Julia Extra Band 373
fort.“ Mussten sie wirklich diesen himmlischen Moment damit verderben, über ihren Vater zu sprechen? Warum war Stefan überhaupt plötzlich so ernst und still?
„Du hast also gehofft, nach Antaxos zurückzukehren und wieder abzureisen, ohne dass er etwas davon weiß?“
„Ja, natürlich. Was meinst du, warum ich zu dir gekommen bin? Oder mich als Nonne verkleidet habe? Er hätte mich nie gehen lassen, wenn er auf der Insel gewesen wäre. Du hast keine Ahnung … ich habe die Sache seit Langem geplant.“
„Warum willst du überhaupt zurück? Bleib einfach hier bei mir.“
Ein verlockendes Angebot. „Das geht leider nicht. Ich muss noch etwas von der Insel holen …“ Jahre der Lüge ließen sich nicht einfach abschütteln. Das Bedürfnis, den Schein zu wahren, war ihr in Fleisch und Blut übergegangen. „Wichtige Dinge. Aber ich habe nicht vor, mich dort lange aufzuhalten. Ich muss wieder fort sein, bevor er zurückkommt.“
„Weil du Angst hast, dass er dich nicht gehen lassen will? Behaupte dich gegen ihn.“ Stefan setzte sich hin. „Zeig ihm, dass du erwachsen bist, dann behandelt er dich vielleicht auch so.“
Ohne seine Nähe wollte Selene auch nicht liegen bleiben. „Du kennst meinen Vater nicht.“
„Ich weiß, dass echte Unabhängigkeit auch bedeutet, zu dem zu stehen, was man tut. Warum willst du das hier vor ihm verbergen? Sag ihm, dass du bei mir bist. Zeig ihm, dass du keine Angst vor ihm hast.“
Doch sie hatte Angst. Es wäre sogar dumm von ihr gewesen, keine Angst zu haben. Sie musste sich nur vor Augen halten, was in der Vergangenheit geschehen war, wenn sich jemand ihrem Vater widersetzt hatte, und nur daran denken, dass ihre Mutter im Moment auf Antaxos allein und sehr verletzlich war. „Das kann ich nicht. Noch nicht.“
Selene stand auf. Sie merkte, dass sie plötzlich ein völlig anderes Körpergefühl hatte. Unter Stefans bewundernden Blicken fühlte sie sich schön und begehrenswert, als sie sich aus der kleinen Garderobe, die er ihr gekauft hatte, etwas aussuchte.
„Komm wieder ins Bett. Wenn du unbedingt willst, fliege ich dich später nach Antaxos. Wir holen alles, was du brauchst, und dann kommst du mit mir nach Athen. Ich helfe dir beim Aufbau deines Geschäfts.“
„Nein, ich muss das allein tun.“
Sie verschwand im Bad und stellte sich unter die Dusche. Als sie mit geschlossenen Augen nach der Seife tastete, kam Stefan ihr zuvor.
„Mmm, diese Seife riecht wie du.“
Lächelnd strich sie sich das nasse Haar aus dem Gesicht und schmiegte sich an ihn, als er die Hände über ihren Körper wandern ließ. „Es ist eine meiner Seifen, die es in den gleichen Duftnoten gibt wie die Kerzen.“
„Jetzt weißt du wenigstens etwas mehr über Verführung.“
Er küsste ihr den Nacken, und sie schloss genüsslich die Augen. Aber ihre innere Unruhe machte es ihr unmöglich, sich zu entspannen. Widerstrebend entzog sie sich seiner Umarmung und griff nach dem Badetuch. „Ich muss fort.“
Sie wollte es jetzt so schnell wie möglich hinter sich bringen, um ihr neues Leben beginnen zu können. Dennoch zögerte sie im Schlafzimmer, das hübsche Leinenkleid anzuziehen, das sie sich ausgesucht hatte. Im Geiste hörte sie die Stimme ihres Vaters, es sei viel zu kurz, zu aufreizend, sie solle etwas weniger Auffälliges tragen.
Aber ihr Vater würde sie ja gar nicht darin sehen. Es würde keinen Streit mit ihm geben, weil sie nur noch dieses eine Mal nach Hause zurückkam und er gar nicht da war.
Stefan war ihr, nur mit einem Handtuch um die Hüften, ins Schlafzimmer gefolgt. Entschlossen, sich nicht ablenken zu lassen, ließ Selene ihr Badetuch zu Boden fallen und griff nach dem Kleid. Hinter ihr atmete Stefan hörbar ein. Selene drehte sich arglos lächelnd zu ihm um und bemerkte, dass sein Blick auf ihrem Körper ruhte.
„ Theé mou , war ich das? Habe ich dir so wehgetan?“ Nach wenigen Schritten stand er neben ihr und drehte sie, um sich ihre Arme und ihren Rücken genauer anzusehen. „Du hast blaue Flecken. Fingerabdrücke.“
Sie wand sich aus seinem Griff und zog sich rasch das Kleid über den Kopf. „Schon gut, das ist nichts …“ Das war Teil ihrer Vergangenheit und sollte es auch bleiben. Sie wollte nicht, dass er davon erfuhr.“
Stefan aber war ganz blass geworden. „Ich dachte, ich wäre zärtlich gewesen. Du hättest mir sagen sollen, dass ich dir wehtue.“
„Aber du hast mir nicht wehgetan. Du warst wundervoll. Wirklich, Stefan, das ist gar
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