Julia Extra Band 371
herausfinden, ob du eine ehrliche Haut bist“, erklärte Alexius ruhig. „Du musst mir glauben, dass ich nichts Böses im Schilde führte, sondern nur einem alten Freund helfen wollte. Willst du denn gar nichts über deinen Großvater wissen?“
Rosie richtete sich kerzengerade auf. „Dieser Mann wusste von mir, hat aber nie einen Versuch unternommen, mit mir Kontakt aufzunehmen. Und dann ist er nicht selbst hergekommen, sondern hat dich vorgeschickt.“
Ihre kalte Zurückhaltung verwunderte Alexius. Schließlich hatte sie ihm gestanden, dass sie sich eine Familie wünschte. „Sokrates musste vor ein paar Wochen mit Herzproblemen ins Krankenhaus und erholt sich davon noch. Er ist nicht in der Verfassung, in ein Flugzeug zu steigen und herzufliegen.“
„Das tut mir sehr leid. Mehr habe ich zu einem Mann, der seine Enkeltochter erst einmal auskundschaften lässt, nicht zu sagen“, erklärte Rosie knapp. „Es ist abscheulich, dass ich auf diesem Weg von meinem Großvater erfahren muss.“ Ihre Miene war wie versteinert. „Außerdem hast du mich belogen, und ich war so dumm, darauf hereinzufallen!“
Alex erstarrte. Der Schmerz in ihren Augen traf ihn wie eine Ohrfeige. „Es tut mir leid. Und ich hoffe, du wirst mir verzeihen, wenn du erst einmal deinen Großvater kennengelernt hast.“
„Ich habe nicht vor, ihn kennenzulernen“, sagte Rosie unwirsch. „Ich habe genug eigene Sorgen, als dass ich mich mit einem alten Mann treffen müsste, der überprüfen lässt, ob ich es wert bin, in seine Familie eingeführt zu werden.“
„Sokrates hat mich gebeten, dich nach Griechenland zu bringen. Lass ihn nicht für das büßen, was ich dir angetan habe“, bat er sie grimmig. „Sonst wirst du es später bitter bereuen.“
„Wie kannst du es wagen, mir zu drohen?“, warf sie ihm entgegen. „Oh, wie ich dich hasse!“
„Du kennst mich kaum, wie kannst du mich da hassen?“, erwiderte Alexius trocken.
Bei der unnötigen Bemerkung stand Rosie auf und schritt durchs Zimmer. Dann drehte sie sich abrupt zu Alexius und sah sich seinem kühlen silbergrauen Blick ausgesetzt. „Woher nimmst du dir eigentlich das Recht, sauer auf mich zu sein?“, fragte sie erbost.
Alexius, der sich etwas darauf einbildete, seine Gefühle nie nach außen zu tragen, fühlte sich ertappt. „Ich bin sauer, weil du deinen Großvater für meinen Fehler büßen lassen willst.“
„Ich lasse niemanden für die Fehler anderer Menschen büßen. Er ist bestimmt ein freundlicher alter Mann und ich wünsche ihm gute Besserung“, murmelte sie unbehaglich. „Trotzdem bin ich mir nicht sicher, ob ich ihn kennenlernen möchte. Und nach allem, was ich von dir erfahren habe, möchte ich ganz bestimmt nicht mit dir zu ihm hinfliegen!“
„Was hast du denn Schlimmes über mich erfahren?“, fragte Alexius und versuchte, nicht auf ihren knackigen Po und die schlanke Taille zu starren. Ihr zierlicher Körper, der ihm im Bett fast den Verstand geraubt hatte, gefiel ihm außerordentlich gut. Sein Puls beschleunigte, Alexius war erregt.
„Wir beide leben in verschiedenen Welten“, sagte sie und beschrieb mit einer Hand einen Kreis, der die teure Einrichtung einschloss. „Du bist reich und gebildet. Ich bin arm und mache gerade meinen Schulabschluss nach. Aber vor allem vertraue ich dir nicht mehr.“
Sein sinnlicher Mund zuckte amüsiert. „Ich kann dir versprechen, dass ich dir nie wieder mit Halbwahrheiten kommen werde.“
„Das würde für den Anfang ja schon reichen. Ich habe gleich eine Frage an dich: Wie reich bist du wirklich? Hast du einen Privatjet?“, fragte sie aufgebracht.
Alexius hatte eine ganze Flotte davon, aber das verschwieg er lieber und nickte bloß. Sofort zeigte Rosies Gesicht ihre Enttäuschung – sie hatte gehofft, dass er nicht derartig reich sein würde. „Und du besitzt mehr als ein Haus?“
Alexius stieß hörbar den Atem aus. „Nun, ja. Ich habe von meinen Eltern ein beträchtliches Vermögen geerbt.“
Wie dumm war sie nur gewesen, als sie angenommen hatte, Alexius sei nur ein ganz normaler Angestellter? Erst jetzt bemerkte sie die sündhaft teure goldene Uhr an seinem Handgelenk, die diamantenbesetzten Manschettenknöpfe mit dem Monogramm, den maßgeschneiderten Anzug. Alexius gehörte die Firma STA Industries, ein multinationaler Konzern!
„Warum bist du hergekommen?“, fragte er ruhig. Die Vorstellung, zum ersten Mal eine Frau getroffen zu haben, die seinen Reichtum als Nachteil auslegte,
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