Julia Extra Band 372
sie verzweifelt. „Er erstickt!“
11. KAPITEL
Das Dröhnen des Rettungshubschraubers, der auf dem Parkplatz landete, war ohrenbetäubend. Aber drinnen achtete niemand darauf.
Jack nahm den bewusstlosen Nat aus Maisies Armen. „Was ist passiert?“
„Er hat ein Stück Hähnchen von Mels Teller gegessen.“ Tränen strömten über ihre rundlichen Wangen. „Er hatte solchen Hunger, der arme Kleine. Er hat es sich reingestopft, und dann hörte er plötzlich auf zu atmen.“
Jack legte den kleinen Jungen mit dem Gesicht nach unten über seinen Schoß und drückte mehrfach kräftig zwischen die Schulterblätter. Doch es tat sich nichts. Die Lippen des Kleinen waren bläulich angelaufen, die Atemwege komplett blockiert.
Jim wollte sich auf der Liege aufrichten, doch Hope hielt ihn zurück.
„Bleib, wo du bist, Dad.“ Hastig holte Jill einen Kehlkopfspiegel herbei. „Kannst du seinen Mund öffnen?“, fragte sie Jack. „Dann schaue ich, ob ich was erkennen kann.“
Ja, da war etwas, aber zu weit hinten im Rachen des Kleinen, um es mit den Fingern zu erreichen. „Wo ist deine Magill-Zange?“, fragte sie ihren Vater.
„In der Seitentasche vom Notfallpaket.“
„Dafür haben wir keine Zeit“, stieß Jack hervor. „Er ist blau.“ Er versuchte Mund-zu-Mund-Beatmung. Wenige Sekunden später sagte er jedoch grimmig: „Ich kriege kaum was rein.“
In diesem Moment kamen zwei Sanitäter durch die offene Tür und hinter ihnen Faith und Jarred.
„Was zum Teufel ist hier los?“, wollte einer der Männer wissen. „Ich dachte, wir sollen einen Herzpatienten abholen.“
„Das Kind hier ist am Ersticken“, erwiderte Jack schroff.
„Wir müssen einen Luftröhrenschnitt machen“, erklärte Jill entschlossen.
„Na, dann los. Wir verlieren zu viel Zeit.“ Wieder bemühte er sich, Nat Luft zuzuführen.
„Ich kann nicht, Jack!“ Sie hielt ihre rechte Hand mit dem Verband hoch. „Das musst du übernehmen.“
Plötzlich schien die Zeit stillzustehen. Jill wusste, was sie da von ihm verlangte. Er musste seinen schlimmsten Albtraum noch einmal durchleben, indem er versuchte, einem Kind das Leben zu retten.
Sie legte ihm die Hand auf seine. „Jack“, flüsterte sie. „Du kannst das. Bitte. Tu es für Nat. Für mich. Für dich selbst.“
Dann war die Sekunde der Erstarrung vorbei. Ein Sanitäter lief los, um seine Ausrüstung zu holen. Jack legte Nat auf den Boden, und Jill suchte alle nötigen Instrumente zusammen.
Jim konnte von der Liege aus nur hilflos zusehen, während Hope ihn festhielt.
Faith umarmte Jarred. „Es wird alles gut“, sagte sie immer wieder. „Es wird alles gut.“
Noch nie hatte Jack eine solche Panik gespürt. Den leblosen Körper des Kindes in den Armen, hatte er aufgeschaut und Jarred gesehen, der ihn mit seinem Blick anzuflehen schien. Tu was. Hilf ihm!
Dann Jill, die ihm Kraft gab. Ihre Wärme. Ihre Stimme.
Ja, er musste es tun.
Für Nat und Jarred. Für sich selbst. Aber vor allem für Jill, weil sie an ihn glaubte. Weil sie seine Seele berührt hatte wie noch niemand zuvor. Er würde alles tun, wenn sie ihn darum bat.
Sogar einen Luftröhrenschnitt bei einem kleinen Kind.
Jill reichte Jack den kleinsten Endotrachealtubus, den es gab, und einer der Sanitäter hielt den Absaugkatheter bereit. Jack befestigte den Beatmungsbeutel, sodass er Nat schließlich die erste Ladung Sauerstoff zuführen konnte.
Jetzt, da genug Zeit dafür war, nahm Jack die Magill-Zange, öffnete Nats Mund und leuchtete mit dem Laryngoskop in den Rachen.
Ein scharfer Hühnerknochen steckte dort fest, den Jack sehr behutsam herauslösen musste, um nicht noch mehr Schaden anzurichten. Eine Minute später hielt er das Stück Knochen mit der Zange hoch, damit alle es sehen konnte.
„Sie haben ihn rausgeholt!“ Erleichtert ließ Jim sich auf sein Kissen zurücksinken.
„Er atmet wieder selbstständig“, rief Jill aus. „Seht mal!“
Tatsächlich, die kleine Brust hob und senkte sich auch ohne die Unterstützung durch den Beatmungsbeutel. Doch obwohl der Monitor eine hundertprozentige Sauerstoffsättigung anzeigte, entspannte Jack sich noch nicht.
„Durch die Blockade könnte eine starke Schwellung entstanden sein. Das heißt, er wird den Tubus noch eine Weile brauchen“, meinte er.
Außerdem musste der Kleine so schnell wie möglich auf die Intensivstation. Hoffentlich war er nicht zu lange ohne Sauerstoff geblieben, damit er keine bleibenden Hirnschäden davontrug.
Nat, der wieder
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