Julia Extra Band 373
da anscheinend alle Blicke auf sich zog. Außerdem hatte sie ein für alle Mal genug von „scharfen“ Männern. „Kann ich Ihnen noch etwas bringen?“
„Vielleicht nur diesen Griechen, der am Tisch hinter Ihnen Platz genommen hat“, flüsterte ihr die Touristin zu und sah in die gleiche Richtung wie Mariana. „Sind die alle hier so sexy? Dann ziehe ich hierher.“
„Das wäre toll für die hiesige Wirtschaft“, meinte Selene freundlich und räumte die leeren Gläser auf ihr Tablett. Sie benutzte hier den Mädchennamen ihrer Mutter und genoss es, von niemandem erkannt zu werden. Das Beste war, dass sie endlich so leben konnte, wie sie wollte, ohne dass sich jemand einmischte.
„Er schaut immer in diese Richtung …“ Die Touristin spähte über ihre Sonnenbrille hinweg. „Wow, bei den Augen könnte ich glatt vergessen, dass ich verheiratet bin. Wenn er Anschluss sucht, schicken Sie ihn ruhig zu mir.“
Neugierig geworden, drehte Selene sich nach dem Mann um, der so viel Aufmerksamkeit erregte, und erstarrte. Sie hätte es sich denken können. Stefan saß an dem Tisch in der Ecke. Kein Mann zog wie er die Blicke der Frauen auf sich. Und jede, die ihn sah, fragte sich unwillkürlich, wie es wohl wäre, eine Nacht in seinen Armen zu verbringen.
Sie wusste es. Als sich ihre Blicke begegneten, war klar, dass er sich durch ihr verändertes Aussehen nicht hatte täuschen lassen und sie sofort erkannt hatte. Heiße Erinnerungen wurden in Selene wach, die sie vergeblich zu verdrängen versuchte. Das alles war nicht echt gewesen. Jedenfalls nicht für ihn.
„Kalimera.“
Beim sanften, warmen Klang seiner Stimme jagte ihr ein Schauer über den Rücken. Es war nicht fair, dass sie immer noch so eine Schwäche für ihn hatte.
„Was willst du hier?“, fragte sie heiser.
„Ich nehme einen Drink in einer gemütlichen taverna nach einem langen, anstrengenden Arbeitstag.“ Entspannt streckte er die langen Beine aus.
„Warum ausgerechnet diese Taverne?“
„Die Antwort kennst du.“
Allmählich erregten sie Aufmerksamkeit. Selene sah, dass ihr Boss sie stirnrunzelnd beobachtete, was sie daran erinnerte, wie wichtig ihr dieser Job war. „Was kann ich dir bringen?“
„Nur einen Kaffee. Mir gefällt deine neue Frisur. So kommt dein Gesicht richtig zur Geltung.“
Natürlich schmeichelte ihr das Kompliment. Es war das Erste, was sie in ihrem neuen Leben getan hatte: Sie hatte sich das lange Haar abgeschnitten und die blonden Locken ohne mit der Wimper zu zucken in den Müll geworfen. Dann hatte sie sich nach einem Job umgesehen und mit Glück und Marianas Hilfe hier in der Taverne angefangen. „Was willst du, Stefan?“
„Du hättest dein Haar aber nicht abschneiden müssen. Du brauchst dich nicht zu verstecken.“
Erschrocken blickte sie sich um, ob auch keiner zuhörte. „Ich verstecke mich nicht. Ich arbeite am helllichten Tag in einem Restaurant.“
„Du bist bemüht, keine Aufmerksamkeit zu erregen. Du hast dein Haar abgeschnitten. Du bist nervös. Ich kann dich beschützen.“
„Zu spät. Ich glaube nicht mehr an Helden.“
„Und was ist mit dem Zugeständnis, dass ein Mann auch einmal einen Fehler machen kann? Glaubst du daran?“
Es war gefährlich, ihm überhaupt zuzuhören. „Ich hole dir deinen Kaffee.“
„Wann hast du hier Feierabend?“
„Das ist egal. Ich möchte nicht, dass du wiederkommst. Du … könntest ihn auf meine Spur bringen.“ Sie hatte sich entschieden, ein so normales Leben wie möglich zu führen, aber allein bei der Vorstellung, dass ihr Vater sie aufspüren könnte, wurde es ihr schlecht.
„Ich lasse nicht zu, dass er dir wehtut.“
„Hör zu, das letzte Mal warst du der Grund, warum er mir wehgetan hat.“
„Keine Angst, das wird nicht wieder vorkommen. Du weißt sicher, dass die Polizei ihn nach der Vernehmung wieder auf freien Fuß gesetzt hat, aber wir haben dich nicht eine Sekunde aus den Augen gelassen.“
„Du hast mich beschatten lassen?“ Unwillkürlich blickte Selene sich um. Wieso hatte sie nichts bemerkt?
„Takis heuert nur die Besten an“, erklärte Stefan, der ihre Gedanken erraten zu haben schien. „Wie ich schon sagte, du brauchst keine Angst zu haben.“
„Ich habe keine Angst, und ich will nicht, dass du dich in mein Leben einmischst!“
„Du hast mir vorgeworfen, dich in Gefahr gebracht zu haben. Also musst du mir wenigstens die Möglichkeit geben, das wiedergutzumachen. Lass uns bei einem Abendessen in Ruhe darüber
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