Julia Extra Band 371
sprichst.“
„Oh, lass uns bitte nicht über Loyalität sprechen, denn davon kann ich ein Lied singen. Weißt du, meine Mutter kocht noch immer jeden Sonntag für zwei Personen. Nur für den Fall, dass mein Vater, der wohlgemerkt seit zehn Jahren weg ist, doch noch zurückkommt.“
Dario zog sie enger an sich. „Also hat sich dein Vater aus dem Staub gemacht und dein Verlobter hat dich verlassen.“ Darios Ton war sachlich, aber seine Verärgerung war nicht zu überhören. „Es ist ein Wunder, dass du überhaupt noch einem Menschen traust.“
„Das tue ich nicht. Und deshalb mache ich mir, was dich betrifft, auch keine Illusionen!“
Josie zwang sich zu einem Lachen, doch es klang nicht sonderlich überzeugend. Dario zog sie noch fester an sich. Sie spürte sein Herzschlag an ihrer Brust und war wie betrunken von Glück und berauscht von seiner Nähe. Plötzlich fürchtete sie, die Kontrolle über sich zu verlieren, und löste sich aus seiner Umarmung.
„Danke für diesen magischen Abend“, sagte sie.
„Das Vergnügen war ganz meinerseits.“ Er hielt sie noch einen kurzen Moment fest, dann ließ er sie wehmütig los. Er musterte sie kurz. „Ich fürchte, unser Tanz hat deiner Orchidee nicht sonderlich gut getan.“
Josie blickte an sich hinab. Die weiße Blüte war zerdrückt, und ihre Blätter hingen welk von dem Träger ihres Kleids. Hoffentlich ist das kein schlechtes Omen, dachte sie und seufzte. „Schade. Ich wollte sie eigentlich als Andenken aufbewahren. Aber in diesem Zustand wird daraus wohl nichts.“
Dario griff nach ihrer Hand. „Dann brauchst du dringend Ersatz. Komm, im Rosengarten gibt es noch jede Menge Blumen.“
Sanft zog er sie zu einer Holztür, die durch eine mannshohe Steinmauer führte. Kaum hatte er sie geöffnet, hörte Josie den melodischen Gesang einer Nachtigall, und der Duft von tausend Rosen umwehte sie.
Dario lächelte über ihre offensichtliche Begeisterung. „Das Nachtigallental macht seinem Namen alle Ehre.“
„Wundervoll“, hauchte sie ergriffen, und ihre Augen funkelten glücklich. Dario betrachtete ihr Profil im Mondlicht. Sie sah so wunderschön aus, dass es ihm fast den Atem raubte. Sanft schlang er ihr die Arme um die Taille und zog sie an sich.
„Ich muss dir ein Geständnis machen, Josie.“
Fragend blickte sie zu ihm auf.
„Die Sache ist, dass ich diese Party aus einem sehr egoistischen Grund feiere.“
Sie bemerkte ein Lächeln auf seinem Gesicht.
„Und was genau ist dieser Grund?“ Ganz sicher nicht der, mich zu verführen, dachte sie mit angehaltenem Atem. Oder vielleicht doch?
„Du wirst ihn bestimmt blöd finden.“
Mit ihren Händen stieß sie ihm leicht gegen die Brust. „Das sehen wir dann.“
Er lachte tonlos. „Erinnerst du dich, was ich dir über Geburtstage erzählt habe? Antonias und meiner wurden immer vergessen. Als ich das Castello damals erbte, habe ich mir geschworen, aus jedem Geburtstag etwas ganz Besonderes zu machen. In meinem Alter möchte ich mich jedoch nicht in den Mittelpunkt stellen, und daher wissen es auch nur ganz wenige … aber heute ist dieser besondere Tag.“
Verzückt schaute Josie ihn an. „Oh, Dario! Herzlichen Glückwunsch! Aber warum hat mir das denn niemand gesagt? Wenn ich davon gewusst hätte, dann stünde ich jetzt nicht mit leeren Händen, sondern mit einem Geschenk vor dir.“
Plötzlich fielen ihr wieder Antonias Worte ein. Betrachte es einfach als Geburtstagsgeschenk, hatte sie über das Kleid gesagt. Erst jetzt verstand Josie den versteckten Hinweis. Ihre Freundin hatte ihr etwas Hübsches gekauft, um Dario, wenn auch auf Umwegen, eine Freude zu machen.
Dario verzog das Gesicht. „Ich will keine Geschenke, denn, wie du sicherlich schon bemerkt hast, fehlt es mir an nichts. Daher möchte ich auch niemanden in die Verlegenheit bringen, mir etwas kaufen zu müssen.“
„Aber Geburtstage haben doch nichts mit Geld zu tun. Darum geht es beim Schenken nicht.“
„Ach, tut es nicht?“
„Nein!“ Josie trat einen Schritt zurück. „Ein gutes Geschenk muss nicht teuer sein. Es sollte nur von Herzen kommen, weil man jemandem eine Freude bereiten will und nicht weil man es muss.“
Dario schwieg und schien darauf zu warten, dass sie weitersprach. Und das tat Josie auch.
„Hätte ich gewusst, dass du heute Geburtstag hast, dann hätte ich die Zeit genutzt, um etwas Besonderes für dich zu finden. Etwas, das du wirklich gebrauchen kannst. Vielleicht etwas für dein Atelier? Ich bin
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