Julia Extra Band 372

sah ihn verblüfft an.
    „Ich repariere Ihnen das Dach.“
    „Sie?“, fragte sie ungläubig lachend.
    „Ja, ich meine das ernst. Ich habe mir mein Jurastudium auf dem Bau verdient. Ein Dach zu reparieren, ist kein Kunststück. Und die frische Luft wird mir guttun.“
    „Jared, in ein paar Tagen ist Weihnachten. Ihre Eltern werden …“
    „Meine Eltern sind sicher stolz auf mich, wenn ich Ihnen helfe“, unterbrach er sie.
    Sie seufzte, dann sah sie Jared nachdenklich an. „Also gut.“
    „Dann willigen Sie also in die Reparatur ein?“
    „Ich bin realistisch und habe kaum eine andere Wahl, da ich in den nächsten Wochen wohl keinen Handwerker finde.“
    „Ich mag die Pragmatikerin in Ihnen.“ Und das war nicht gelogen. Ihr gesunder Menschenverstand imponierte ihm immer wieder, denn darin unterschied sie sich angenehm von den unvernünftigen Stars, mit denen er normalerweise zu tun hatte. Er freute sich auf die Arbeit und war ganz in seinem Element. Verflogen war der Gedanke, etwas wiedergutmachen zu müssen. Er packte an, weil es etwas Sinnvolles zu tun gab, und ihm fiel auf, dass er sich in Elises Gegenwart ganz anders fühlte als in Gesellschaft seiner Mandanten in L. A. Er war nicht der Roboter, der sich um die Luxusproblemchen von Promis kümmerte, er war ganz er selbst.

6. KAPITEL
    Als Jared durch Four Corners fuhr, fühlte er sich wegen der liebevoll gepflegten und weihnachtlich geschmückten Häuschen und seiner lächelnden Bewohner schon wie zu Hause. Allerdings legten die Bewohner dieser Häuschen eine natürliche Neugier an den Tag. Und sobald sie erfuhren, dass jemand die McDermott-Farm geerbt hatte, traten die Damen der Kirchengemeinde in Aktion.
    Jared fand es jedoch gut, wenn Elise Besuch bekam, denn Nachbarn, die ein Begrüßungsessen vorbeibrachten, würden sie davon abhalten, zu viel über ihre Enttäuschung, keine Familie zu haben, nachzugrübeln.
    Er parkte vor dem Diner und ging hinein. „Guten Tag, Mister“, grüßte ihn die Bedienung freundlich.
    „Guten Tag.“ Er bewunderte die Weihnachtsdekoration aus immergrünen Zweigen, bunten Kugeln und Lichterketten und setzte sich an die Theke.
    „Was darf es sein?“
    „Kaffee und …“ Er schenkte der Kellnerin sein charmantestes Lächeln. „Ich suche jemanden, der mir beim Dachreparieren hilft.“
    Sie deutete zu einer Sitzecke hin. „Tim und Brent haben gerade Urlaub und können sicher etwas Taschengeld für Weihnachtsgeschenke brauchen.“
    Jared nahm seinen Kaffee, ging zu den beiden hinüber, stellte sich vor und begann zu plaudern. Er schilderte ihnen sein Anliegen, und sie willigten ein, ihm bei der Reparatur zu helfen und mit ihm die erforderlichen Materialien im nahe gelegenen Baumarkt zu besorgen.
    „Ich kann es kaum glauben, dass die alte Miz McDermott eine Enkelin hatte“, sagte Tim auf der Fahrt zu Elises Farm. Der joviale, große Mann mit den breiten Schultern war der Trainer des örtlichen Highschool-Footballteams.
    „Kannten Sie ihren Dad?“
    „Kaum. Es hieß, dass Bill mit zwanzig fortgegangen ist und keiner je wieder was von ihm gehört hat. Alle dachten, er ist sicher irgendwie umgekommen, denn auch Miz McDermott sprach nie über ihn. Ich glaube, sie hat sich für ihn geschämt.“
    „Ach, wirklich?“, hakte Jared nach.
    „Er war wohl ein Schürzenjäger und Herumtreiber, und hätte er gehört, dass seine Mutter tot ist, wäre er sicher nach Hause gekommen, um sein Erbe einzukassieren. Dieses Anwesen ist ein schönes Sümmchen wert. Sind Sie und Elise eigentlich ein Paar?“
    „Nein“, erwiderte Jared, und plötzlich erwachte in ihm rasende Eifersucht. Das unschuldige, aber dennoch höchst verführerische Lächeln von Elise würde sicher bald jeden unverheirateten jungen Kerl in der Gegend auf den Plan rufen.
    Jared zwang sich, an etwas anderes zu denken. Elise brauchte hier erst einmal Freunde, denn jetzt, wo sie hier nicht die ersehnte Familie gefunden hatte, hoffte er, dass sie im Ort würdigen Ersatz für Brüder, Schwestern, Cousinen finden könnte.
    Als sie zur Farm zurückkehrten, luden Tim und Brent die gekauften Materialien ab. Elise trat aus dem Haus und grüßte die beiden Männer freundlich, und sofort begann Jareds Herz bis zum Hals zu schlagen. Sie sah verdammt süß aus in ihrem bunten Tanktop und den abgeschnittenen Jeans. Ihr langes rotes Haar umspielte ihre Schultern, und ihr zarter Pfirsichteint war so sexy wie der seiner Filmstar-Mandantinnen.
    „Haben Sie den Kassenbon