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Julia Extra Band 372

Julia Extra Band 372

Titel: Julia Extra Band 372 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Meier , Shirley Jump , Natalie Anderson
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musste. Er ging zu ihr und nahm sie in den Arm. „Ich verstehe dich, Mom. Warum du nichts gesagt hast.“
    In ihren Augen schimmerten Tränen. „Wirklich?“
    „Ja. Und ich verstehe Dad. Er wollte für uns alle sorgen. Und wahrscheinlich hatte er einfach Angst um mich.“
    „Manchmal denke ich, du hättest die Firma nie übernehmen sollen“, sagte seine Mutter. „Dass du mit Grace hättest ausbrechen sollen. Stattdessen bist du bei uns geblieben und hast deine eigenen Wünsche zurückgestellt.“
    „Wenn ich wirklich hätte gehen wollen, Mom, dann wäre ich gegangen“, erklärte er, und erstmals wurde ihm klar, dass das die Wahrheit war. Er hätte damals gehen können, gemeinsam mit Grace. Oder irgendwann später. Doch er hatte es nie getan. „Irgendwie wollte ich wohl beweisen, dass ich meinen Mann stehen kann in der Firma.“
    „Du wolltest es ihm beweisen. Deinem Vater.“
    J. C. sagte nichts darauf. Natürlich hatte er sich immer nach der Anerkennung seines Vaters gesehnt. Dass der ihm nur einmal sagte, welch gute Arbeit er an der Spitze der Firma machte.
    „Er war stolz auf dich. Auch wenn er es nie gesagt hat. Und bei Grace hat er nur aus Sorge um dich angerufen. Er hat gefürchtet, du könntest verletzt werden. Von ihr oder von der großen Welt, die du mit deiner Gitarre erobern wolltest.“ Sie lächelte ihm zu.
    J. C. konnte seinen Vater verstehen, aber bis er ihm verzeihen konnte, würde es wohl noch eine Zeit dauern.
    „Jetzt könnte dein Vater sehen, wie unbegründet seine Sorge um dich war. Du hast mehr erreicht, als er und ich je von dir erwartet haben.“
    „Finanziell ja. Aber privat …“ Er sah zu Boden. „Ich habe auf vieles verzichtet für die Firma.“
    „Jetzt hast du die Chance, es nachzuholen.“
    „Aber jemand muss die Firma doch leiten, Mom. Und sich um Henry kümmern. Und …“
    „Du musst nicht alles selber machen. Henry kann hier bei mir bleiben. Und die Firma wird bestimmt keinen Schaden nehmen, wenn du jemand anderen an die Spitze lässt.“
    „So einfach ist es nicht, Mom.“
    „Oh doch, das ist es“, sagte sie voller Überzeugung. „Wovor hast du Angst?“
    „Vor nichts.“
    Hatte nicht auch Grace ihm gesagt, er habe Angst? Bevor er den Spieß umgedreht und ihr dasselbe vorgeworfen hatte? Aber womöglich war sie gar nicht so ängstlich, wie er gesagt hatte.
    Vielleicht war er der Angsthase.
    Seine Mutter streichelte ihm über die Hand, dann griff sie wieder nach ihrem Kochlöffel. „Folge einfach deinen Träumen, J. C. Es ist Weihnachten, die Zeit der Wunder. Und des Neubeginns.“
    Sie küsste ihn auf die Stirn, als wäre er noch einmal sechs Jahre alt und stünde vor seinem ersten Schultag.
    Und vielleicht, dachte J. C., war es genau so. Er nahm seinen Mantel und brach in eine ungewisse Welt auf, voller Wünsche, die er sich so lange versagt hatte. Vielleicht hatte seine Mutter recht, und es war an der Zeit, all das nachzuholen, auf das er der Firma wegen verzichtet hatte.
    Vielleicht war es auch an der Zeit, etwas zu wagen und Scheitern und Enttäuschung in Kauf zu nehmen.

9. KAPITEL
    Kurz vor dem Abendessen klingelte es an der Tür. Grace ließ sich nicht beim Kämmen ihrer Haare stören. Ihre Schwestern wurden erst morgen erwartet, und Grandma hatte nichts von einem Gast gesagt. Unangemeldet würde aber wohl selbst Grace’ Mutter nicht auftauchen.
    Lydia McKinnon war in den letzten Tagen zweimal zum Essen gekommen. Beide Male hatte Grace sich sofort nach dem Essen damit entschuldigt, wie viel sie noch fürs Wintervergnügen erledigen müsse. Sie liebte ihre Mutter, dennoch brachte sie nicht mehr die Kraft auf, weiterhin vergeblich auf eine Veränderung zu hoffen.
    Dabei redete Lydia fast unablässig davon, wie sesshaft sie geworden sei. Dass sie sich ein Haus kaufen und einen Garten anlegen wolle. Wie gerne hätte Grace ihr geglaubt. Doch nach den Erfahrungen der Vergangenheit hatte sie nicht mehr die Kraft, Lydia zu vertrauen.
    Noch ein paar Tage, dann würde sie ihre Familie wieder ein Jahr lang nicht sehen und sich ausschließlich ihrer Arbeit widmen. Doch was würde ihre Arbeit sein? Sie sollte endlich den Artikel über Henry losschicken. Nachdem sie gemeinsam den Schneemann gebaut hatten, war ihr die Geschichte nur so aus der Feder geflossen. Doch zum ersten Mal seit Langem war sie nervös. Nicht nur wegen des Redakteurs und seiner Meinung, sondern vor allem, weil sich ihre eigene Haltung während des Schreibens geändert hatte.
    Es ging ihr nicht

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