Julia Extra Band 372
wieder und entdeckte, dass er sie eindringlich ansah. Entschlossenheit lag in seinem Blick. „So ist es gut“, sagte er und stöhnte auf.
Sie nickte, murmelte etwas, schrie etwas. Die wilde Leidenschaft hatte alle Selbstbeherrschung verdrängt. In gigantischen Wellen schwemmte die Lust über sie hinweg, riss sie mit sich, ließ ihr kaum Luft zum Atmen. Wie aus weiter Ferne hörte sie Ryans tiefes Stöhnen. Es klang wie Musik in ihren Ohren. Die Augen hielt sie geschlossen, selbst als sie spürte, dass er den Kopf hob und sie anblickte.
Imogen hatte längst alle Kontrolle verloren. Lustvoll ergab sie sich dem Taumel ihrer Sinne. Begierig sog sie den Duft seiner erhitzten Haut ein. Noch enger wollte sie sich an seinen Körper pressen. Noch nie hatte sie etwas so Wundervolles erlebt. Nie wieder wollte sie sich aus seinen Armen lösen, wollte nicht, dass es vorüberging. Sie war in ernsthaften Schwierigkeiten.
Ryan richtete sich auf, doch sein Unterleib blieb fest an sie gepresst. Er strich ihr mit den Fingern zart über das Gesicht … die Wangen … die Lippen – als wolle er alle Bedenken wegstreicheln.
„Es ist gut, Imogen“, flüsterte er. Er rollte sich auf den Rücken zurück und zog sie mit sich, sodass ihr Kopf auf seiner Brust zu liegen kam. Dann umfing er sie mit einem Arm und hielt sie eng an sich geschmiegt. Mit der anderen Hand hob er ihr Kinn, sodass er sie zart auf die Stirn küssen konnte. „Alles ist gut“, wiederholte er. Sanft strich er ihr über das Haar. Die leichte, zärtliche Berührung beruhigte ihre überreizten Sinne und dämpfte die Furcht, die in ihr aufzusteigen drohte.
Er hatte sie aller Kontrolle beraubt, alle ihre Schutzwälle niedergerissen. Nun war sie ihm ausgeliefert und verletzbar. Ein letztes Erschauern durchfuhr ihren Körper. Doch er hielt sie in den Armen und beschützte sie. Wohlig schmiegte sie sich an ihn. Eine Träne der Erleichterung lief ihr über die Wange, doch sie war inzwischen so müde, dass sie es kaum noch bemerkte. Mit einem letzten Seufzer gab sie ihrer Erschöpfung nach.
Imogens Kopf schmerzte. Eigentlich schmerzte ihr ganzer Körper. Das war auch kein Wunder. Ryan hatte sie nicht lange schlafen lassen. Mehrmals noch in dieser Nacht hatte er ihre Lust geweckt und sie zu ungeahnten Höhen der Leidenschaft getrieben. Noch nie hatte sie solche Ekstase erlebt. Er hatte recht behalten. Sie hatte sich ihm bedingungslos hingegeben … mit Leib, Herz und Seele.
Aber jetzt war jetzt … fast schon der Morgen danach. Die Realität holte sie Stück für Stück ein. Das Gefühl der Verletzlichkeit überwog alles andere. Wie eine reife Frucht war sie ihm in die Arme gefallen und hatte nicht genug bekommen können von seinem Körper. Sogar gebettelt hatte sie, dass er nicht aufhören möge.
Wie hatte sie sich nur so vollständig vergessen können? Er war schließlich ihr Chef. Hatte sie denn gar nichts aus der Affäre mit George gelernt?
Der letzte Rest angenehmer Gefühle verflüchtigte sich, als sich die Erinnerung an eine andere Situation aufdrängte: die Erniedrigung durch Georges Verrat, der Verlust ihres Arbeitsplatzes und die gewaltsame Unterbrechung ihrer Karriere. Das ganze letzte Jahr hatte sie hart gearbeitet, um wieder in die richtige Spur zu kommen. Wie hatte sie nur so dumm sein können, all das für ein paar Stunden körperlicher Erfüllung wegzuwerfen?
Ryan war nicht nur ihr Chef, sondern er lebte auch in einer anderen Welt. Der Reichtum seiner Familie und ihr Lebensstil waren noch maßloser als Georges. Für eine kleine Angestellte konnte das nur Schwierigkeiten bedeuten.
Sie schloss die Augen und versuchte, sich gegen Ryans Anziehungskraft zu wehren. Es konnten nur die Hormone sein, die sie so schmerzvoll nach ihm sehnen ließen. Wenn sie jetzt verschwand – wenn sie rannte –, konnte sie vielleicht verhindern, dass alles noch schlimmer wurde. Aber er war ihr so nah. Selbst im Schlaf hatte er sich an sie geschmiegt. Sie spürte die Wärme seiner Haut. Wie entspannt er war. Wie beängstigend sorglos.
Wie normal mochte das alles für ihn sein?
Ein Teil von ihr wollte sich tief in seine Umarmung flüchten. Aber es würde nur ein flüchtiger Trost sein. Sie kämpfte mit den Tränen. Vergebens.
Sei nicht dumm, schalt sie sich selbst. Es war nur eine Nacht.
Sie konnte nicht länger bei ihm sein. Es würde kein gemeinsames Frühstück und keinen heiteren Abschied geben. Schon jetzt waren ihre Sorgen zu groß. Schon jetzt begann ihr Herz zu
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