Julia Extra Band 372
geschäftlich erfolgreich sein. Aber ich wollte es auf meine eigene Weise erreichen. Deshalb habe ich mein Diplom in Paris gemacht.“
„Paris?“
„Dabei hat mir natürlich geholfen, dass ich in Kanada französisch gelernt hatte.“
Doppeltes Wow. Ein Mann mit vielen Talenten. Aber das hatte sie ja bereits gewusst.
„Ich bin dann in Europa geblieben“, fuhr er fort. „Ich wollte mir fern vom Familienimperium meine eigenen Sporen verdienen.“
„Und jetzt ist es so weit?“
„Ich denke schon.“ Er nickte. „Jetzt bin ich bereit.“
Sie warf ihm einen raschen Seitenblick zu. Das klang ja, als habe sich Mr American Allstar etwas beweisen müssen. „Und was ist aus dem Eishockeyspielen geworden?“
„Wegen einer Knieverletzung habe ich den größten Teil meiner letzten Spielzeit auf der Reservebank verbracht. Dabei ist mir klar geworden, dass es auch noch andere Dinge im Leben gibt.“ Er wandte sich zu ihr um. „Und was ist mit dir? Was hat dich nach Edinburgh verschlagen? Warum so weit weg von zu Hause?“
„Ja, warum?“ Imogen bemühte sich, das Gleichgewicht auf den Schlittschuhen zu halten. „Das machen die meisten Neuseeländer. Wir arbeiten eine Weile, verdienen etwas Geld und verlassen dann unsere Insel und reisen.“
„Was hast du denn gearbeitet?“
„Büroverwaltung bei einem Wirtschaftsprüfer.“
„Und warum hast du dein Weiterbildungsstudium nicht dort gemacht?“
Das wäre tatsächlich die beste Lösung gewesen. Berufserfahrung bei einem Wirtschaftsprüfer parallel zum Studium. „Es hat nicht geklappt.“
„Und warum nicht?“
Weil ich dumm genug gewesen bin, mit dem Chef ins Bett zu gehen. Dumm genug zu glauben, dass ein Kerl wie er ein Mädchen wie sie lieben könnte. Als könnten ihre Wertvorstellungen jemals zusammenpassen.
„Es passte einfach nicht.“ Sie musste sich jetzt sehr auf das Schlittschuhlaufen konzentrieren. „Mir gefällt es hier. Das Kaufhaus ist großartig, und mir gefällt die Arbeitsatmosphäre. Ich mag …“
„… Arbeit und Vergnügen verbinden?“, fiel er ihr ins Wort.
Sie bedachte ihn mit einem kühlen Blick. Hatte er das anzüglich gemeint?
„Shopping.“ Er grinste. „Welche Frau geht nicht gern shoppen? Du hast den Vorzug, in einem der exklusivsten Läden des ganzen Landes zu arbeiten und dich gleichzeitig weiterzubilden.“
Er wechselte wieder die Position und begab sich hinter sie. Diesmal kam er ihr noch näher. Er passte seine Schritte ihrem Rhythmus an und schlang ihr die Arme um die Taille.
„Ist das jetzt Eistanz?“ Imogen konnte kaum atmen, und das lag gewiss nicht an der Anstrengung.
„So etwas Ähnliches.“
Sie musste sich von ihm lösen. Unbedingt! Aber eine Runde mehr würde gewiss nicht schaden.
Einige Runden später zwang sie sich dazu, an den Rand zu fahren. „Zeig mir, wie man es richtig macht“, forderte sie ihn auf und deutete auf die Eisfläche. Wenn sie jetzt nicht von ihm loskam, lief sie Gefahr, vollends den Kopf zu verlieren. Die erregende Nähe seines Körpers war kaum zu ertragen. Trotz des Eises, auf dem sie liefen, glühte sie innerlich.
„Du hast mir schon einmal vorgehalten, ich würde mich aufspielen“, protestierte er, ohne die Hände von ihr zu lassen. „Das will ich nicht noch einmal riskieren.“
„Diesmal werde ich nichts sagen. Zeig mir, was du kannst. Ich fühle doch, wie mühsam du dich zurückhältst.“
„Das mache ich, und es fällt mir schwer … aber wir reden nicht vom Schlittschuhlaufen.“
„Dann geh dich austoben … vielleicht hilft das!“ Er zögerte, doch Imogen konnte sehen, wie sehr es ihn aufs Eis zog. „Nun geh schon. Ich werde sowieso eine Ewigkeit brauchen, um die Schlittschuhe wieder auszuziehen.“
„Also gut. Nur ein paar Minuten.“
Er begleitete sie bis zum Ausgang und stützte sie, bis sie sicher auf einer der Bänke saß. Lachend scheuchte sie ihn davon. Dann sah sie ihm zu und vergaß prompt, ihre Schuhe zu öffnen.
Wie konnte sich ein so großer Mann nur so elegant bewegen? Er glitt schnell und fließend dahin. Ein paar Jugendliche machten einander auf ihn aufmerksam und überließen ihm anerkennend staunend die freie Außenbahn.
Sein Haar wurde vom Wind zerzaust, seine Augen glänzten. Seine Wangen waren gerötet, aber am schönsten waren das breite Lächeln und die schiere Lebensfreude, die er ausstrahlte. Er wirkte so selbstsicher, so sehr mit sich im Reinen. Er schien glücklich damit, das zu tun, was er gern tat. Es war so
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