Julia Extra Band 372
mitgebracht?“, fragte sie ihn, und die Sonne ließ ihr schönes Haar leuchten und betonte ihre fröhlichen Sommersprossen auf der Nase.
Jared war fasziniert von Elise, weil sie so hübsch war und es nicht wusste. Oder zumindest merkte man ihr das nicht an. Jeder normale Mann würde sich von ihrer Gegenwart angezogen fühlen. Er verbot sich seine Eifersucht und zog den Kassenbon aus der Tasche. Vielleicht war es keine gute Idee von ihm, in ihrem Haus zu übernachten.
„Ich habe noch keinen Mann kennengelernt, der es als Gefallen empfindet, dass er jemand das Dach reparieren darf“, sagte sie lachend.
„Das ist kein Gefallen. Es ist eine gute Tat, denn ich muss etwas wiedergutmachen.“
„Ich dachte, gute Taten gibt es bei Ihnen nur aus Buße oder gegen Honorar.“
Er sagte ihr nicht, dass er Buße tun musste, weil er in ihrer Gegenwart ein unstillbares Verlangen verspürte. „Ich brauche diese gute Tat als Ausrede bei meinen Eltern, schon vergessen?“ Dann machte er sich mit Tim und Brent schleunigst an die Arbeit.
Es war nach acht, als er schließlich wieder in ihre Küche trat. Sein ganzer Körper tat ihm weh, aber das war nichts gegen das beengte Gefühl in seiner Brust. Er wusste, sobald sie in der kleinen Stadt bekannt wurde, bekäme sie unzählige Angebote für Dates und für Unterstützung beim Verkauf ihres Hauses. Obgleich das wunderbar für sie wäre, hatte er nicht berücksichtigt, wie schwer es ihm fallen würde, zu akzeptieren, dass sie ihn bald vergessen würde. Aber seine Eifersucht und seine erotischen Gefühle für sie waren falsch. Grundfalsch.
Daher unterdrückte er beides, als er sie sah. „Ich hoffe, es gibt warmes Wasser im Haus“, sagte er und blieb dann wie angewurzelt stehen. Die Küche glänzte vor Sauberkeit, die Vorhänge waren gewaschen und auf dem Tisch lag ein rot-weiß kariertes Tischtuch. Auch vom Herd her duftete es köstlich.
„Was ist das?“
„Jambalaya. Ich dachte, da wir hier in den Südstaaten sind, muss ich Ihnen zumindest unsere typische Kochkunst und Gastfreundschaft unter Beweis stellen.“
„Wo haben Sie das alles hergezaubert?“ Er deutete auf das Maisbrot, den Eistee und den Kuchen.
„Sie haben mir das Handy dagelassen, also habe ich im Laden angerufen.“
Er warf ihr einen skeptischen Blick zu. „Sie haben Pete angerufen?“
Sie nickte. „Der alte Pete ist keiner, der eine Frau mit Kleinkind verhungern lässt. Aber ich glaube, er kam her, um mich besser kennenzulernen. Sein erster Eindruck von mir beim Milchkaufen war wohl nicht sehr günstig gewesen.“
Sie knüpfte also erste Kontakte. Er war hin- und hergerissen zwischen Eifersucht und Stolz. Eigentlich hätte er sich denken müssen, dass jemand, der seit dem achtzehnten Lebensjahr plötzlich ganz auf sich gestellt war, wohl besser mit der Nachricht zurechtkam, allein auf der Welt zu sein, als er selbst damals die Nachrichten aufgenommen hatte, dass seine kerngesunde Frau plötzlich tot war.
Elise konzentrierte sich wieder ganz auf das Kochen. „Ich habe auch saubere Bettwäsche gefunden und Ihnen das Gästezimmer hergerichtet. Das Bad oben sollten Sie besser nicht benutzen wegen des Wasserschadens, aber das hier unten ist völlig in Ordnung.“
„Danke.“ Er müsste ihr jetzt eigentlich sagen, dass er nicht bei ihr im Haus wohnen konnte. Aber sie wirkte so glücklich, dass er es nicht über die Lippen brachte. Also machte er einen Rundgang durchs Haus und sah, dass sie die Zeit gut genutzt hatte, während er mit Tim und Brent die Materialien fürs Dach gekauft hatte. Dann kehrte er in die Küche zurück und sagte: „Sie könnten wahrscheinlich viel Geld verdienen, wenn Sie die antiken Möbel übers Internet verkaufen.“ Er war froh, ein unverfängliches Gesprächsthema gefunden zu haben.
„Das schon“, erwiderte sie, „aber ich weiß nicht … ich glaube, ich behalte die Möbel erst einmal. Vielleicht kann ich darüber meine Großmutter ein bisschen besser kennenlernen. Die persönlichen Sachen von ihr haben die Damen von der Kirchengemeinde ausgeräumt. Mr Collins hat mir gesagt, dass er sie darum gebeten hat.“ Sie lächelte Jared an. „Das war seine Art, ihre Privatsphäre zu schützen.“
„Kann gut sein“, antwortete er. Elise war tüchtig, selbstbewusst und kam gut zurecht, auch ohne ihn. Und wenn sie ihn nicht brauchte, wusste er nicht, was er in diesem Haus verloren hatte, warum er mit ihr zusammen aß, wenn genau genommen sein einziger Platz in ihrem jetzigen
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