! Oder du bringst mich noch um den Verstand“, flüsterte er heiser und schob sie an die Rückseite des Festzelts, wo sie vor neugierigen Blicken relativ sicher waren.
„Tu nicht so, als hättest du seitdem nicht mehr daran gedacht“, erwiderte Callie herausfordernd, um ihn aus der Deckung zu locken.
Sie hatten noch nicht viel geredet, seit sie Sex gehabt hatten. Das hatte ihr zugesagt, denn gestern war sie noch wie auf Wolken
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