Julia Extra Band 371
faszinierte ihn.
Rosie warf ihm einen Blick aus undurchsichtigen grünen Augen zu und zuckte die schmalen Schultern. „Ich bin schwanger.“
Jetzt war es heraus. Ein unangenehmes Schweigen breitete sich im Zimmer aus, bis Rosie meinte, ersticken zu müssen. Um gegen das Gefühl anzugehen, sprach sie hastig weiter. „Es tut mir leid, dass ich dich damit so überfalle. Ich nehme zwar die Pille, hatte in jener Woche aber eine Magenverstimmung. Meine Ärztin meint, dadurch bin ich nicht geschützt gewesen“, erklärte sie.
Alexius starrte sie unverwandt an. Alle Farbe war aus seinem Gesicht gewichen. „Und es ist ganz sicher von mir?“
„Du weißt genau, dass es vor dir niemanden gab. Und danach auch nicht“, erwiderte sie gekränkt. „Es ist dein Baby.“
Sein Baby. Bei dem Gedanken setzte Alexius’ Gehirn für einen Moment aus. Adrenalin pumpte durch seine Adern. Rosie hatte seinen schlimmsten Verdacht bestätigt. Nur weil sein Jackett in jener Nacht außer Reichweite gewesen war, hatte er ungeschützten Verkehr mit ihr gehabt. Dabei war er erfahren genug, um es besser zu wissen. Nur er selbst trug die Schuld.
„Du wirkst geschockt“, sagte Rosie steif. „Ich war anfangs ebenfalls geschockt, aber ein Abbruch kommt für mich nicht infrage …“
„Das würde ich niemals von dir verlangen“, unterbrach Alexius sie sanft. „Wir sind erwachsen und werden damit fertig.“
„Ein Baby großzuziehen, ist keine leichte Sache“, sagte Rosie hilflos. Ein Baby würde ihr Leben auf den Kopf stellen. Das war ein 24-Stunden-Job, zumindest in den ersten Monaten!
„Für mich kommt es ebenfalls nicht gerade gelegen“, fügte sie kläglich hinzu. „In zwei Wochen mache ich meinen Schulabschluss, danach wollte ich mich an der Universität einschreiben …“
„Du willst studieren?“
„Ja, im Herbst sollte es eigentlich losgehen.“
Alexius wurde klar, das Sokrates’ Nachforschungen lückenhaft gewesen waren: So wie das Foto Rosies Schönheit nicht gerecht geworden war, führten auch die anderen zusammengetragenen Fakten in die Irre. Rosie gab sich nicht damit zufrieden, als Reinigungskraft zu arbeiten. Ehrgeizig verfolgte sie im Leben höhere Ziele. Doch es zählte nun nicht länger, wer oder was sie war – schließlich erwartete sie ein Kind von Alexius. Diese Schmach hatte Sokrates nicht verdient. Alexius atmete tief durch und fügte sich ins Unvermeidliche: Rosie und dem gemeinsamen Kind zuliebe würde er seine Freiheit opfern. „Ich werde dich heiraten …“
Rosie lachte auf, dann runzelte sie die Stirn. „Sei nicht albern“, sagte sie knapp.
Alexius biss sich auf die Unterlippe. Auch wenn er sich innerlich dagegen sträubte, war eine Ehe die einzig vernünftige Lösung. „Ich meine es ernst. Ich werde dich heiraten, damit das Kind meinen Namen trägt und ich für euch beide sorgen kann.“
Langsam begriff Rosie, dass es ihm wirklich ernst war. „Das würdest du tun?“, fragte sie ungläubig.
„Das bin ich dir und dem Kind schuldig. Ich kann nicht zulassen, dass du mein Kind allein aufziehst.“
„Du hast nur Angst vor der Reaktion meines Großvaters“, unterstellte Rosie ihm. „Heutzutage heiratet man nicht mehr, nur weil ein Baby unterwegs ist.“
„Dennoch ist es die einzig richtige Lösung“, erwiderte Alexius knapp.
„Das finde ich nicht. Du willst mich doch gar nicht heiraten. Unter diesen Bedingungen werde ich deinen Antrag nicht annehmen“, entgegnete sie. „Trotzdem vielen Dank für das Angebot, das ist sehr nett von dir.“
Fassungslos, dass sie den Antrag ausschlug, starrte Alexius sie an. „ Nett von mir?“
„Du wählst den altmodischen Weg, obwohl du dich innerlich sträubst“, erklärte Rosie. „Aber sei unbesorgt: Ich will dich ebenfalls nicht heiraten. Also sei bitte ehrlich mit mir.“
„Ich bin ehrlich, Rosie.“
„Alexius, du willst mich nicht zur Frau, und die Vaterrolle widerstrebt dir ebenfalls. Das spüre ich“, sagte Rosie bestimmt. „Wir müssen nicht heiraten.“
„Dein Großvater wird das etwas anders sehen.“
„Sollten wir uns jemals kennenlernen, werden wir uns eben darauf einigen müssen, dass wir verschiedene Standpunkte vertreten. Ich will weder einen Ehemann noch einen Vater für mein Kind, der nicht voll dahintersteht. Das ist nicht dumm, sondern vernünftig“, erklärte Rosie überzeugt. „Ich würde nicht in deine Welt passen. Deine Freunde würden mich verlachen. Herrgott, ich bin eine Putzfrau!“
„In meiner Nähe
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