Julia Extra Band 371
das ständig wechselnde Personal um uns. Die meisten haben es nicht lange mit uns ausgehalten. Kein Wunder, es herrschten manchmal chaotische Zustände …“
Dario verstummte, und Josie merkte, dass er bereits mehr erzählt hatte, als ihm lieb war. Trotz ihres Wunsches, mehr über ihn zu erfahren, bohrte sie nicht weiter nach. Dario wechselte das Thema und deutete im Vorbeireiten auf einige seiner alten Lieblingsplätze aus Kindertagen.
„Die meisten dieser Plätze haben mir deine Nachbarn bereits gezeigt“, sagte Josie zu Darios Überraschung. „Sie bleiben immer bei mir zum Plaudern stehen.“
Er lachte. „Und ich dachte, du hasst es, bei der Arbeit unterbrochen zu werden!“
„Eigentlich ja … aber ich möchte auch etwas über die Menschen erfahren, die heute hier leben, anstatt immer nur nach Fundstücken aus längst vergangenen Tagen zu graben.“
„Sehr gut.“ In einer spontanen Reaktion ließ Dario eine Hand nach hinten sinken und legte sie kurz auf ihren Oberschenkel. Es war nur eine flüchtige Berührung, aber sie sandte wohlige Schauer durch Josies Körper. Bevor sie wusste, wie ihr geschah, hatte ihre Wange seinen Rücken gestreift. Tief atmete sie den Duft nach frischer Seife und Rasierwasser ein. Dann setzte sie sich wieder auf und schaute sich um.
„Es ist wunderschön hier“, seufzte sie schwärmerisch.
„Das freut mich. Nach all der harten Arbeit hast du dir eine Auszeit verdient.“
Josie dachte wehmütig an die Party. Warum hatte sie nur abgesagt? Plötzlich wünschte sie sich, er würde sie noch einmal danach fragen. Jetzt fühlte sie sich stark genug, um Ja zu sagen. Doch Dario war in Gedanken versunken. Und außer dem Klappern der Hufe war nur der Gesang der Lerchen zu hören.
7. KAPITEL
Josie schwebte auf Wolken. Kaum hatte sie sich an den sanften Rhythmus des Pferdes gewöhnt, konnte sie sich ganz dem wunderbaren Gefühl hingeben, so dicht bei Dario zu sein. Mit den Armen umschlang sie seine schlanke Taille, wobei sie überdeutlich seinen warmen Körper spürte. Es brachte all die bittersüßen Erinnerungen an ihr Picknick zurück: an ihre Unsicherheit, den Kuss … Josie schloss die Augen und bemerkte zugleich, wie ihre Brüste im Takt der Hufe aufreizend gegen seinen Rücken wippten. Das Feuer in ihrem Inneren loderte heller und schürte das Verlangen, sich eng an ihn zu schmiegen.
„Du darfst dich gerne an mich lehnen“, sagte Dario sanft, als hätte er ihre Gedanken gelesen.
Josie zögerte nur kurz, dann tat sie es – und es fühlte sich so unendlich gut an, dass sie fast alles um sich herum vergaß. Erst als sie am Klang der Hufe hörte, dass sie die asphaltierte Straße verlassen hatten, öffnete Josie die Augen und setzte sich auf. Sie waren beim Castello angekommen.
Dario stieg vom Pferd. „Warte, ich helfe dir beim Absteigen“, sagte er und umfasste Josies Hüften, dann hob er sie zu sich hinunter. Ein Stallbursche kam herbeigelaufen, nahm Ferraris Zügel und führte den Hengst in seine Box.
„Meine Beine fühlen sich wie Wackelpudding an“, murmelte Josie und griff Halt suchend nach Darios Hand. Die Selbstverständlichkeit, mit der Dario sie an sich zog, war so beruhigend, dass sich Josie fast augenblicklich besser fühlte.
„Das ist am Anfang ganz normal. Lehn dich nur an mich, ich habe es nicht eilig.“
„A…aber du hast doch immer irgendetwas zu tun.“
„Das kann warten. Ich würde dich doch niemals mit deinen Wackelpuddingbeinen alleine stehen lassen.“
Josie erwiderte sein Lächeln. Gleich wird er mich noch einmal fragen, ob ich auf die Party komme, dachte sie erwartungsvoll, aber sie hatte sich getäuscht, denn nach einer Weile schob er sie sanft von sich.
„Auf Wiedersehen“, sagte er mit rauer Stimme. Dann war er fort.
Josie versuchte, nicht allzu enttäuscht zu sein, aber es gelang ihr nicht. Mit gestrafften Schultern betrat sie das Castello, um Antonia zu treffen. Dabei wirbelten ihr die unterschiedlichsten Gedanken durch den Kopf. Warum habe ich nicht einfach zugestimmt? Hätte ich nicht einmal mutig sein können? Mein Leben ist so ereignislos wie das eines Goldfisches. Soll das für immer so bleiben?
„Fabio schläft. Wir können also los und die Stadt unsicher machen!“, rief Antonia voller Vorfreude, als sie die Treppe hinunterlief. „Was wirst du morgen auf der Party anziehen?“
„Ich werde nicht hingehen.“
„Oh … immer noch nicht. Warum?“
„Ich habe einfach zu viel um die Ohren. Du weißt doch, wie das
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