Julia Extra Band 372
ja, ich muss jetzt wirklich gehen.“
Elise verstand, was er sagte, sah aber wie gebannt auf seinen Mund, seine vollen, sinnlichen Lippen, und sie fragte sich, wie es wohl wäre, ihn zu küssen.
„Sie wissen schon, Männern nimmt man es sehr übel, wenn sie beim Sprechen den Frauen auf den Busen starren. Ich frage mich also, ob ich es Ihnen auch übel nehmen soll, dass Sie mir auf den Mund starren.“
Sie schluckte, und ihr Blick wanderte weiter nach oben, bis sich ihre Blicke trafen und sie ganz sicher war, dass er darin lesen konnte, was sie für ihn empfand.
Er stöhnte auf. „Das kann doch nicht wahr sein, dass Sie mich mögen!“
„Es ist aber so.“ Und mit dem Mut der Verzweifelten und da sie wusste, dass diese Chance nie wiederkommen würde, fügte sie hinzu: „Und Sie mögen mich auch!“
„Aber es ist falsch!“
Sie zuckte mit den Schultern. „Manchmal ist das eben so.“
Sein Schweigen hätte ihr die Courage rauben können, aber da er an der Tür stehen blieb und keine Anstalten zum Gehen machte, wurde sie noch kühner. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, ihre Hände glitten hinauf zu seinen Schultern, sie spürte das weiche Leder seiner Jacke unter den Fingerspitzen, dann strichen ihre Lippen sanft über seine.
Er sog scharf die Luft ein. Seine Hand landete auf ihrer Taille.
Sie lächelte, die Lippen immer noch an seinem Mund, aber gerade als sie sich noch ein wenig enger an ihn schmiegen wollte, zuckte er zurück.
Ein paar Sekunden lang starrte er ihr erschrocken in die Augen, dann holte er tief Luft. „Gute Nacht, Elise“, presste er hervor und war blitzschnell zur Tür hinaus, bevor sie ihn zurückhalten konnte.
9. KAPITEL
Am nächsten Morgen wurde Elise von Mollys Weinen geweckt. Sie sprang aus dem Bett und rief: „Ach, Schätzchen, es tut mir leid. Deine Mama wollte nicht so lange schlafen!“
Mit tränennassem Gesicht saß Molly in ihrem Bettchen und streckte die Arme hoch, als Elise sie hochnahm. Sie drückte ihr Baby fest an sich. „Jetzt wickeln wir dich erst mal, und dann mache ich dir dein Fläschchen.“
Auf dem Weg zur Wickelkommode murmelte Elise: „Das habe ich jetzt davon, dass ich ihn geküsst habe. Nicht nur eine schlaflose Nacht, ich habe sogar Mollys Weinen nicht gehört. Obendrein wird es nachher sicher peinlich, wenn er wieder zum Arbeiten herkommt.“
Dennoch lag weiter ein Lächeln auf ihrem Gesicht, als sie sich daran erinnerte, wie sie Jared geküsst hatte, wie er anfangs zurückgezuckt war und nicht hatte widerstehen können, ihr die Hand auf die Taille zu legen. Ein Schauer durchrieselte sie. Sie konnte es kaum erwarten, Jared wiederzusehen. Vielleicht würden sie im ersten Moment verlegen sein, aber er konnte nicht mehr leugnen, dass er sie mochte. Das Gleiche galt für sie. Immerhin war das jetzt heraus.
Sie zog Molly an, schlüpfte in Windeseile in ihre Klamotten, eilte hinunter in die Küche und war noch ganz außer Atem, als Jared ins Haus kam. Sie wandte sich von dem Küchentresen, wo sie gerade Kaffee kochte, zu ihm um, und ihre Blicke trafen sich. Sie hielt die Luft an.
In seinem Flanellhemd und den Jeans sah er so männlich und sexy aus, dass sie ganz weiche Knie bekam. Wie konnte sie darauf hoffen, dass so ein toller Typ an einer Frau wie ihr interessiert sein könnte? Doch dann fiel ihr der Kuss wieder ein.
Er hatte sie ebenso begehrt wie sie ihn.
„Guten Morgen.“
Sie schluckte. „Guten Morgen.“
„Wir müssen miteinander reden.“
Soso, mit ihr reden wollte er wieder mal. Doch diesmal hatte sie ein paar gute Argumente parat.
„Der Kaffee ist gleich fertig. Und ich habe noch zwei von Maudes Blätterteigtaschen …“
„Sie hat mir zum Frühstück schon arme Ritter mit Aprikosensauce gemacht.“ Er lächelte verschmitzt. „Die gute Nachricht ist also, du kannst beide Teigtaschen haben. Die schlechte ist, ich platze bald aus allen Nähten, wenn ich nicht bald dein Dach fertig repariert habe und wegfahren kann.“
Das Wort „wegfahren“ versetzte ihr einen Stich.
Er wich ihrem Blick aus. „Setz dich“, bat er und nahm den Platz gegenüber. „Ich darf doch jetzt Du zu dir sagen, oder?“
„Natürlich darfst du das“, erwiderte sie lächelnd.
Er sah sie forschend an. „Mach dir keine falschen Hoffnungen, was mich anbelangt.“
Sie verdrehte die Augen. „Du bist so eingebildet.“
„Ich bin nicht eingebildet. Jeder Gefühlstrottel hätte gespürt, dass das gestern kein geschwisterlicher Kuss war.“
„Dieser
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