Julia Extra Band 374
kleinen Waschbecken gewaschen hatte, nahm Meg ihren Mut zusammen und ging zurück zu ihrem Platz.
Die Decken und Kopfkissen waren weggeräumt und die Sitze senkrecht gestellt worden. Das Frühstück wurde serviert, und sie versuchte, höflich Konversation zu machen. Niklas antwortete nur einsilbig. Er las weiter seine Zeitung, aß sein Croissant und trank starken schwarzen Kaffee, als wäre zwischen ihnen überhaupt nichts passiert, als hätte er nicht ihre Welt erschüttert.
Das Geschirr wurde abgeräumt, und Niklas las weiter. Als der Sinkflug begann, stellte Meg fest, dass sie das Landen jetzt auch hasste. Weil sie nicht wieder in ihrem alten Leben ankommen wollte.
Natürlich konnte man nicht ewig fliegen. Sie wusste das. Und ein Mann wie Niklas würde nach der Landung weiterziehen. Dass es mehr als ein netter Zeitvertreib gewesen war, daran glaubte sie nicht. So naiv war sie nicht.
Sie akzeptierte, dass es nur um Sex ging.
Und dennoch war sie Niklas nicht nur deswegen völlig verfallen.
Er streckte die Beine aus. Aus irgendeinem Grund war seine Anzughose noch immer nicht zerknittert. Meg wandte den Blick ab und versuchte, nicht daran zu denken, was unter dem Stoff war, was sie unter ihren Fingern gespürt hatte, versuchte, nicht an seine Küsse zu denken, an die Leidenschaft, die sie kennengelernt hatte.
Vielleicht wäre es besser gewesen, nicht den Platz neben ihm zu haben. Weil sie von jetzt an bloß vergleichen würde. Trotz ihrer Unerfahrenheit war ihr sehr wohl klar, dass es nicht viele Männer wie Niklas gab.
Scheinbar las Niklas noch immer Zeitung. In Wirklichkeit plante er schon, seine Termine an diesem Tag abzusagen. Er nahm an, dass Meg am Flughafen von einem Fahrer abgeholt wurde, der sie zu ihrem Hotel und ihren Eltern bringen sollte. Aber er würde sich etwas einfallen lassen, um dieses Hindernis zu umgehen.
Er hatte nicht die Absicht zu warten.
Oder er würde doch warten und sich für heute Abend mit ihr verabreden. Er dachte an ihre kontrollierenden Eltern und genoss den Gedanken, direkt vor ihrer Nase mit Meg zu schlafen.
Sie war wunderschön.
Ihr Anblick, als sie unter ihm gekommen war. Bei der Erinnerung daran bewegte er sich kaum merklich auf seinem Sitz.
„Meine Damen und Herren …“
Niklas und Meg sahen auf, als die Stimme des Kapitäns ertönte.
„Aufgrund eines Zwischenfalls auf dem Los Angeles International Airport werden alle Flugzeuge umgeleitet. Wir landen in knapp einer Stunde in Las Vegas.“
Der Kapitän entschuldigte sich für die Unannehmlichkeiten, und Meg und Niklas hörten die anderen Passagiere stöhnen und murren. Das Flugzeug begann zu steigen, und wenn sie neben jemand anderem gesessen hätte, dann hätte sich Meg vielleicht auch beklagt. Oder sie wäre wegen des längeren Flugs in Panik geraten. Oder sie hätte sich Sorgen gemacht, was in Los Angeles vorging …
Stattdessen lächelte sie, als Niklas ihr das Gesicht zuwandte.
„Viva Las Vegas!“, sagte er, nahm ihre Fernbedienung, brachte Megs Sessel wieder in die Waagerechte und fing da wieder an, wo er aufgehört hatte.
4. KAPITEL
„Es war falscher Alarm.“
Sie saßen noch im Flugzeug auf der Rollbahn. In der Sekunde, in der sie in Las Vegas gelandet waren, hatte Niklas sein Telefon eingeschaltet und jemanden angerufen. Er unterbrach das Gespräch kurz, um Meg zu informieren, dass die Sache in Los Angeles falscher Alarm gewesen war, dann redete er weiter.
„Aguarde, por favor“ , sagte er und sah wieder Meg an. „Ich spreche mit meiner persönlichen Assistentin Carla. Ich kann sie bitten, dir auch einen Flug nach Los Angeles zu buchen. Sie wird das schnell erledigen.“
Und dafür sorgen, dass er neben Meg sitzen würde.
„Also? Wann willst du da sein?“
So bald wie möglich. Das wäre die normale Reaktion. Aber an ihrer Reaktion auf Niklas war nichts normal. Ohne Zweifel blickte er sie auffordernd an, doch sie musste ihm erst erklären, dass das, was zwischen ihnen passiert war, nicht gerade typisch für sie war.
Gelinde gesagt.
Nur war sie ganz verrückt nach ihm, und er wartete auf ihre Antwort, und sein Mund war so schön, und sie wollte nicht, dass es mit einem Kuss an einem Gate endete.
„Auf dem Flughafen wird die Hölle los sein, bis der Rückstand abgebaut ist. Ich kann Carla sagen, sie soll uns Plätze für morgen buchen.“ Niklas hatte die Entscheidung schon getroffen. Er hatte monatelang keine vierundzwanzig Stunden für sich gehabt, und im Moment konnte er sich nichts
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