Julia Extra Band 372
wäre ich doch zu dir gekommen.“
„Und ich habe all die Jahre gedacht, du wärst davongelaufen, weil dir deine Pläne wichtiger waren als ich.“
Wie hatte er so etwas nur von ihr denken können? „Ich wäre geblieben, J. C. Wenn ich es nur gewusst hätte.“ Sie atmete tief durch, dann fuhr sie fort: „Ich bin sogar noch zu euch gegangen vor meiner Abfahrt. Ich wollte mit dir über den Anruf reden. Doch dann habe ich dich mit einer anderen gesehen und …“
„Einer anderen?“ Er versuchte, sich zu entsinnen. „Ach so, meine Cousine. Meine Tante war gekommen, und meine Cousine hat mich getröstet. Meine beste Freundin war ja leider nicht da.“ Er machte eine Pause. „Du warst nicht da.“
Sie würde für immer seine beste Freundin sein und er ihr bester Freund. Nichts würde dieses Band zwischen ihnen zertrennen können. Ihre Freundschaft war ein Fels in der Brandung des Lebens, und Grace war dankbar dafür. „Es tut mir leid.“
„Es ist in Ordnung, Grace, jetzt, wo ich es verstehe. Außerdem ist es schon so lange her.“
„Dennoch wünschte ich, ich könnte es ungeschehen machen.“ Sie atmete seufzend aus und folgte der davonziehenden Atemwolke mit ihrem Blick. „Warum hat dein Vater das getan? Warum hat er gelogen und gesagt, er würde in deinem Auftrag anrufen?“
J. C. sah zu Henry herüber, der zehn Meter entfernt mit anderen Kindern spielte. Das Wintervergnügen war gut besucht, und die Leute amüsierten sich, während die letzten Vorbereitungen für den nächsten und wichtigsten Tag beendet wurden. „Er meinte wohl, dass du mich auf den falschen Weg führst.“
„Den falschen Weg?“
„Ja, fort von meiner Bestimmung .“ J. C. klang sarkastisch. „Nämlich der, die Firma zu übernehmen und mich um die Familie zu kümmern. Und als er hörte, dass wir auf große Reise gehen wollten, hat er sich wohl nicht mehr anders zu helfen gewusst. Obwohl ich nie gedacht hätte, dass er so weit gehen würde. Es tut mir leid, was passiert ist, Grace.“
„Es ist nicht deine Schuld. Du hast ja noch nicht einmal davon gewusst.“ Sie legte ihm erneut die Hand auf die Schulter und spürte, dass seine Anspannung etwas nachgelassen hatte. Er wandte sich ihr zu, mit einem Blick, der um Vergebung bat. „Ich hätte wissen müssen, dass du niemals deinen Vater mit so etwas beauftragst. Ich hätte dir vertrauen müssen.“
Hätten sie dieses Gespräch nicht schon vor ewigen Zeiten führen müssen? Und sie hätten es wohl damals geführt, wenn sie die Situation mit J. C.s Cousine nicht so falsch interpretiert hätte. Es hatte sie verletzt, und davor davonzulaufen, war am einfachsten gewesen. War es das nicht immer? Sie verhielt sich wie ihre Mutter, stets bereit zur Flucht beim ersten Anzeichen eines Konflikts.
„Wer weiß, Grace, vielleicht wärst du noch ein paar Tage geblieben. Aber länger hättest du es nicht ausgehalten. Du wärst auf jeden Fall aufgebrochen“, sagte er, und seine Miene zeigte, wie ernst es ihm war. „So bist du eben. Selbst wenn jemand dich braucht.“
Seine Stimme klang verletzt. Während all der Jahre, die sie sich betrogen und verlassen gefühlt hatte, hatte sie nie geahnt, dass es ihm genauso gegangen war. Es musste ihm wie ein Schlag ins Gesicht erschienen sein, dass sie ihn in einer solch schweren Zeit zurückgelassen hatte. „Ich wäre nicht für immer geblieben, das stimmt wohl. Aber wenn sich dein Vater etwas erholt hätte, hätten wir immer noch gemeinsam aufbrechen können. Auch du wolltest raus aus dieser Stadt, erinnerst du dich?“
„Ein dummer Traum. Ich bin froh, dass es nie dazu gekommen ist.“
„Was soll das heißen? Du wolltest genauso sehr von hier fliehen wie ich. Stattdessen arbeitest du jetzt in der Firma deines Vaters. Das genaue Gegenteil von dem, was du immer wolltest.“
„Es spielt keine Rolle, was ich wollte. Verstehst du das nicht? Mein Vater hat sich nie mehr so richtig erholt. Sie brauchten mich. Noch während ich zum College ging, hat Dad mich ins Geschäft eingeführt. Ich habe es von der Pike auf gelernt. Nichts sollte sich für meine Familie und die Angestellten in der Firma ändern. Die Leute waren auf mich angewiesen, Grace. Ich konnte mich nicht einfach davonmachen und irgendeinem Luftschloss hinterherjagen.“
Seine Worte trafen sie wie eine Ohrfeige. „Das Luftschloss hat dir einmal sehr viel bedeutet.“
„Meine Familie war wichtiger.“ Schneefall hatte eingesetzt, und ein zarter Schneeflaum lag auf J.C.s Haaren und
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