Julia Extra Band 372
hatte.“
„Dann bringe ich Jack mit zu dem Treffen, damit er mit Wally reden kann.“
„Und Hope wird doch auch da sein?“
„Keine Ahnung“, entgegnete Jim gereizt.
„Bestimmt.“ Jill warf ihrem Vater einen warnenden Blick zu, da Mrs Briggs eine erstaunte Miene machte. „Das Weihnachtstreffen würde sie sich nie entgehen lassen. Schon allein wegen Ihrer köstlichen Früchtepasteten.“
„Na ja, dann soll Wally sich mal beeilen und mich nach Hause bringen, dass ich sie backen kann“, meinte Mrs Briggs. „Ich freu mich darauf, Hope nachher zu sehen.“
„Mmm.“ Zumindest würde ihre Mutter in der Nähe sein. Jill hatte sie vorhin angerufen, und Hope war jetzt sicher schon oben, um die Kinder zu betreuen und ihnen Schlafanzüge, Spielzeug und Bücher zu besorgen. Vermutlich auch einen Fernseher und Videos. Und um mit Maisie gemeinsam einen Essensplan zu machen.
Allerdings hatte Jill ihren Vater noch immer nicht darüber informiert, dass es jetzt vier Fälle von Windpocken im Krankenhaus gab. Daher wich sie seinem Blick aus. „Wer ist der Nächste?“
„Würdest du dich um das Mädchen in der Ecke kümmern? Ich weiß nicht, wer sie ist“, sagte er.
Doreen Briggs schaute über ihren Brillenrand. „Keine von hier“, stellte sie fest. „Muss wohl eine Camperin sein.“
Das Mädchen hieß Elise. Sie folgte Jill ins Behandlungszimmer, ohne ihren Blick zu heben.
„Machst du hier Urlaub, Elise?“
„Nein. Ich konnte bloß mit ein paar Leuten mitfahren, die hier campen wollen.“
„Woher kommst du?“
„Aus Dunedin.“
„Weiß deine Familie, dass du hier bist?“
„Nein.“
„Wie alt bist du denn?“
„Achtzehn.“
Der flüchtige Augenkontakt wirkte abweisend. Das Mädchen sah nicht aus wie achtzehn. Sagte sie das vielleicht nur, damit ihre Familie nicht verständigt wurde?
„Und warum bist du in die Sprechstunde gekommen?“, fragte Jill weiter. „Bist du krank?“
„Nein, mir geht’s gut.“
Wieder musste Jill an Jack denken, der ständig behauptete, dass es ihm gut ging, auch wenn es vollkommen offensichtlich war, dass dies nicht stimmte. Elise strahlte etwas Ähnliches aus. Traurigkeit. Und beide schienen etwas zu verbergen. Etwas, vor dem sie auf der Flucht waren.
„Wie kann ich dir denn helfen?“, meinte Jill freundlich.
„Ich hatte einen Job in Dunedin“, antwortete Elise. „Als Schwesternhelferin in einem Seniorenheim. Ich habe auch ein Zeugnis.“
„Das ist gut.“ Jill lächelte.
Elise schaute auf. Nach kurzem Zögern erwiderte sie Jills Lächeln, und für einen Moment verschwand der unglückliche Ausdruck aus ihrem Gesicht. Mit gewaschenem Haar, ein bisschen Sonnenschein, gesunder Ernährung und Kleidung, die nicht wie ein Sack an ihr herunterhing, wäre sie eine hübsche junge Frau gewesen.
„Können Sie mir einen Job geben?“
„Ah.“ Das hatte Jill nicht erwartet. „Deshalb bist du hier?“
„Ja. Ich brauche dringend einen Job.“
Jill nickte. Viele junge Leute kamen nach Central Otago, um einen Ferienjob zu finden. Auf den Obstplantagen gab es immer freie Stellen.
„Aber warum hier, in einem Krankenhaus?“, fragte sie. „Warum nicht draußen auf einer Plantage oder in einem Packschuppen, wo viele Jugendliche in deinem Alter arbeiten?“
„Ich mag Krankenhäuser“, sagte Elise. „Ich möchte gerne Krankenschwester werden. Wollen Sie mein Zeugnis sehen?“
„Okay.“ Jill überlegte. Sie hatte ihrem Vater schon weitere stationäre Patienten aufgebürdet. Wenn sie auch noch anfing, hinter seinem Rücken Personal einzustellen, würde er wahrscheinlich bereuen, dass er sie als Vertretung eingestellt hatte.
Andererseits suchte Maisie schon seit Langem eine Aushilfe für die Küche. Und für die Betreuung der vier Kinder brauchten sie auf jeden Fall für ein paar Tage zusätzliche Hilfe. Außerdem konnte Elise offenbar hervorragend mit alten Menschen umgehen.
„Das ist ein wunderbares Zeugnis“, meinte Jill anerkennend. „Ich bin zwar nicht diejenige, die hier über die Jobs entscheidet, aber ich schau mal, was sich machen lässt. Allerdings wird es wohl noch etwas dauern, bis ich mit jemandem darüber sprechen kann. Ist es in Ordnung für dich, wenn du noch ein bisschen wartest?“
„Klar.“
Der Papierkram war Jack egal. Er wollte weg und beschloss, die Köchin zu suchen, die ihm den Tee und das köstliche Shortbread gebracht hatte, und sie nach einem Taxi zu fragen. Vielleicht gab es ein Motel in der Gegend. Er konnte ja
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