Julia Extra Band 372
schluchzte das Kind.
Jarred, der älteste Junge, hockte neben Bella, die ihre Schüssel bis auf den letzten Krümel ausleckte. „Wir sind alle krank gewesen“, sagte er mürrisch. „Wir haben Pickel.“
„Oh nein!“ Schwerfällig ließ Margaret sich auf einen Stuhl an dem langen Küchentisch sinken. „Ich hatte ja keine Ahnung.“
Jack blieb an der Tür stehen, stellte seine Taschen dort ab und schaute interessiert zu.
„Was für Pickel?“, erkundigte sich Jill. „Kannst du mir das zeigen?“
„Ich kann.“ Der rothaarige Junge hob sein T-Shirt. „Ich hab die meisten.“
Sie betrachtete die magere, blasse Kinderbrust, die von roten Pusteln übersät war. Einige der Pusteln waren mit Bläschen bedeckt.
„Oh.“ Jill holte tief Luft. „Ihr habt alle diese Pickel gehabt?“
„Nat hat keine.“ Jarred wies auf den Kleinsten. „Und meine kriegen jetzt Schorf.“
„Ich hab mehr, als Jarred hatte“, verkündete der Rotschopf. „Und sie jucken ganz, ganz doll.“
„Windpocken“, meinte Maisie triumphierend. „Wusste ich’s doch.“
„Wie heißt du?“, fragte Jill. Wieso waren ihr die Pusteln zwischen den Sommersprossen nicht früher aufgefallen?
„Mel.“
„Wie Mel Gibson“, ergänzte Jarred geringschätzig. „Mum fand ihn heiß.“
Jades Schluchzen wurde lauter. „Ich will meine Mummy!“
Margaret sah aus, als würde sie auch gleich in Tränen ausbrechen. „Es sind also wirklich Windpocken?“
„Ja“, bestätigte Jill. „Allerdings.“
„Das ist eine Katastrophe“, sagte Margaret mit schwacher Stimme. „Wir dürfen Kinder nicht zu privaten Pflegeeltern geben, wenn sie ansteckend sind.“ Sie schluckte mühsam. „Sind sie denn ansteckend?“
„Ja, sehr“, antwortete Jill. „Der Ansteckungszeitraum reicht von ein bis zwei Tagen vor Erscheinen des Ausschlags bis zur vollständigen Verschorfung.“ Sie lächelte den Kindern zu. „In ein paar Tagen fühlt ihr euch alle wieder besser.“
„Aber was soll ich jetzt machen?“, fragte Margaret ratlos.
Wieder lächelte Jill. Für sie war es sonnenklar.
Maisie sah sie an und stieß einen tiefen Seufzer aus. Auch Jack schien Jills Gedanken zu erraten, und ein ungläubiges Lächeln deutete sich in seinen Mundwinkeln an. Es war fast so, als hätte er verlernt, richtig zu lächeln.
„Diese Kinder sind krank“, stellte Jill ruhig fest. „Sie müssen zusammenbleiben, und sie wissen nicht, wohin. Deshalb werde ich sie alle hier ins Krankenhaus einweisen.“
Maisie brummte etwas, das sich anhörte wie „Ich wusste es“.
„Wir haben jede Menge freie Betten“, erklärte Jill bestimmt. „Und wir können noch ein paar Leute zusammentrommeln, die uns helfen.“
„Schön wär’s“, murmelte Maisie vor sich hin.
„Die Kinder werden zusammen in einem Vierbettzimmer untergebracht“, fuhr Jill befriedigt fort. „Ich gebe schnell einer unserer Krankenschwestern Bescheid, damit sie die Betten vorbereitet.“
„Wie lange müssen sie im Krankenhaus bleiben?“, fragte Margaret.
„So lange, bis sie nicht mehr ansteckend sind. So zwischen fünf bis zehn Tagen, je nachdem. Also mindestens eine Woche.“
Genug Zeit, um eine bessere und dauerhaftere Lösung zu finden. Auf diese Weise konnten die Kinder wenigstens über Weihnachten zusammen sein.
Margaret fing Jills Blick auf und lächelte. „Danke“, sagte sie leise. „Sie sind ein Engel.“
Jack ging neben Jill durch einen stillen Korridor. Das Krankenhaus war zu einer Zeit erbaut worden, als man sowohl ästhetisch als auch praktisch geplant hatte. Die hohen Stuckdecken waren an den Rändern mit einem Rosendekor verziert. Der Fußboden bestand aus dunkelbraunem, glatt poliertem Holz, und der lange Gang wurde in regelmäßigen Abständen von hölzernen Bogengängen unterbrochen. Hohe Schiebefenster boten eine Aussicht in den gepflegten Garten.
„Warum haben Sie das getan?“, meinte Jack. „Sie hätten es nicht tun müssen.“
„Es war die perfekte Lösung.“ Jill seufzte sichtlich zufrieden. „Da sie krank sind, dürfte Dad kaum etwas dagegen haben. Er kann gut mit Kranken umgehen, vor allem mit Kindern.“
„Wollen wir’s hoffen“, murmelte Jack.
„Und Mum wird begeistert sein. Es wäre schrecklich für sie gewesen, Margaret zu enttäuschen, und sie würde Himmel und Hölle in Bewegung setzen, um Kindern in einer solchen Lage zu helfen. So kann sie sich um die Kinder kümmern, ohne sie im Haus aufzunehmen. Dadurch wird es dort nicht noch
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