Julia Extra Band 372
Leben der als Dachdecker war.
Er verscheuchte seine gekränkten Gedanken. „Tim und Brent, die beiden Männer, die mir beim Dach helfen, haben mir erzählt, dass Ihre Großmutter eine nette alte Dame war.“
„Ja, das glaube ich auch.“ Sie ließ den Blick durch die gemütliche Küche schweifen. „Genau aus diesem Grund möchte ich die Einrichtung hier im Haus nicht verkaufen. Es ist alles, was mir von meiner Familie geblieben ist. Ich möchte gern ihre Sachen um mich haben.“
Jared hielt verblüfft inne. Er hatte damals all seine Sachen in New York verkauft, weil sie ihn zu schmerzlich an die Frau erinnerten, die ihn verlassen hatte. Nicht etwa weil sie es gewollt hatte, sondern weil sie gestorben war. Elise hingegen wollte die Sachen ihrer Großmutter behalten, weil sie Trost darin fand.
Aber er und Elise hatten zwei vollkommen unterschiedliche Lebenstraumata erfahren. Sie traf keine eigene Schuld an den Schicksalsschlägen ihrer Vergangenheit, er hingegen hatte sein Elend selbst herbeigeführt. Niemand wollte Möbel, Geschirr und Nippes behalten, die ihn daran erinnerten, dass er einen entsetzlichen Fehler begangen hatte. Vor allem wenn dieser Fehler seiner Frau das Leben gekostet hatte.
Er war geübt darin, jeden Gedanken an MacKenzie sofort zu verdrängen und widmete sich ganz seinem Essen. „Schmeckt wunderbar“, lobte er. Dann klopfte Molly mit ihrem Spielzeug auf das Tablett ihres Hochstühlchens, und er zog eine Grimasse, die sie vergnügt zum Glucksen brachte, und alle Gedanken an sein anderes Leben waren vergessen. Sie verbrachten das restliche Essen mit gemütlichem Plaudern, und als sie fertig waren, gähnte Molly. Jared erklärte sich bereit, den Abwasch zu machen, während Elise die kleine Molly ins Bett brachte. Er drückte sich davor, Elise zu sagen, dass er in der Pension übernachten wollte, aber er redete sich ein, ihr nach einem so arbeitsreichen Tag zu helfen, wäre eine weitere Gefälligkeit.
Als sie wieder nach unten kam, hatte er die Küche aufgeräumt. „Molly ist sofort eingeschlafen.“
„Haben Sie ein Kinderbett?“
„Ich habe ein altes auf dem Speicher gefunden, aber irgendwann muss ich ihr ein neues kaufen.“
Dann geriet ihr Gespräch ins Stocken. In der Küche wurde es unbehaglich still, und Jared ließ den Blick durch den Raum schweifen. Er sollte jetzt besser gehen. Selbst wenn in der Pension kein Zimmer frei wäre, musste er nur zum Highway fahren und eins der Motels anfahren. Elise und Molly waren hier gut untergebracht und nicht in Gefahr. Warum schaffte er es nicht, sich einfach zu verabschieden und zu gehen?
„Ich darf zuerst ins Bad“, sagte Elise beiläufig.
Da wusste Jared, warum er nicht weggehen konnte. Sie erwartete von ihm, dass er blieb, und er durfte sie nicht enttäuschen. Vielleicht konnte sie ihr Leben gut meistern, aber sie hasste es, enttäuscht und verlassen zu werden. Zu allem Überfluss hatte er ihr auch noch einen neuen Schmerz verursacht, als er Mr Collins nach ihrer Familie gefragt hatte. Er durfte sie heute nicht noch einmal verletzen.
Also stellte er seine eigenen Gefühle hintan und sagte sich, er könne sie doch wohl noch unter Kontrolle halten. „Wie in jener Nacht in unserem gemeinsamen Motelzimmer.“
Elise schien das alles nichts auszumachen. „Ja, hier haben wir auch ein gemeinsames Bad, und ich habe mich zuerst gemeldet.“
Mit triumphierendem Lachen drehte sie sich um und ging aus der Küche, nicht im Mindesten irritiert darüber, dass sie wieder unter einem Dach übernachteten. Es zeigte ihm, dass sie ihm allmählich vertraute, nicht wegen seiner Hilfe, seines Geldes oder seiner guten Ratschläge. Sie vertraute ihm als Person, und das war etwas, was ihr vor ein paar Tagen, als sie gezwungen waren, sich ein Motelzimmer zu teilen, noch nicht gelungen war.
Natürlich, in einem Haus hatten sie viel mehr Platz als in einem Motelzimmer. Aber für Jareds Hormone schien das keinen Unterschied zu machen. Während sie unbefangen ins Bad ging, sah er nach oben, wo er ihre Schritte über sich hörte. Seine Gedanken kreisten darum, dass sie sich jetzt vermutlich gerade zum Duschen auszog.
Er riss sich zusammen, ging ins Wohnzimmer und schaltete den Fernseher an. Als er Elise aus dem Bad kommen hörte, wartete er noch ein paar Minuten, bevor er nach oben ging. Als er sie fragen wollte, wo sie seine Reisetasche verstaut hatte, kam er an einem Zimmer vorbei, in dem Licht brannte, und er spähte hinein.
Elise stand an dem
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