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Julia Extra Band 372

Julia Extra Band 372

Titel: Julia Extra Band 372 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Meier , Shirley Jump , Natalie Anderson
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morgen noch einmal hier vorbeikommen, um bei Jill alle Angaben zu machen, die sie für ihre Formulare brauchte.
    Er musste zwar nicht im Krankenhaus bleiben, aber er war vernünftig genug, heute keine lange Autofahrt mehr zu unternehmen. Seine starken Kopfschmerzen deuteten auf eine leichte Gehirnerschütterung hin. Außerdem konnte er nicht einfach abhauen und sein schickes Flugzeug kopfüber auf einer Weide stehen lassen, wo die Schafe an der nagelneuen Lackierung herumknabberten. Da Ballochburn so klein war, wusste die Köchin bestimmt, wie er mit Wally Kontakt aufnehmen könnte.
    Aber wo war die Frau? Sie hatte ihn in der Küche versorgt und ihm unmissverständlich klargemacht, dass er bis auf Weiteres sitzen bleiben und sich ausruhen sollte. Danach war sie davongerauscht wie ein Schlachtschiff mit mehreren kleinen Booten im Schlepptau.
    Irgendjemand musste sich doch um diese armen Kinder kümmern, hatte sie erklärt. Und dass der Hund auf gar keinen Fall mit nach oben durfte.
    Dieser hatte sich irgendwohin verkrümelt, und Jack war allein in der riesigen Küche. Etwas mühsam stand er auf, nahm seine Taschen und verließ die Küche mit ihrem wundervollen Duft nach gebackenem Kuchen.
    Da er weder Jill noch ihrem Vater begegnen wollte, blickte er sich erst einmal um. Geradeaus sah er ein Foyer mit einer geschwungenen Treppe und einem uralten Lift, der noch schmiedeeiserne Gittertüren besaß. Vorsichtig ging er den Gang entlang. Zwischen zwei hohen Fenstern entdeckte er eine Glastür, die auf eine Veranda führte und von dort aus in den Garten.
    Auf einer Bank im Schatten eines großen alten Baums saß der größere Junge, der vielleicht wusste, wo die Köchin war.
    „Hallo.“
    Der Junge schaute nicht auf.
    „Jarred, richtig?“
    „Ja“, erwiderte er widerstrebend.
    Jack setzte sich zu ihm auf die Bank. Schon nach dem kurzen Weg vom Gebäude bis hierher dröhnte ihm der Kopf. Und der Schatten wirkte sehr einladend.
    „Ich bin Jack“, meinte er höflich.
    Wieder keine Reaktion.
    Mit gesenktem Kopf saß Jarred da, die Hände in dem verfilzten Fell des Hundes vergraben.
    Jack versuchte es erneut. „Wie läuft’s denn so?“
    „Er darf nicht rein, hat die dicke Lady gesagt.“
    „Nein.“ Jack musterte den Hund. „Ich schätze, das ist okay. Immerhin ist es ein Krankenhaus.“
    „Ich hasse Krankenhäuser.“
    „Ich auch, Kumpel.“
    „Warum hassen Sie die denn?“, fragte Jarred in einem Ton, als hätte nur er das Recht dazu.
    „Eine lange Geschichte.“ Jack lehnte sich zurück und schloss die Augen. „Weißt du, wo die dicke Lady grade ist?“
    „Oben mit ein paar andern Ladys. Sie haben grünes Zeug für ein Bad gefunden. Davon soll das Jucken aufhören.“
    „Na, dann ist sie ja wohl beschäftigt.“
    „Sie meinte, dass sie bald runterkommt. Und ich soll hierbleiben. Sie klang ziemlich sauer.“
    „Ich glaub nicht, dass sie sauer ist.“ Jack blinzelte halb. „Als sie mir gesagt hat, ich soll in der Küche bleiben, klang sie auch sauer. Aber ich denke, sie war bloß nett. Ich warte, bis sie kommt.“
    Diesmal war das Schweigen eher kameradschaftlich. Jack fühlte sich dem Jungen verbunden. Er erinnerte sich noch gut daran, wie es war, neun Jahre alt zu sein und sich ganz allein auf der Welt zu fühlen.
    Immerhin hatte Jarred noch seine Geschwister. Eine Familie. Außerdem kümmerten sich die Metcalfs um ihn, und er würde Weihnachten in diesem Paralleluniversum verbringen.
    Ein Weihnachtsfest, von dem der neunjährige Jack nur hatte träumen können. In eine solche Pflegefamilie war er nie gekommen. Nicht mal für ein paar Tage. Nein, Jarred hatte Glück.
    „Was ist in der schwarzen Tasche?“, wollte der Junge wissen.
    „Meine Kamera.“ Das Symbol seiner neuen Tätigkeit. Eigentlich rechnete Jack nicht ernsthaft damit, als Fotograf seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Es war nur eine Flucht. Aber wie ließe sich besser eine Auszeit nehmen, als hinter einer Kameralinse das Leben aus sicherem Abstand zu betrachten?
    „Darf ich mal sehen?“ Jarred tat so, als wäre es ihm nicht wichtig. Ja, als würde er sogar erwarten, dass seine Bitte abgelehnt wurde.
    Doch Jack kannte diesen Abwehrmechanismus selbst nur allzu gut. „Wenn du willst“, meinte er daher beiläufig. „Ich zeig dir, wie sie funktioniert. Dann kannst du ein Bild von Bella machen.“
    Die Terrassentür stand offen.
    Auf dem Weg zur Küche hörte Jill Stimmen von draußen. Eine davon, tief und voll, war ihr inzwischen so

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