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Julia Extra Band 372

Julia Extra Band 372

Titel: Julia Extra Band 372 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Meier , Shirley Jump , Natalie Anderson
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Zeit waren sie auseinandergedriftet und sich fremd geworden. „Ach, egal.“
    „Möchtest du darüber reden?“
    „Nein.“ Sie biss sich auf die Lippe. „Ja, aber …“ Sie seufzte. „Ich kenne dich jetzt schon so lange, J. C., und du hast so gut wie nie etwas über dich und eure Familie erzählt. Eigentlich habe ich mir alles selbst zusammengereimt.“
    Er beugte sich nach vorne und stützte seine Ellbogen auf die Knie. Ein kalter Hauch fuhr ihm unter die Jacke und über den Rücken. „Du ahnst gar nicht, wie schwer es für mich ist, darüber zu sprechen. In meiner Familie hat man nicht über Gefühle geredet. Es galt schon als Schwäche, seine Gefühle überhaupt zu zeigen.“
    „Und dennoch hast du mich gerade gebeten, meine Gefühle vor dir offenzulegen.“ Sie schob mit dem Fuß Schnee zur Seite. „Das verstehe ich nicht unter Freundschaft, J. C. Wenn nur einer redet.“
    Sie hatte recht. Sosehr es ihm widerstrebte, das zuzugeben: Sie hatte recht. Er durfte seine Gefühle nicht länger für sich behalten, wenn er glücklich werden wollte.
    „Ich fürchte, ich bin wie mein Vater geworden.“
    Grace sagte nichts. Das musste sie auch nicht. Ihr Schweigen verriet, wie wenig sie das überraschte.
    „Mein ganzes Leben lang habe ich mir geschworen, nie so zu werden wie er. Und jetzt sitze ich auf seinem Stuhl in seinem Büro in seiner Firma und entferne mich immer weiter von den Menschen, die mir etwas bedeuten.“ Er fluchte leise. Es war ein langsamer Wandel gewesen, ohne dass er es recht bemerkt hatte. Wenigstens mussten bei ihm keine Kinder unter seinem Leben leiden. Zumindest bis vor Kurzen nicht. Jetzt aber gab es Henry. J. C. wusste, dass er in Boston wieder von seinem alten Leben aufgesogen würde und sich nicht um Henry kümmern könnte. Und er wusste, wie sehr Henry darunter leiden würde. „So wollte ich nie sein.“
    „Du bist nicht wie er, J. C. Du bist hier in der Stadt bei deiner Mom und bei Henry. Du bist …“
    „Die Hälfte meiner Zeit hier arbeite ich doch. Eher zwei Drittel der Zeit. Ich bin nicht wirklich mit Mom oder Henry oder dir zusammen. Physisch vielleicht, aber mehr auch nicht.“
    „Wenn du unzufrieden bist mit deinem Leben, musst du es ändern.“
    „Meine Mutter hat fast wortwörtlich dasselbe gesagt.“ J. C. biss sich auf die Unterlippe. „Es ist leichter gesagt als getan. Da sind so viele Leute, die sich auf mich verlassen, und darauf, dass alles so weitergeht wie bisher. Soll ich die enttäuschen?“
    „Du kannst genauso gut wie ich einfach den nächsten Flieger nehmen und verschwinden.“
    Er grinste. „Natürlich. Ich sehe auch schon die Schlagzeilen vor mir, wenn ich das mache.“
    „Na und? Würde dich das etwa stören?“
    Statt einer Antwort zuckte er nur mit den Schultern.
    „Du verschließt dich schon wieder, J. C.“
    „Entschuldige. So schnell wird man alte Gewohnheiten eben nicht los.“ Er legte die Hand aufs Herz und sagte: „Ich schwöre, dass ich dir von nun an auch meine geheimsten Gedanken erzählen werde.“
    Sie lachte. „Das könnte uns auf gefährliche Wege führen.“
    „Das glaube ich auch.“ Er nahm ihre Hand, und sie lehnte sich an ihn. Als sich ihre Körper berührten, durchströmte ihn heißes Verlangen. Sie war alles, was er wollte. Wie hatte er sie nur gehen lassen können? „Wäre es denn so schlimm, wenn wir diese gefährlichen Wege ausprobieren?“
    Sie sah ihm lange in die Augen, und er fragte sich, ob sie wohl auch an die Sommernachmittage am Fluss dachte. Oder an ihre endlosen Spaziergänge. Oder an die vergangenen Tage, da sich zwischen ihnen alles wieder zum Besseren zu wenden schien.
    Schließlich ließ sie seine Hand los und seufzte. „Ich weiß es nicht, J. C. Wenn ich mir meine Eltern anschaue, denke ich, nur Verrückte heiraten. Bei ihnen geht es häufiger hin und her als beim Tischtennis.“ Er lachte bei diesem Vergleich, doch Grace’ Miene drückte Traurigkeit aus. „Es konnte gar nicht gut gehen bei ihnen, so verschiedene Lebensvorstellungen haben sie. Mein Vater der bodenständige Arbeiter und meine Mutter ein Schmetterling, der von Blüte zu Blüte fliegt.“
    Er verstand, was sie sagen wollte. Darum also blieb sie ihm gegenüber so reserviert. „Du erkennst uns in ihnen wieder.“
    „Mehr noch. Wir sind wie eine Kopie. Und ich habe selbst erlebt, wie dieses Hin und Her die Leute kaputtmacht. Nicht nur meine Eltern, sondern auch meine Schwestern und mich. Wir wussten nie, was gerade der aktuelle Stand

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