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Julia Extra Band 372

Julia Extra Band 372

Titel: Julia Extra Band 372 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Meier , Shirley Jump , Natalie Anderson
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ganze Woche war sie nicht dazu gekommen. Heute konnte sie die Ablenkung ganz besonders gut gebrauchen.
    Zehn Monate im Jahr drang leise, klassische Instrumentalmusik aus den Lautsprechern des Warenhauses. Im November und Dezember waren es Weihnachtslieder. Imogen liebte Weihnachtslieder. Sie konnte sie gar nicht oft genug hören. Sie kannte alle Texte und summte vergnügt mit. Mit gesenktem Kopf stand sie am Packtisch und faltete eine ihrer besonderen Origamischachteln für ein kleines Geschenk.
    „Ms Hall.“ Die Stimme mit dem amerikanischen Akzent unterbrach sie. „Haben Sie einen Moment?“
    „Sofort, Mr Taylor. Ich mache dies nur schnell fertig.“ Sie legte das Geschenk für den kleinen Jungen in die Schachtel und wand ein buntes Band darum. Dann schlang sie die Enden zu einer Schleife und zupfte sie sorgfältig zurecht. Der Junge strahlte, als sie ihm das kleine Päckchen überreichte. Erst jetzt trat Imogen zur Seite, wo ihr Chef zwischen beeindruckend dekorierten Weihnachtsbäumen wartete.
    Ryan sah sie missmutig an. „Was machen Sie eigentlich hier?“
    „Wonach sieht es denn aus?“, gab sie zurück.
    „Ich glaube, zum Geschenkeverpacken werden Sie zu gut bezahlt. Das überlassen Sie besser den pickeligen Teenagern, die wir dafür als Aushilfen eingestellt haben.“
    „Wollen Sie damit sagen, dass ich meine wertvolle Arbeitszeit verschwende?“
    „Genau.“
    „Sie irren, Mr Taylor. Außerdem ist kein einziger unserer Teenager pickelig, das sollten Sie wissen.“
    „Genau genommen, Ms Hall, habe ich außer Ihnen auch niemanden angesehen.“
    „Genau genommen, Mr Taylor …“ Sie überging seine Bemerkung. „… ist dies meine Mittagspause. In dieser Zeit kann ich tun, was ich will. Ich packe eben gern Geschenke ein.“
    Er schien seinen Fehler einzusehen. „Wenn ich Ihnen also jetzt etwas von Ihrer wertvollen Freizeit geraubt habe, sollten Sie vielleicht die Mittagspause um fünf Minuten verlängern.“
    „Vielen Dank, Mr Taylor“, erwiderte sie. „Genau das werde ich tun.“
    Erleichtert atmete sie auf, als er sich entfernte. Als Nächstes verpackte sie das Teeservice, das eine reizende alte Dame vor ihr auf den Tisch gestellt hatte.
    Keine zwei Minuten später kehrte Ryan zurück und reihte sich in die Schlange der Wartenden ein. Bedauerlicherweise wollte die Frau hinter der reizenden alten Dame nur ein Buch als Geschenk verpackt haben, und dafür brauchte Imogen weniger als eine Minute. Nun war Ryan an der Reihe. Sie sah ihn böse an.
    „Können Sie mir das bitte einpacken?“ Er erwiderte ihr Stirnrunzeln mit einem strahlenden Lächeln aus den leuchtend blauen Augen.
    Sie wich seinem Blick aus. Auf dem Tisch lagen zueinander passend Mütze, Handschuhe und Schal in dunklem Grün aus feinster Merinowolle.
    „Ich kenne jemanden, der warm gehalten werden möchte“, flüsterte er verschwörerisch.
    Nervös hantierte Imogen mit dem Papier.
    „Ich hatte erst an eine Wärmflasche gedacht“, fuhr er fort. Ihr Schweigen schien ihn nicht zu stören. „Aber ich fürchte, sie würde das zu gefährlich finden.“
    Imogen griff nach der Schere. Am besten spielte sie das Spielchen mit. „Wie wäre es mit einem Körnerkissen?“
    „Nicht groß genug. Ich hatte mehr an eine menschliche Wärmflasche gedacht. Groß und warm, jemand, an den sie sich anschmiegen kann.“
    Energisch zog Imogen die Schneide der Schere über das Geschenkband. „Das würde ihr vielleicht zu warm.“ Sie würde sich sogar verbrennen. Imogen hatte bereits Narben. Mehr brauchte sie nicht.
    „Wenn ihr zu warm wird, könnte sie ja den Pyjama ausziehen …“ Mit dieser Anspielung und einem aufreizenden Lächeln auf den Lippen verließ er den Raum.
    Imogen brauchte den ganzen Nachmittag, um sich von der Begegnung mit Ryan zu erholen. Sie stürzte sich in die Arbeit und ging ihm und Shona und allen anderen aus dem Weg. Für den Abend war ein geselliges Beisammensein geplant. Ryan wollte seinen Einstand feiern. Imogen wollte sich auf keinen Fall daran beteiligen. Diese Art von Geselligkeit lag ihr ohnehin nicht, und Ryans Gegenwart war Grund genug, die Einladung abzulehnen. Sein „nur ein Kuss“ am Morgen und der Flirtversuch in der Mittagspause bestärkten sie darin. Es war ja klar, was er von ihr wollte.
    Sie entschuldigte sich bei Shona, und während die anderen das Büro verließen, verbarg sie sich in der Weihnachtsabteilung des Kaufhauses. Dann kehrte sie zurück, um vor ihrem eigenen Feierabend noch schnell ein

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