Julia Extra Band 373
hatte tausend Änderungswünsche verarbeitet und sich mit doppelt so vielen Anrufen herumgeschlagen, und dann ging es Penelope bei der Heirat nur um die Karriere? „Sie heiraten nicht aus Liebe?“
„Nun, Brock sieht gut aus, er ist auch gut im Bett, aber liebe ich ihn? Wahrscheinlich. Ja, sicher.“
Einen Lügendetektortest würde Penelope nicht bestehen! „Und das Kleid?“, fragte Marietta nach.
„Das macht mich endgültig zum Star. Ich habe gleich erkannt, dass Sie das Talent haben, etwas Außergewöhnliches zu erschaffen, das mich auf alle Titelseiten bringen wird. Sie verstehen nicht, wie das in Hollywood abläuft.“
„Nein, Penny, Sie verstehen nicht.“ Marietta hatte Mühe, nicht zu schreien, als Frustration sich in Ärger wandelte. „Ich kreiere keine Kleider für Bräute, die der Ansicht sind, Ehen hätten ein Verfallsdatum.“
„Hey, das ist aber nicht nett …“
„Aber es ist die Wahrheit. Die Kleider bedeuten mir zu viel. Ich kann Ihnen das Kleid nicht verkaufen.“
„Was? Es ist mein Kleid!“
Marietta wusste, sie sollte hier aufhören und ihre Worte zurücknehmen, aber sie konnte nicht. „Nein, es ist meines – bis ich es Ihnen überlasse. Und was mich betrifft … Sie sollten nicht heiraten, nur um Ihren Film zu promoten und damit Ihr Gesicht von allen Titelseiten herunterlächelt. Mein Kleid ist für eine Braut gedacht, die die Liebe ihres Lebens heiratet.“
Schweigen am anderen Ende der Leitung.
„Die Passagiere des Flugs 115 nach Los Angeles werden zum Boarding aufgerufen“, schallte es durch die Lautsprecher. „Bitte halten Sie Ihre Bordkarte bereit.“
Marietta sah zum Gate, dann auf das Stückchen Papier in ihrer Hand und fühlte sich von hier auf jetzt hundeelend. Über Tausende von Kilometern Entfernung hatte sie gerade ihre Karriere ruiniert.
Sie wollte sich schon entschuldigen, als sie Penelope am anderen Ende aufschluchzen hörte. Verdammt! Jetzt war alles aus! Warum hatte sie nicht einfach den Mund gehalten? Warum hatte sie nicht einfach das Kleid abliefern und ihrer Wege ziehen können? Was interessierte es sie, weshalb Penelope Blackburn – oder sonst wer! – heiratete?
„Penny? Alles in Ordnung?“
Ein Schluchzer. Ein Schnüffeln. Dann: „Nein. Ja.“
„Tut mir leid. Ich hätte das nicht sagen sollen. Ich bin nur gereizt. Der überfüllte Flughafen, der Schnee …“
„Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen, Marietta.“ Penelope seufzte. „Sie haben ja völlig recht.“
„Nein, Penny, ich war gemein, und es tut mir wirklich leid …“
„Ich meine das ernst, Marietta.“ Penelope holte geräuschvoll Luft. „Niemand wagt es mehr, mir die Wahrheit zu sagen. Sie lesen mir alle Wünsche von den Lippen ab und sagen mir ständig, wie großartig ich bin, und nach einer Weile beginnt man, es selbst zu glauben und ist überzeugt, das Zentrum der Universums zu sein.“
Marietta biss sich auf die Lippe, sonst hätte sie herzhaft zugestimmt.
„Und als man mir sagte, dass die Heirat mit Brock Wayne ein guter Schachzug wäre, da … nun, ich dachte, man würde in mir so eine Art Marie Antoinette sehen. Sie hat diesen Ludwig doch auch nur geheiratet, weil es gut für Frankreich war, nicht wahr?“
„Es ist aber nicht gut für sie ausgegangen“, gab Marietta zu bedenken. „Aus Kalkül geschlossene Ehen nehmen meist keine positive Wendung.“
„Sind aus Liebe geschlossene Ehen besser? Überall, wo ich hinsehe, lassen die Leute sich scheiden.“
Es stimmte, aus Liebe heiraten war ein großes Risiko. Man verschenkte sein Herz an jemanden und hoffte, nicht enttäuscht zu werden.
Einmal hatte Marietta ihr Herz verschenkt – und dann selbst eines gebrochen – aus Angst er würde es tun. Aber Reed war kein Herzensbrecher … hatte sie das nicht immer gewusst? Hätten sie nicht vielleicht einen Weg finden können, um ihre Karriereambitionen mit seinen Kleinstadtwurzeln zu vereinen?
„Garantien gibt es nie, wenn man heiratet, das Risiko muss man eingehen.“ Marietta fragte sich, wann sie zum Experten für dieses Thema geworden war.
„Aber Sie, Sie glauben doch an das Happy End. Sie erschaffen schließlich Brautkleider“, kam es von Penny.
Marietta warf einen Blick auf den Kleidersack über ihrem Arm. „Ich? Penny, das ganze letzte Jahr über hatte ich keine einzige Verabredung. Ich war nicht mehr richtig verliebt seit …“
Seit Reed.
Der Gedanke raubte ihr den Atem. Sie sah auf, hoffte ihn zu erblicken. Doch nichts.
„Warum
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