Julia Extra Band 372
Weihnachtsbaum mit Designerdekoration ausgab. „Machen Sie das immer noch?“
„Jedes Jahr. Am Weihnachtsabend stecken wir echte Kerzen an den Baum, und mein Dad zündet sie an. Es ist immer wieder ein feierlicher Akt.“
Imogen sträubte sich, gerührt zu sein. „Ist das nicht gefährlich, mit all dem Papier und den Nadeln am Baum?“
„Das Leben macht keinen Spaß ohne ein bisschen Gefahr, finden Sie nicht auch?“
Imogen erwiderte darauf nichts, aber sie spürte, wie er seinen Schenkel ein wenig fester an sie drückte, während er unbefangen die anderen anlächelte.
„Anschließend packen wir die Geschenke aus und genießen das Weihnachtsessen.“
„Am Heiligabend?“ Imogen versuchte, sich so schmal wie möglich zu machen, doch der Druck an ihrem Bein blieb unverändert.
Er nickte.
„Sie packen die Geschenke schon am Heiligabend aus?“
„Na klar.“
„Aber das gehört sich doch nicht!“
„Nein?“
„In Neuseeland werden die Geschenke erst am ersten Weihnachtstag ausgepackt.“
„Ach ja?“ Er zuckte mit den Schultern. „Nun ja, wir machen das schon am Heiligabend.“
„Aber damit bringen Sie sich ja um die ganze Vorfreude. Man wacht morgens auf und wird immer ungeduldiger, bis endlich alle Verwandten da sind, sodass man mit dem Auspacken anfangen kann.“ Sie spürte, wie sie Oberwasser bekam, und wartete seine Erwiderung nicht ab. „Abstimmung!“, rief sie den anderen zu. „Macht ihr eure Geschenke am Weihnachtsabend oder am ersten Feiertag auf?“
Der erste Feiertag gewann haushoch.
„Andere Länder, andere Sitten“, murmelte Ryan.
Wie recht du hast! dachte Imogen im Stillen. Seine Welt war Lichtjahre von ihrer entfernt. Seine Familie traf sich mit Präsidenten und Popstars. Sie mochte wetten, dass sie einen sündhaft teuren Baum mit sündhaft teurem Schmuck im Salon hatten und den hausbackenen, selbst geschmückten in der Küche versteckten.
Während die anderen weiter über ihre Weihnachtspläne plauderten, erlag Imogen der Versuchung, ihn weiter zu befragen. „Und was machen Sie dann am ersten Weihnachtstag?“
Er lächelte sie vergnügt an. „Wir schlafen aus. Wer aufsteht, holt sich in der Küche etwas zu essen und schaut nach, was in seinem Strumpf steckt. Abends gibt es dann für alle zusammen ein großes Festmahl.“
„Sie bekommen immer noch einen Strumpf?“
„Ich bin ein sehr braver Junge.“
Fast hätte Imogen laut aufgelacht. Das wusste sie besser! „Sie meinen, Ihre Mutter drückt ein Auge zu?“
„Tun das nicht alle Mütter?“
Imogen erstarrte innerlich. Eine Mutter wie seine bestimmt. Eine Mutter mit genügend Geld, um die Schäden zu beseitigen, die ihr Sohn angerichtet hatte. Genau das hatte Georges Mutter gemacht. Sie hatte sich geweigert, die wahre Natur ihres Sohnes zu erkennen und stattdessen Imogen beschuldigt. War es nicht immer die Schuld der Frau? Vor allem wenn sie nicht im richtigen Viertel aufgewachsen und nicht in die richtige Schule gegangen war. Dann war es die Frau, der man die Schuld in die Schuhe schob.
Obwohl das kaum möglich schien, rückte Ryan noch ein wenig näher heran. „Bringt Ihnen Santa Claus auch noch einen Strumpf?“
„Jedes Jahr.“
„Tatsächlich?“
„Weil ich wirklich ein braves Mädchen bin.“
„Ja, das stimmt wohl leider.“ Er schmunzelte. „Und womit füllt er Ihren Strumpf?“
„Seit einigen Jahren ist es immer dasselbe.“ Sie tippte rhythmisch mit den Fingern auf die Tischplatte, während sie die Gegenstände aufzählte. „Eine Orange, ein Lippenstift, Pfefferminztaler mit Schokoladenüberzug und …“ Sie drehte den Kopf und sah ihm ins Gesicht. „Spitzenhöschen.“
„Wirklich?“ Er ließ den Arm von der Lehne auf ihre Schulter rutschen. „Nur eins oder mehrere?“
„Mehrere.“
Er hob sein Glas wie zu einem Toast. „Ich habe immer gewusst, dass der Weihnachtsmann ein guter Kerl ist.“
Bald darauf entfloh Imogen. Sie leerte ihr Glas und verließ die Bar, bevor sie in Versuchung geriet, den Flirt weiter auszudehnen.
Während des ganzen nächsten Vormittags vermied Imogen jeden Blickkontakt mit Ryan. Aber in der Mittagspause, als gerade „Rudolph the Red Nosed Raindeer“ zum vierten Mal besungen wurde, stand er plötzlich am Packtisch. Er hielt eine große Daunenjacke in der Hand.
„Können Sie das bitte für mich einpacken?“ In seinen Augen blitzte es teuflisch.
„Gewiss, Mr Taylor.“ Er warf die Jacke auf den Tisch zwischen ihnen. Größe XXXL! Und das Ding
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