Julia Extra Band 373
Champagner, der … Sex. Um möglichst pikante Fotos zu bekommen.“
„Das ist nicht wahr.“
„Und deshalb hast du mich auch ‚gerettet‘, stimmt’s? Um meinem Vater noch eins zu versetzen.“
„Was sollen diese Verschwörungstheorien? Das alles wäre doch gar nicht passiert, wenn du irgendjemandem erzählt hättest, dass dein Vater dich und deine Mutter schlägt.“
„Ich habe es versucht. Einmal und nie wieder! In der Öffentlichkeit gelten wir als die perfekte Familie, hast du das vergessen? Mein Vater ist eine Stütze der Gesellschaft. Oh, natürlich ein harter, rücksichtsloser Geschäftsmann, aber eben auch der ‚gute‘ Familienmensch. Weißt du, dass er sogar eine wohltätige Organisation unterstützt, die Frauen hilft, die Opfer häuslicher Gewalt sind?“ Die Ironie schnürte ihr fast die Kehle zu. „Ein einziges Mal habe ich die Polizei gerufen … Er sagte ihnen, ich würde als Teenager gerade eine schwierige Phase durchlaufen. Sie haben natürlich ihm geglaubt. Oder sie haben einfach nicht gewagt, ihn zu verhaften, aus Angst vor den Konsequenzen. In jedem Fall war es danach für meine Mutter und mich nur noch schlimmer.“
„Du hast mich in dem Glauben gelassen, ich hätte dir diese blauen Flecken beigebracht“, warf Stefan schroff ein.
„Ich … wusste nicht, was ich hätte sagen sollen“, antwortete sie schuldbewusst.
„Die Wahrheit wäre nicht schlecht gewesen. Ich habe mir immer wieder den Kopf zermartert, wie mir so etwas passieren konnte.“
„Ich … habe nur an meine Mutter gedacht. Denn wenn ich es dir gesagt hätte, hättest du mir entweder sowieso nicht geglaubt … oder du hättest versucht, mich am Weggehen zu hindern.“
„Vielleicht hätte ich dir aber auch geholfen. Wenn du mir von Anfang an die Wahrheit erzählt hättest. Anstatt mich in dem Glauben zu lassen, ich hätte dich verletzt.“
„Du hast mich verletzt!“, begehrte sie auf. „Du warst mein Held. Ein Traum, in den ich mich geflüchtet habe, wenn es zu Hause besonders schlimm war. Und als ich schließlich tatsächlich so weit war, für meine Mutter und mich die Flucht planen zu können, warst du natürlich Teil des Szenarios. Ich hatte alles so gut durchdacht und war auf alles vorbereitet … nur nicht darauf, dass du mich belügst und mich als Faustpfand in einem blöden Geschäftspoker mit deinem Erzrivalen benutzt!“
Stefan sah, dass sie schwankte, und streckte besorgt eine Hand nach ihr aus, doch Selene wich zurück.
„Fass mich nicht an“, sagte sie heiser. „Fass mich nie wieder an, hörst du? Du hast mir vielleicht nicht körperlich wehgetan, aber mich tiefer verletzt als mein Vater.“ Weil er ihr etwas bedeutete. Lieber Himmel, weil sie schon viel zu viel für ihn empfand! Aber das durfte er auf keinen Fall erfahren. „Du bist auf deine Weise genauso schlimm wie mein Vater. Ich will nur noch, dass du mich und meine Mutter im nächsten Hafen absetzt.“
„Das kommt überhaupt nicht infrage. Zwar wird dein Vater in diesem Moment verhaftet, und er wird sich auch vor Gericht verantworten müssen, aber womöglich setzt man ihn gegen Kaution auf freien Fuß. Wir wissen beide, dass er sehr mächtige Freunde hat, deshalb bleibst du bei mir. Das ist nicht verhandelbar. Und jetzt setz dich, bevor du noch ohnmächtig wirst.“
Gestern hätte sie ihm noch geglaubt, dass er sich ehrlich um sie sorgte. Doch das war vorbei. „Wenn du meinst, du könntest mich als Druckmittel gegen meinen Vater benutzen, da irrst du dich gründlich“, sagte sie verächtlich. „Eins sollte dir klar sein: Meinem Vater ist egal, was du mit mir machst … und wenn du mich mit einer roten Schleife versehen und über Bord werfen würdest. Mein Vater liebt mich nicht.“ Es tat weh, das auszusprechen. Was an ihr war nur so wenig liebenswert?
Selene blinzelte gegen Tränen an und wandte das Gesicht ab. Doch es war zu spät. Stefan hatte es schon gesehen.
Er trat näher und fasste sacht unter ihr Kinn. „Wenn das stimmt, baust du dir sowieso besser ein neues Leben ohne ihn auf. Ich helfe dir dabei.“
Seine scheinbar so liebevollen Worte waren mehr, als sie ertragen konnte. „Nein danke, deine Vorstellung von ‚Hilfe‘ habe ich ja bereits kennengelernt. Von jetzt an helfe ich mir nur noch selbst. Ich will nichts mehr mit ihm und mit dir zu tun haben.“
„Denk erst einmal in Ruhe darüber nach. Wo willst du denn hin? Wenn du mir von Anfang an die Wahrheit gesagt hättest, hätte ich Wege gefunden, deine
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