Julia Extra Band 373
nichts …“ Schuldbewusst wich sie seinem Blick aus, denn sie schämte sich, ihm die Wahrheit zu sagen. „Ich bekomme einfach leicht blaue Flecken, ok? Das hat nichts mit dir zu tun.“ Rasch band sie sich das lange Haar zu einem Pferdeschwanz zusammen. Sie hatte es plötzlich sehr eilig, alles so schnell wie möglich hinter sich zu bringen. „Ich nehme die Fähre nach Poulos, und von dort werden die Nonnen mich mit dem Boot übersetzen.“
„Ich bringe dich zurück nach Antaxos.“
„Nein! Jemand könnte dich sehen und meinen Vater anrufen. Ich kann nicht riskieren, dass er erfährt, dass ich die Insel verlassen habe, sondern brauche einen Vorsprung.“
„Selene …“ Stefan strich sich nervös durchs Haar. „Er weiß es vermutlich schon.“
Sie bückte sich und zog sich die Pumps an. „Woher sollte er es wissen? Er ist bei einer seiner Frauen und kommt erst in sechs Tagen zurück.“
„Er weiß es, weil er sicher die Fotos gesehen hat. Fotos von uns beiden.“
„Jemand hat Fotos von uns gemacht?“ Selene starrte ihn entgeistert an. „Wie ist das möglich? Das war doch eine Privatparty in deinem Haus. Ich habe keine Journalisten gesehen. Bitte, sag, dass du nur Spaß machst.“
„Ich mache keinen Spaß.“
„Nein!“ Sie war kreidebleich geworden und tastete Halt suchend nach einem Stuhl.
Stefan beobachtete sie aufmerksam. „Warum regt dich das so auf? Du hattest kein Problem damit, zu viel Champagner zu trinken, in meinem Bett aufzuwachen, mit mir zu schlafen …“
„Das ist etwas anderes. Mein Vater weiß nichts von alledem.“ Jedenfalls hatte sie das geglaubt!
„Dein neues Leben funktioniert also nur, wenn dein Vater nichts davon weiß? Der erste Schritt zur Unabhängigkeit besteht darin, für sich selbst einzustehen. Sag deinem Vater einfach, dass du dein eigenes Leben führen willst. Was kann er schon tun?“
Sie wusste nur zu gut, was er tun konnte. Und dass er nicht zögern würde, es zu tun. „Woher weißt du von den Fotos? Zeig sie mir.“ Vielleicht hatte er sich ja geirrt.
Wortlos nahm Stefan sein Handy und wählte sich ins Internet ein. Wenige Klicks weiter hatte er gefunden, was er suchte … Fotos, die Selene nun endgültig in Panik versetzten.
„Oh nein“, flüsterte sie entsetzt. „Du und ich, wie wir uns küssen. Als Nahaufnahme. Er wird vor Wut rasen. Wer hat das Foto gemacht? Wer?“
„Ich vermute, Carys. Sie schreibt eine Klatschkolumne für ein Hochglanzmagazin und auch für andere, wenn die Geschichte pikant genug ist.“
Selene brauchte einen Moment, um die Tragweite dieser Information zu begreifen. „Aber wenn du das gewusst hast, musste dir auch klar sein, dass die Gefahr bestand, dass sie Fotos macht … und aller Welt von mir erzählt. Du musst gewusst haben …“ Endlich glaubte sie zu begreifen. „Warte, sagte sie nicht etwas von deiner Skrupellosigkeit, dass du Menschen für deine Zwecke einspannst? Du hast es absichtlich getan! Du hast mich auf deine Party eingeladen, um meinem Vater eins auszuwischen!“
„Ich habe dich eingeladen, weil ich keine Partnerin hatte und du dich mir buchstäblich angeboten hast … so unschuldig und gleichzeitig so sexy, dass dem kein Mann hätte widerstehen können.“
„Und weil du wusstest, dass du meinen Vater damit richtig wütend machen konntest?“
Er schaute sie ungerührt an. „Ja, ich wusste, dass es ihn wütend machen würde. Aber du vermutlich auch. Wenn er dein Handeln gebilligt hätte, wärst du ja erst gar nicht zu mir gekommen.“
„Aber es war wichtig, dass er es noch nicht herausfindet! Was meinst du, warum ich mich verkleidet habe?“ Wie naiv war sie doch gewesen, Stefan zu vertrauen! „Du hast mich selbst gewarnt, jeder hat mich vor dir gewarnt, sogar Maria … und ich war zu dumm, auf diese Warnungen zu hören!“ Weil sie sich fünf Jahre lang an ein Traumbild von ihm geklammert hatte, das sie sich nicht hatte zerstören lassen wollen. Weil er ihre ganze Hoffnung gewesen war. „Ich dachte, du wärst nett und rücksichtsvoll, stattdessen wolltest du mich nur einwickeln, um einem Geschäftsrivalen eins auszuwischen.“
„Hier geht es nicht ums Geschäft. Ich trenne Privates und Geschäftliches streng voneinander.“
Sie glaube ihm nicht mehr. „Was für ein Mensch bist du eigentlich?“
„Ein Mann, der keine Angst hat, deinem Vater die Stirn zu bieten. Weshalb du ja überhaupt erst zu mir gekommen bist. Ich bin genau die Person, die du erwartet hast, als du gestern früh in
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