Julia Extra Band 372
Kopf gesenkt, sodass die langen Haare ihr Gesicht verdeckten. Nachdem Jill kurz mit Muriel gesprochen hatte, nahm sie Aaron und seine Mutter mit ins Behandlungszimmer.
„Dein Dad war ein Freund von mir“, sagte sie zu dem Sechsjährigen. „Ich bin mit ihm zur Schule gegangen, und ich erinnere mich, wie er sich mal den Arm verletzt hat. Damals ist er von seinem Mofa gefallen. Aber du fährst doch noch nicht Mofa, oder?“
Seine Mutter stöhnte. „Wenn er könnte, würde er. Aber diesmal lag es an Rambo.“
„Rambo?“ Jill hob den Kleinen auf die Liege, wo vorhin Jack gelegen hatte. Noch immer schien sie dessen Anwesenheit zu spüren. Das seltsame Gefühl, als hätte sie durch ihre Berührung einen allzu persönlichen Kontakt zu ihm hergestellt. Außerdem machte es sie neugierig, warum er Weihnachten nicht mochte.
„Rambo ist mein Lamm“, antwortete Aaron stolz. „Wir haben geübt.“
„Morgen ist doch Haustier-Tag“, erklärte Mrs Baker. „Rambo soll ordentlich in der Parade mitlaufen, aber er ist in den letzten Tagen unglaublich gewachsen. Weil er für Aaron ein bisschen zu stark ist, hat er ihn umgeworfen.“
„Wo tut’s denn weh?“, erkundigte sich Jill.
„Hier.“ Aaron zeigte auf seinen Unterarm.
„Kannst du deine Finger bewegen?“
Der Junge wackelte mit seinen kleinen, ziemlich schmutzigen Fingern.
„Drück mal meine Hand.“
„Aua!“
„Und wo tut es genau weh?“, fragte Jill.
Nach einer gründlichen Untersuchung des Arms meinte sie: „Ich glaube nicht, dass etwas gebrochen ist. Wenn es schlimmer wird, müssen wir ihn röntgen. Aber ich bin sicher, es ist nur eine Verstauchung. Ein Verband und etwas Ruhe sollten eigentlich ausreichen.“
„Darf ich trotzdem mit Rambo zum Haustier-Tag?“
„Können Mum oder Dad dir bei der Parade helfen?“
„Sie sollen mir nicht helfen. Ich bin doch kein Baby mehr!“
Jill nickte. „Natürlich nicht. Aber du musst aufpassen, dass er dir den Arm nicht noch mehr verletzt. Vielleicht lässt du ihn am besten einfach los, wenn er zu sehr zieht, anstatt ihn festzuhalten.“ Lächelnd wandte sie sich an Aarons Mutter. „Ich denke, das Schlimmste, was passieren könnte, ist, dass Rambo ausreißt und ein Chaos veranstaltet.“
„Was die meisten Tiere sowieso tun werden.“
„Ja.“ Lachend umwickelte Jill Aarons kleines Handgelenk mit einer Bandage. „Ich habe auch mal ein Lämmchen mit in die Schule genommen. Irgendein Hund hat es gejagt, und dann sind beide in die Klassenzimmer gerannt.“
Aaron machte große Augen. „Haben Sie Ärger gekriegt?“, fragte er beeindruckt.
„Eigentlich nicht. Aber ich musste das kleine Geschenk wegmachen, das er für die Lehrerin hinterlassen hat.“
Der Junge lachte. „Wie hieß das Lämmchen?“
„Minty.“
„Kommen Sie morgen auch?“
„Ich werd’s jedenfalls versuchen. Wann ist die Parade?“
„Um zwei“, erwiderte Mrs Baker. „Danach das Barbecue und die Schulentlassung.“
„Das weckt doch viele Erinnerungen.“ Jill seufzte wehmütig. „Ich hoffe, ich schaffe es.“
„Bringen Sie auch ein Tier mit?“, fragte Aaron.
„Im Moment habe ich keins.“ Jill klebte den Verband fest. „Obwohl, ich habe heute eine Hündin gefunden. Wenn ich sie mit zur Schule bringe, erkennt sie vielleicht jemand, sodass wir ihren Besitzer finden können.“ Sie hob Aaron von der Liege herunter. „Aber vorher muss sie dringend gebadet werden. Sie stinkt ein bisschen.“
„Rambo auch.“ Aaron schaute seine Mutter an. „Können wir ihn auch baden?“
„Nein.“
„Bitte!“
„Er ist ein Schaf, Aaron. Schafe werden nicht gebadet.“
„Aber er ist doch mein Tier!“ Aarons Unterlippe fing an zu zittern. „Und ich möchte, dass er gewinnt. Aber ich kann ihn ja nicht selbst waschen, weil mein Arm wehtut!“
Mrs Baker stieß einen tiefen Seufzer aus. „Mal sehen.“
Als Jill die Bakers verabschiedete, verließ Mrs Briggs gerade mit einem Rezept Jims Zimmer.
„Mein Wally kommt später“, sagte sie zu ihm. „Heute Abend findet ein Treffen vom Krankenhaus-Freundeskreis statt.“
„Ach ja?“ Jills Vater klang nicht besonders erfreut. Wieder ein Abend mit beruflichen Verpflichtungen.
„Um halb sieben. Sie werden doch da sein, Dr. Metcalf?“
„Wahrscheinlich“, antwortete er düster.
„Ich werde kommen“, warf Jill ein. „Hat Wally die Nachricht von dem abgestürzten Flugzeug gekriegt, Mrs Briggs?“
„Ja, er ist hingefahren, nachdem er mich hier abgesetzt
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