Julia Extra Band 372
Kinderbettchen und sang Molly ein Wiegenlied vor. Als sie ihn hörte, wandte sie sich um, und sein Herz setzte einen Schlag aus. Sie trug einen hübschen pinkfarbenen Morgenmantel und einen pink-weiß gestreiften Pyjama. Die Kombination offenbarte nichts, doch die Farben betonten ihren makellosen Teint und ließen sie unglaublich hübsch aussehen. Sie wirkte kein bisschen verloren, ängstlich oder besorgt. Ihr Leben hatte wieder eine Richtung bekommen, und die Sorgen, die auf ihr gelastet hatten, verringerten sich, das spiegelte sich ganz deutlich in ihrem Gesicht wider.
Sein Mund war auf einmal ganz trocken. „Ich wollte nur fragen, wo Sie meine Sachen hingebracht haben.“
Sie trat hinaus auf den Flur und schloss die Tür hinter sich. „Die zweite Tür rechts.“ Sie sah ihn unverwandt an und fügte dann hinzu: „Ich weiß, Sie tun das alles nur, weil Sie nicht nach Hause wollen, aber für mich ist es eine große Hilfe.“
Er schluckte. Sie wirkte nicht nervös. Sie war nun nicht mehr von ihm abhängig. Sie waren einfach nur zwei junge Leute, ein Mann und eine Frau, die, jeder für sich allein, in einem schlecht beleuchteten Flur standen. Und er mochte sie. Sehr sogar. Die Zuneigung, die er ihr gegenüber empfand, beruhte nicht nur auf seinem erwachten Verlangen. Er mochte sie und wollte nichts weiter, als ihr mit den Fingern durch das Haar fahren, ihr über die Wange streichen und sie küssen. Er wollte seine Neugier stillen, wie sich die Zärtlichkeit mit ihr anfühlte. Und er wollte spüren, wie es wäre, nach fünf langen Jahren wieder etwas für eine Frau zu empfinden. Plötzlich kam er sich wie ausgehungert vor nach weiblicher Nähe.
Aber das war seine Geschichte. Ihre lautete anders. Dieses Haus bedeutete für sie zum ersten Mal eine Art von Stabilität in ihrem Leben. Sie bekam dadurch eine zweite Chance. Eine Chance, herauszufinden, wer sie wirklich war, was sie wollte, wer sie sein könnte, wenn nicht ständig Geldsorgen sie plagten.
Und wenn ihn der Tod seiner Frau und wie sie umgekommen war eines gelehrt hatte, dann das, dass er keine zweite Chance verdiente. Schon gar keine zweite Chance mit einer Frau wie Elise.
Er holte tief Luft und trat einen Schritt von ihr zurück. „Gute Nacht, Elise.“
7. KAPITEL
Am nächsten Morgen ging Jared mit einem beiläufigen „Guten Morgen“ zur Kaffeemaschine, als wäre am Abend zuvor nichts zwischen ihnen beiden geschehen. Doch damit wollte ihn Elise nicht davonkommen lassen. Sie hatte jeden seiner Gedanken lesen können, als er draußen im Flur stand und in Mollys Zimmer geschaut hatte. Sie hatte den Hunger gesehen, das Begehren, die Erregung. Das konnte sie nicht einfach ignorieren. Sie mussten darüber reden, wenn sie hier zusammen wohnen wollten, während er ihr das Dach reparierte.
„Guten Morgen.“ Sie wartete, bis er sich gesetzt hatte.
Er sah sie langsam und nachdenklich an, und ihr Herzschlag beschleunigte sich. Sein Blick machte ihr bewusst, dass es zwischen ihnen vielleicht auch nur aufgrund der räumlichen Nähe knisterte, so wie sie es in ihrem gemeinsamen Motelzimmer erlebt hatten. Doch sie bezweifelte das.
Zum ersten Mal, seit er die Küche betreten hatte, trafen sich ihre Blicke. Eine plötzliche Wärme durchflutete ihren Körper, und gleichzeitig flackerte etwas in Jareds Augen auf, und auf einmal verstand sie. Der erotische Funke, den sie die ganze Zeit am Überspringen hatten hindern wollen, hatte sich gewandelt. Zwischen ihnen herrschte jetzt mehr als erotische Spannung. Sie hatten so viel Zeit miteinander verbracht und so viel voneinander erfahren, dass sie nun auch große Sympathie füreinander empfanden. Das einzige Problem war, dass er anscheinend alles andere als glücklich darüber war.
Daher musste sie sich entscheiden. Sollte sie ihn, solange er bei ihr war und das Dach reparierte, wirklich davon überzeugen, dass es sich lohnte, die Gefühle zu erkunden, die zwischen ihnen entstanden? In diesem Fall könnte es ihr aber auch passieren, dass sie in den nächsten Tage mit ihm flirtete und ihn dazu brachte, sich ihr zu öffnen. Und dann würde er schließlich doch in sein Auto steigen, nach New York fahren und sich nie mehr bei ihr blicken lassen.
Schließlich hatte sie bisher noch jeder, den sie liebte, verlassen.
Am Abend trat Elise hinaus in den Garten und lud alle zum Abendessen ein. Brent und Tim verabschiedeten sich jedoch, da jeder zu sich nach Hause musste. Sie war nicht unglücklich darüber, denn sie wollte
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