Julia Extra Band 372
noch. „Und es macht viel Spaß.“
Sie konnte sich nicht vorstellen, dass scharfe Kufen, herumfliegende Pucks und heranrasende Kerle Spaß machten. Aber im Moment war sie genug mit sich selbst beschäftigt. Ihre Füße versuchten ständig, in verschiedene Richtungen davonzurutschen. Trotz aller Anstrengung war es auch irgendwie lustig.
„Es ist wie immer, Imogen. Je mehr du daran arbeitest, desto besser wirst du.“ Er konnte gerade noch sein Lachen unterdrücken.
Es machte ihr nichts aus. Sie musste ja selbst kichern … so sehr, dass sie die Kontrolle verlor und mit einem dumpfen Plumps zu Boden fiel.
„Und wenn du fällst, stehst du einfach wieder auf.“ Er reichte ihr die Hand.
Sie wusste, dass er jetzt nicht nur über das Schlittschuhlaufen sprach. Wie bei seinen Besuchen am Packtisch hatte jedes seiner Worte einen doppelten Sinn.
„Gewiss. Vor allem versuche ich, nicht mehrfach aus demselben Grund hinzufallen.“ Vor allem ist es besser, fügte sie in Gedanken hinzu, in deinem Beisein die Beine fest zusammenzuhalten.
Er sah sie fragend von der Seite an. „Neigst du denn dazu, deine Fehler zu wiederholen?“
„Ich versuche, das zu vermeiden.“ Sie gab sich wirklich alle Mühe, doch Ryan machte es ihr schwer. Es war dabei nicht hilfreich, dass sie sich in seiner Gesellschaft so wohlfühlte. Wie sollte sie ihre Gefühle kontrollieren, wenn er sie so anstrahlte?
Er glitt vor sie hin und fuhr rückwärts, sodass er sie ansehen konnte.
„Du Angeber.“ Sie verdrehte die Augen. „Spiel dich ja nicht so auf.“
„Dann komm mit. Ich halte dich fest.“ Mit ein paar eleganten Schritten war er plötzlich hinter ihr und legte ihr die Hände auf die Hüften. Dann schob er sie vorsichtig vor sich her. „Siehst du, du kannst es.“
„Ich bin seit meiner Kindheit nicht mehr Schlittschuh gelaufen.“
„Macht man das denn überhaupt in Neuseeland?“
„Wie haben ja kaum Seen, die über Winter zufrieren. Aber es gibt ein paar kommerzielle Schlittschuhbahnen. Dort durfte ich ein paar Mal mit meinen Eltern hin. Aber dafür bin ich Rollschuh gelaufen.“ Ihr Gleichgewichtsgefühl kehrte langsam zurück. Nicht genug für schnelles Gleiten, aber es half ihrem Selbstbewusstsein. Als sie den richtigen Rhythmus gefunden hatte, lief er neben ihr her und hakte sich bei ihr unter. Unverwandt sah er sie dabei lächelnd von der Seite an. „Fühlst du dich jetzt besser?“
„Sieht man das nicht?“
Er nickte zustimmend. „Es gibt nichts Besseres als frische Luft, um den Kopf freizubekommen.“
Sie rieb sich die Nase. „Sehr frische Luft.“
„Wieder taube Lippen?“
„Nein!“ Fast wäre sie gestolpert.
Er lachte leise in sich hinein.
Langsam fuhren sie um die Bahn herum. Noch einmal und weiteres Mal.
„Macht dir eigentlich dein Aufbaustudium Spaß?“
„Ja. Sehr. Ich hätte nicht gedacht, dass mir das Studieren Spaß machen würde.“ Tatsächlich gab ihr der Erfolg beim Studium viel Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten. Doch dann musste sie an seinen Werdegang denken. „Das ist natürlich kein Vergleich zu Harvard“, fügte sie verlegen hinzu.
„Ich habe nicht in Harvard studiert.“
„Ach nein?“ Sie runzelte die Stirn. Nach allem, was sie im Internet über ihn herausgefunden hatte, war sie sicher, dass alle Familienmitglieder ihren Abschluss dort gemacht hatten.
„Mein Vater und meine Geschwister schon, aber ich hatte keine Lust dazu.“
„Warum das denn nicht?“
Nun war es an ihm, verlegen dreinzuschauen. „Ich wollte lieber Eishockey spielen. Deshalb bin ich auf ein College in Kanada gegangen, in der Heimat des Eishockey.“
„Und hast du gespielt?“
„Semiprofessionell.“
Wow! Kein Wunder, dass er so gut Schlittschuh lief. Aber sein Nein zu Harvard war interessanter. „Was hat denn dein Dad dazu gesagt?“
„Anfangs war er natürlich dagegen. Aber er hat sich damit abgefunden.“ Ryan schwieg einen Moment. „Als er gemerkt hat, dass es mir wirklich ernst war, hat er mich auch unterstützt. Er hat sogar eine Eisbahn bei uns …“
„Und wie kam es, dass du dann doch ins Familienunternehmen eingestiegen bist?“
Er schien sich über die abrupte Unterbrechung zu wundern, doch Imogen wollte nichts über seine schwerreiche Familie hören. Es klang zu sehr nach ich hatte Lust, Eishockey zu spielen, da hat mir Daddy eine eigene Eisbahn gebaut .
„Ich nehme an, ich bin als Apfel nicht allzu weit vom Stamm gefallen“, gab er dennoch Auskunft. „Ich wollte auch
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