Julia Extra Band 372
Kuss hat mir aber auch gezeigt, dass meine Gefühle nicht nur einseitig sind.“
„Und deshalb war er auch ein großer Fehler!“
„Das finde ich nicht. Durch die Gefühle wird er doch erst echt.“
„Du kennst mich doch überhaupt nicht. Und du weißt nichts von mir.“
„Im Augenblick kenne ich dich besser als irgendjemand anderer auf der Welt.“
Er stand auf. „Aha! Und dabei weißt du nicht einmal, dass ich verheiratet war.“ Und auf dem Weg hinaus fügte er hinzu: „So gut kennst du mich also …“
Elise saß wie erstarrt da, bis die Kaffeemaschine laut brummte und Molly mit ihrem Beißring auf das Hochstühlchen schlug und wie am Spieß nach ihrem Frühstück schrie.
Elise war wie vor den Kopf geschlagen. Ihr wäre nie in den Sinn gekommen, dass ein attraktiver Mann wie Jared verheiratet gewesen war. Natürlich, das erklärte so vieles!
„Ich komme ja schon, Molly!“ Sie holte die Babyflocken aus dem Schrank und die Milch aus dem Kühlschrank.
Wenn sie etwas so Wichtiges über Jared nicht wusste, wie konnte sie sich da sicher sein, dass er wirklich echte Gefühle ihr gegenüber empfand. Was gestern Abend zwischen ihnen geschehen war, konnte man ebenso als erotisches Knistern verstehen, als das Aufflackern sexuellen Verlangens. Und hatte er nicht einmal zu ihr gesagt, er fange nichts an mit Frauen, die ein Baby hatten? Obendrein war sie weder gebildet noch elegant, und außerdem lange nicht so hübsch wie die Frauen, denen er sonst in seinem Alltag begegnete.
Sie kniff die Augen zusammen. Wie dumm sie doch gewesen war!
Wie hatte sie je glauben können, dass er sie mochte?
Schon möglich, dass er sie begehrte.
Aber dass er sie mochte ? Höchst unwahrscheinlich!
Nur eine verzweifelt einsame Frau oder eine mit verheerend schlechter Menschenkenntnis konnte sich solchen Illusionen hingeben.
Am Mittag kam Jared in die Küche. Der Tisch war gedeckt, Getränke standen schon da, und Elise machte die Reste des Jambalayas warm. Sie drehte sich nicht mal um, als sie fragte: „Kommen Tim und Brent nicht auch zum Essen?“
„Wir sind für heute fertig.“
„Was, schon?“
„Tim und Brent müssen morgen beide wieder zu ihrer Arbeit. Sie haben ein paar Tage für uns Urlaub genommen, und heute Nachmittag müssen sie noch Dinge für Weihnachten erledigen.“
„Und was ist mit dem Sturm?“
„Kein Grund zur Panik. Wir haben ganz schön viel geschafft, weil wir zu dritt waren, und den Rest kriege ich jetzt alleine hin.“
Sie überlegte kurz. „Das heißt, ohne Hilfe brauchst du jetzt zwei Tage, oder?“
„Vielleicht brauche ich auch noch drei Tage.“ Er lächelte verlegen, und Elise musste schmunzeln. Wie konnte sie noch weiter sauer auf ihn sein, wenn er so süß lächelte.
„Ich fahre dich in die Stadt, und wir holen dein Auto ab. Dann kannst du allein zurückfahren.“
„Willst du jetzt nichts essen?“
„Lieber nicht. Sobald du dein Auto hast, esse ich etwas in der Stadt. Aber am späten Nachmittag mache ich auf dem Dach weiter.“
Sie schluckte ihre Enttäuschung herunter. Sie hatten gestern eine so schöne Zeit zusammen verbracht, dass ihm wohl mulmig geworden war und er einen weiteren vertrauten Umgang zwischen ihnen beiden unbedingt vermeiden wollte. „Ich hoffe, du hast wenigstens deine Eltern angerufen und ihnen gesagt, dass sich deine Pläne wieder geändert haben.“
„Ja. Aber das macht ihnen nichts aus, solange ich am ersten Weihnachtsfeiertag da bin.“
Bis dahin waren es noch vier Tage. Einer für die Fahrt und drei zum Arbeiten. Wie er es gesagt hatte. Er wollte also keine Minute länger als nötig in New York verbringen.
„Ich hoffe, dass ich es rechtzeitig schaffe“, fügte er schulterzuckend hinzu.
„Das glaubst du wohl selbst nicht“, spöttelte sie. „Dir wird schon noch eine andere Ausrede einfallen.“
„Kann sein. Ich werde in New York an eine Menge Dinge erinnert, mit denen ich lieber nicht konfrontiert werden möchte.“
Auf einmal wurde ihr klar, warum er nicht nach Hause wollte. Er wollte seine Exfrau nicht sehen. Vielleicht weil er sie immer noch liebte.
„Also zieh Molly was Warmes an, dann fahren wir dein Auto abholen. Ich warte draußen auf dich.“
Elise dachte sich, sobald sie erst mal ihr Auto hätte, müsste sie ja nicht mehr allein im Haus bleiben, sondern könnte in die Stadt zum Einkaufen fahren und vielleicht Pete in seinem Laden einen Besuch abstatten.
Und plötzlich verstand sie, warum Jared unbedingt wollte, dass sie in
Weitere Kostenlose Bücher